Andrea Krumme, Geschäftsführerin beim Outerwear-Spezialisten Fuchs Schmitt: "Beschaffungs- und Logistik-Probleme interessieren die Konsumenten nicht. Sie sehen sich aktuell mit anderen Dingen eines inflationsgeschwächten Marktes konfrontiert."
Was sind die Herausforderung der Orderrunde für Frühjahr 2023? Die TW hat mit Fuchs Schmitt-Geschäftsführerin Andrea Krumme über Logistikprobleme, Kostenstrukturen und neue Konzepte gesprochen, mit denen sich der Outerwear-Spezialist neue Marktanteile sichern will.
TextilWirtschaft: Was sind für Sie die Knackpunkte für die bevorstehende Orderrunde?
Andrea Krumme: Ganz klar sind Logistik und Vertriebswege Riesen-Themen. Samples rechtzeitig zu bekommen ist in diesen Zeiten eine schwierige Aufgabe. Aber wir profitieren davon, dass wir seit vielen Jahren gute Partnerschaften mit der Vorstufe und den Produzenten pflegen. Der Lockdown des Hafens in Shanghai hat am meisten weh getan. Dadurch sind die Rückläufe von Prototypen problematisch, diese werden aber aufgrund der Anstrengung unserer Produktionspartner rechtzeitig zum Start der Orderrunde bei uns eintreffen.
Stichwort Sourcing: Welche Hürden gibt es da zu überwinden?Wir haben gehofft, vermehrt in Europa produzieren zu können. Aber das fällt uns gerade auf die Füße: Neben dem Ukraine-Krieg ist auch die Pandemie lange noch nicht beendet. Zum Beispiel leidet Rumänien noch sehr stark unter Covid. Betriebsschließungen, Mitarbeitermangel und Produktionsausfälle – für den Produktionsablauf bedeutet das zwei Wochen mehr. Italien leidet unter der Teuerungsrate. Hinzu kommen die Preiserhöhungen in der Vorstufe von der Rohware bis zu den Löhnen.
Wie geht Fuchs Schmitt in die Saison F/S 2023?Auch wenn sich die aktuelle Situation so schwierig darstellt, werden wir nicht aus unserer Innovationskraft rausgehen. Wir wollen gut verkäufliche Basics anbieten aber auch unser Mode-Level nicht verlassen. Beschaffungs- und Logistik-Probleme interessieren die Konsumenten nicht. Sie sehen sich aktuell mit anderen Dingen eines inflationsgeschwächten Marktes konfrontiert. Viele werden weniger Geld ausgeben können. Aber wir glauben, wenn sie kaufen, investieren sie in ein qualitativ gutes Produkt. Unser in diesem Frühjahr mit einer Kapsel eingeführtes Konzept "The Fox" wird vom Handel honoriert. Das werden wir ausbauen, sowohl um dem Handel Ideen zu liefern, wie Stammabteilungen aufgebrochen werden können, als auch für eine Zweitbelegung im Haus. Außerdem werden wir Händler mit einer Pop-up-Konzeptidee ansprechen. Der Plan ist, unsere Preview-Kollektion zu stärken, um einen besseren Anschluss an die H/W-Kollektion zu schaffen. Auch in der Sales-Phase soll es immer wieder Neues auf der Fläche zu entdecken geben – ready to wear. Das werden wir zukünftig mit einer High Season-Kollektion von Fuchs Schmitt realisieren. Somit stellen wir uns der Herausforderung ganzjährig die Jackenflächen zu bespielen.
TW Podcast: Wie kann die CBR Group ihre Preise halten, Jim Nowak?
Sie planen also keine Verschiebung von Lieferterminen?Wir werden unsere Preview-Kollektion wie geplant in vollem Umfang und gewohnter Qualität Mitte Juni zeigen – das ist sogar drei Wochen früher als sonst. Die ersten Liefertermine sind 21. bis 30. November, der letzte mit dem High Season-Programm erfolgt am 10. März.
Welche Bedenken spiegelt Ihnen der Handel?Die Händler haben Angst vor Verteuerung und Lieferengpässen. Viele Fragen zielen auch in Richtung Qualität, denn der Handel erwartet von uns Höchstleistung plus Innovation. Hier können wir unsere Handelspartner beruhigen: Bei Fuchs Schmitt wird es keine Qualitäts-Änderungen geben. Was die Preise angeht, so gab es schon für H/W 2022/23 eine Preiserhöhung um drei Prozent. Hier halten wir an unserer Preisvorgabe fest. Für F/S 2023 gilt das Gleiche für unsere Basisprodukte, auch die Eckpreislagen werden wir halten. Neue Optiken werden drei bis zehn Prozent teurer, aber generell gilt bei Fuchs Schmitt: Sommer-Styles nicht teurer als 299 Euro (was der üblichen Hauptpreislage für Winter entspricht). Die Hauptpreislagen im Sommer liegen zwischen 199 und 259 Euro. Außerdem werden wir neue Inhalte bieten: Mit "Urban Protection" bringen wir moderne Skandi-Looks zu Preislagen von 179 Euro bis 299 Euro. Daneben zeigen wir Oberteile in Fliegerseide bei "The Fox".
Rechnen Sie mit gekürzten Einkaufsbudgets?Nein. Mit der Order für Herbst/Winter verzeichnet Fuchs Schmitt ein zweistelliges Plus. Wir stellen fest, dass sich viele Händler auf starke Partner konzentrieren, bei denen sie ihre Limite halten wollen, und nach frischen Ideen suchen, das Produkt zu vermarkten. Davon profitieren wir. Der Handel hat gelernt, dass die Jackenabteilung wieder stärker gepflegt werden muss und es kompetente Einkäufer braucht, die das leisten können, indem sie wieder verstärkt auf das Produkt schauen und weniger andere dazugehörige Konzepte kaufen.
TW Podcast: Wie tickt das System Opus, Stefan Leewe?