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Bangladesch-Treffen enttäuscht

Die ersten Entschädigungsverhandlungen in Genf, bei dem es um Unterstützung für die Opfer der Unglücke in Textilfabriken in Bangladesch ging, sind mit einem enttäuschenden Ergebnis zu Ende gegangen. Nur ein Bruchteil der eingeladenen Unternehmen hat an dem Treffen teilgenommen, das von der International Labour Organisation (ILO) geleitet wurde. Verhandelt wurden Entschädigungen für die Brandopfer bei Tazreen Fashion mit mindestens 112 Toten und für die Opfer des Einsturzes von Rana Plaza mit 1243 Toten und Tausenden Verletzten.
 
In Genf für Rana Plaza erschienen waren Vertreter von neun Unternehmen: Bon Marché, Camaieu, El Corte Inglés, Kik, Loblaw, Mascot, Matalan, Primark und Store Twenty One. Nicht gekommen waren Adler, Auchan, Benetton, C&A, Carrefour, Cato Corp, The Children’s Place, Dressbarn, Essenza, Gueldenpfgennig, Iconix, Inditex, JC Penney, Kids Fashion Group, LLP, Mango, Manifattura Corona, NKD, Premier Clothing, PWT Group, Texman und Walmart. „Die Konsumenten werden schockiert sein, dass fast ein halbes Jahr, nachdem der Brand passierte, nur ein Unternehmen Entschädigungen gezahlt hat“, erklärt Monika Kemperle von IndustriALL Global Union, die das Treffen einberufen hat. Der irische Bekleidungs-Discounter Primark, hatte unmittelbar nach dem Treffen erklärt, allen betroffenen Familien zusätzlich zu bereits geleisteten Zahlungen weitere drei Monatsgehälter Nothilfe zu gewähren.  
 
Für Tazreen angereist waren Karl Rieker und C&A. Der Bekleidungsfilialist stellte eine eigene  Entschädigungsinitiative vor und erklärte sich bereit, an einer definitiven Lösung für alle mitzuarbeiten. Rieker erklärte sich zu Entschädigungszahlungen bereit. An dem Treffen nicht teilgenommen haben Delta Apparel, Dickies, Disney, El Corte Inglés, Edinburgh Woolen Mill, Kik, Li & Fung, Piazza Italia, Sean John, Sears, Teddy Smith und Walmart.

Die Missachtung der Nöte der Betroffenen durch die abwesenden Unternehmen sei schockierend, so Kemperle. Sie bezichtigte die Unternehmen leerer Versprechungen und Unwahrheiten und forderte Zahlungen, die „nur einen minimalen Prozentsatz des Umsatzes ausmachen“. Auch die Kampagne für Saubere Kleidung kündigte an, weiter Druck auf jene Unternehmen auszuüben, die sich noch nicht aktiv am Verhandlungsprozess beteiligt haben.
 
Die anwesenden Unternehmen erklärten sich zu einem neuen Treffen innerhalb der kommenden zwei Wochen bereit. Dabei sollen Informationen ausgetauscht und nächste Schritte beschlossen werden. Außerdem wollen sie sich finanziell an einem Fonds beteiligen, der die Opfer unterstützen soll, und verpflichteten sich, die Gründung dieses Fonds schnell voranzutreiben. Dafür wurde ein Koordinationskomitee gegründet, das gemeinsam mit den Markenanbietern, Händlern, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen Verhandlungen mit der Regierung Bangladeschs und den Arbeitgebern vor Ort führen soll. Als Ausgangsbasis für Zahlungsaktivitäten hat Primark seine Banken-Infrastruktur in Bangladesch zur Verfügung gestellt.



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