Amazon wirbt um Mitarbeiter aus anderen Bereichen, die derzeit nicht weiter beschäftigt werden können.
Der Aufruf geht auch an Mitarbeiter aus Bereichen, die in der Krise nicht weiter beschäftigt werden können. "Wir möchten, dass diese Menschen wissen, dass wir sie in unseren Teams willkommen heißen, bis sich die Dinge wieder normalisieren und ihr früherer Arbeitgeber in der Lage ist, sie weiter zu beschäftigen", heißt es aus der Münchner Unternehmenszentrale. Außerdem räumen die Onliner ein, dass es zu Lieferverzögerung kommen kann.
Kritik von Seiten der Gewerkschaft
In den vergangenen Tagen gab es heftige Kritik von der Gewerkschaft. So sei die Lohnerhöhung um zwei Euro pro Stunde nur eine Anwesenheitsprämie, die dazu führe, dass sich Beschäftigte in dieser Corona-Krisenzeit krank zur Arbeit schleppen, hieß es von Verdi.
Medienberichten zufolge hatten vor allem Amazon-Mitarbeiter in den US-amerikanischen Logistikzentren über Stress und schlechte Arbeitsbedingungen geklagt. Darauf reagieren die Onliner jetzt mit verstärkten Sicherheitsbedingungen und Hilfsfonds.
Längere Lieferzeiten als üblich
So räumt Amazon ein, dass es im Zuge der durch die wachsende Ausbreitung von Covid-19 verstärkten Nachfrage im Online-Shopping zu Lieferverzögerungen komme. "Um unsere Kunden zu beliefern und gleichzeitig die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten, haben wir unsere Prozesse in den Bereichen Logistik, Versand, Lieferketten, Einkauf und Verkaufspartner angepasst. So können wir die Lagerung und Lieferung von Artikeln, die für unsere Kunden eine höhere Priorität haben, vorrangig behandeln. Dies hat dazu geführt, dass einige unserer Lieferzusagen länger als üblich sind", erklären die Münchner.
Mehr als 100.000 neue Mitarbeiter in den USA
Noch stärker gestiegen sei die Nachfrage in den USA. Deshalb werden dort mehr als 100.000 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, um insbesondere die am stärksten Gefährdeten, wie ältere Menschen, zuverlässig beliefern zu können.
Noch keine Einschränkungen in Deutschland
Während in Italien und Frankreich seit Montag nur noch Lebensmittel und Hygieneartikel geliefert werden, versende Amazon hierzulande weiterhin Artikel aus dem gesamten Sortiment. "Für nicht dringend benötigte Artikel können Kunden ab sofort Versandoptionen auswählen, durch die Bestellungen zusammengefasst und dadurch weniger Stopps im Liefergebiet anfallen. So kann Amazon Kunden mit dringenden Bedürfnissen zuerst bedienen", heißt es.
Null Toleranz für Preistreiberei
Im gesamten Unternehmen werde daran gearbeitet, die Produkte und Dienstleistungen bereitzustellen, die angesichts der globalen Pandemie benötigt werden. Dabei gäbe es Systeme und Maßnahmen, die "eine faire Preisgestaltung gewährleisten und Kunden davor schützen, von Krisengewinnlern ausgenutzt zu werden", versichern die Onliner. Dennoch gibt es Artikel wie Toilettenpapier und Atemschutzmasken derzeit nicht zu Preisen unter 10 Euro.
Kontaktlose Lieferung
Ähnlich wie bei anderen großen Paketdienstleistern und Lieferanten soll auch der Kontakt zwischen Lieferpartnern und Kunden minimiert werden. "Wenn ein Fahrer klingelt, stellt er die Bestellung an der Türschwelle ab und tritt dann zurück, während auf die Annahme der Kunden gewartet wird", so Amazon.
Fonds für kranke Mitarbeiter
Zur Unterstützung von unabhängigen Lieferservice-Partnern und deren Fahrern, sowie für Amazon Flex- und Saisonarbeiter, die sich in einer finanziellen Notsituation befinden, wurde ein „Amazon Relief Fund" gegründet. Nach Angaben der Onliner könnten über den Fonds mit einem Grundkapital von 25 Mio. US-Dollar Mitarbeiter weltweit Zuschüsse von bis zu zwei Wochenlöhnen beantragen, wenn bei ihnen Covid-19 diagnostiziert wurde oder sie unter Quarantäne gestellt werden. Dieser Fonds solle auch künftig Amazon-Mitarbeiter und -Auftragnehmer unterstützen, die durch Ereignisse wie beispielsweise Naturkatastrophen, von Regierungen erklärte Notstände oder unvorhergesehene persönliche Notlagen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Unterstützung für Kleinunternehmen
In Seattle, dem größten Amazon-Standort, sei zudem bereits ein Hilfsfonds über 5 Mio. US-Dollar für Kleinunternehmen eingerichtet worden. "Daraus gewähren wir kleinen Nachbarschaftsläden finanzielle Zuschüsse, wenn sie Unterstützung benötigen, um wirtschaftliche Herausforderungen in Bezug auf Covid-19 zu bewältigen", erklären die Onliner. Der Fonds richte sich an Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten oder einem Jahresumsatz von weniger als 7 Mio. Dollar. Zusätzlich würden zwei Monatsmieten für Mieter in Amazon-eigenen Gebäuden subventioniert.
Indessen läuft der Ausbau des deutschen Logistiknetzes planmäßig weiter. Wie angekündigt, sollen noch in diesem Jahr zwei neue Logistikzentren in Oelde und Sülzetal mit insgesamt 2000 zusätzlichen Mitarbeitern eröffnet werden.