Die Mehrheitsbeteiligung von Zalando an Highsnobiety untermauert einmal mehr die Relevanz von Subkulturen für die Markenpräferenzen und Kaufentscheidungen der Gen-Z & Gen-Y. Hiphop- & Street Culture nehmen in diesem Kontext die größte und einflussreichste Rolle ein. Ein Gastbeitrag von Hiphop-Experte Philipp Bondel.
Ich erinnere mich noch gut an den Sommer 2020, als mein Co-Founder Tobias Kargoll und ich am Businessplan für The Ambition saßen und bei unserer Recherche über das B2B-Angebot von Highsnobiety stolperten. Wir brauchten nicht lange, um zu verstehen, dass dort Menschen sitzen müssen, die nicht nur ein seit Jahren erfolgreiches Fashion-Magazin betreiben, sondern auch viel Zeit und Herzblut investieren, um Daten zu erheben, kulturelle Phänomene einzuordnen und Marken dabei an die Hand zu nehmen, relevante Geschichten zu erzählen.
Online-Retailer erwirbt Mehrheitsbeteiligung
Zalando schnappt sich Highsnobiety
Das war beeindruckend und motivierend zugleich, denn spätestens in diesem Moment wurde uns klar, dass wir über kurz oder lang auf dem gleichen Spielfeld stehen und um ähnliche Kunden kämpfen werden. Wir, aus unserer Musik-Kompetenz heraus. Highsnobiety, aus ihrer Fashion-Kompetenz heraus. Beide vereint in ihrem unbändigen Glauben an den Einfluss von Hiphop- bzw. Street Culture, die heute aufgrund ihrer schieren Größe praktisch synonym ist für Popkultur.
Aus der Peripherie ins Zentrum der Mode
Kommt der nächste Hype aus diesem Mailänder Trend-Labor?
Im Dezember 2021, knapp ein Jahr nach Gründung von The Ambition, haben sich David Fischer und ich in Berlin getroffen, uns erstmals persönlich ausgetauscht und gegenseitig in die Karten blicken lassen. Und wieder war ich positiv überrascht. Dieses Mal nicht von Daten und Insights, sondern von der Offenheit, mit der David uns auf dem Spielfeld willkommen hieß, seine Gedanken teilte und klar wurde, dass für beide die Mission über Eitelkeiten steht. Zumal die Herausforderung gigantisch ist: Alleine in Deutschland, einem Land, in dem sich aktuell ganze 65% (!!!) der Gen-Z als Teil der Hiphop-Kultur sehen, gibt es auf Unternehmensseite so viel Aufklärungs- und Übersetzungsarbeit zu leisten, dass einem regelmäßig schwindelig wird.
Highsnobiety-Chefeinkäufer Herbert Hofmann ist Kopenhagen-Fan
"Skandinavier spüren Tendenzen immer früher auf"
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: In diesem Land wird eine Kultur zu einer Nische erklärt, die mehr als 20 Millionen Menschen unmittelbar in ihren Kaufentscheidungen beeinflusst. Erst vor wenigen Wochen ergab eine von Appinio und uns durchgeführte Studie, dass bei 77% der Gen-Z, die sich der Hiphop-Kultur zugehörig fühlen, die Kultur einen maßgeblichen Einfluss darauf hat, welche Marken und Produkte sie gut finden. Anders ausgedrückt: Entscheider, die sich heute noch erlauben, diesen Faktor nicht in ihre Unternehmens-Pläne mit einfließen zu lassen, setzen den Erfolg ihrer Marke auf's Spiel.
Und nicht nur die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Auch das inhaltliche Potential, Marken und Produkte mit der notwendigen Relevanz aufzuladen, ist auf kaum einem anderen Spielfeld größer. Man muss Subkultur dafür jedoch als lebendiges Gebilde und Ökosystem aus Talenten und Plattformen verstehen – und nicht als "Tauschbörse" für etwas, was Boomer gerne mit "coolness” betiteln.
Fokus Client-Management
Highsnobiety verstärkt Führungsteam
Entsprechend kann man sowohl Zalando als auch Highsnobiety zu diesem Schritt nur gratulieren. Erstere holen sich Authentizität, kulturelles Know-How und wertvolle Insights ins Haus, Letztere schaffen sich auf diesem Wege neue budgetäre und technologische Möglichkeiten, um im Bereich E-Commerce noch größer zu denken und, um es mit den Worten von David zu sagen, sein "Lebenswerk auf die nächste Stufe zu heben".
Dass dieser Deal zudem in einer Phase der Weltwirtschaft abgeschlossen wird, in der viele ihr Geld in Sicherheit bringen und das große Lied des Abschwungs anstimmen, unterstreicht umso mehr, wie wichtig und dringend dieser Schritt für Zalando war und wie wertvoll kulturelles Know-how und exklusive Zugänge sind.
David Fischer von Highsnobiety über Hypes und High Fashion
"Jeder will es haben"