Schnell geladen: Der Online-Shop von Esprit belegt beim E-Fashion-Ladegeschwindigkeits-Ranking den ersten Platz. Es folgen vier Shops der Klingel-Gruppe. Branchengrößen wie Zalando, Bonprix und About You schneiden überraschend schlecht ab.
Im Mai ist es wieder so weit: Dann veröffentlicht Google sein nächstes großes Ranking-Update. Online-Modehändler erfahren dann, wie sich die Kriterien verändert haben, nach denen der Suchmaschinen-Marktführer entscheidet, an welchen Stellen Websites in der organischen Suche von Google gerankt werden.
Für Online-Shop-Betreiber können die Änderungen existenzbedrohende Konsequenzen haben. Schließlich ist die Gefahr groß, dass ihre Angebote auf eine hintere Suchergebnis-Seite abrutschen, wenn sie nicht den neuen Ansprüchen des US-Unternehmens genügen. Ab Mai könnte kriegsentscheidend sein, wie schnell sich die Seiten der Online-Shops aufbauen, da die Ladezeiten im Fokus des Updates stehen werden.
Am besten vorbereitet ist offenbar Esprit. Der Ratinger Modekonzern belegt beim E-Fashion-Ladegeschwindigkeits-Ranking den ersten Platz. Für die Rangliste hat der Hamburger E-Commerce-Dienstleister Baqend im Auftrag der TextilWirtschaft die 50 umsatzstärksten Online-Mode-Shops näher unter die Lupe genommen. Dazu wertete das Spin-off der Universität Hamburg mithilfe des Google-Tools Page Speed Insights innerhalb eines Zeitraums von vier Wochen den sogenannten Largest Contentful Paint (LCP) der E-Fashion-Angebote aus. Das heißt übersetzt "Größter inhaltlicher Anstrich" und markiert den Punkt im Seitenlade-Prozess, an dem der sichtbare Hauptinhalt der Website geladen wurde.
Dass es Zalando nur auf den zehnten Platz schaffte, überrascht insofern, als der DAX-Aspirant mit Abstand der größte Online-Modehändler Deutschlands ist. Zudem sind die Hauptstädter technisch normalerweise ganz weit vorn. Und dank überdurchschnittlicher Renditen finanziell gut ausgestattet.
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Wenn nun Shop-Betreiber zu wenig Wert auf ihre Ladezeiten legen, so Puriss, laufen sie Gefahr, bei Google schlechter gefunden zu werden. Das ist dem E-Commerce-Experten zufolge fatal, weil bei den meisten Online-Händlern der Großteil des Marketingmixes aus Suchmaschinen-Optimierung (SEO) bestehe. "Da die meisten Marktteilnehmer hinsichtlich ihrer Frequenz von Google abhängig sind, schlagen Veränderungen der Ladezeiten-Bewertung im SEO-Algorithmus von Google auf drastische Art und Weise ein."
Darüber hinaus hätten verschiedene Studien und Veröffentlichungen hinreichend belegt, dass die Ladezeiten einen großen Einfluss auf die Optimierung verschiedenster Key Performance Indicators (KPI) haben, zum Beispiel die Absprungrate, die Größe des Warenkorbes sowie die Konversionsrate. „Hier liegt ein zunehmend wichtiger Effizienz-Hebel“, betont Puriss.
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Ein Aufwand, der sich offenbar lohnt: „An Ladezeiten hängen enorme Umsätze“, erklärt der Baqend-Chef. „Amazon hat zum Beispiel gemessen, dass eine um 100 Millisekunden gesteigerte Wartezeit den Umsatz um ein Prozent zurückgehen lässt.“
Beachten Sie dazu auch:
Zalando
"Als Starting Point for Fashion wollen wir unseren mehr als 35 Millionen aktiven Kundin*innen das beste Einkaufserlebnis bieten. Unser Fashion Store bildet dabei einen wichtigen Touchpoint zwischen unseren Kund:innen, Markenpartner:nnen und Händler:innen sowie den mehr als 650.000 Artikeln in unserem Sortiment. Daher setzen wir auf ein möglichst individuelles Einkaufserlebnis. Auch die Ladegeschwindigkeit der Seite spielt dabei selbstverständlich eine Rolle.
Jeder Zalando-Kunde sieht eine eigene, dynamische Startseite, die bei jedem Besuch neu geladen und demnach nicht im Cache gespeichert wird. Das unterscheidet den Zalando Shop beispielsweise von statischen Seiten, die weniger Zeit zum Laden benötigen. Unsere Technologie-Teams prüfen und optimieren die Seitenladezeiten kontinuierlich."
Karsten Uhlig, Bereichsleiter Digital Product and Technology bei Bonprix:
"Bonprix optimiert derzeit seine E-Commerce-Architektur und wird in den kommenden Monaten mit einem neuen modernen Webshop live gehen. Ein wesentliches Architekturziel ist hierbei auch die Verbesserung der Ladegeschwindigkeit. In der Migrationsphase werden aktuell keine Optimierungen mehr an der alten Welt vorgenommen. Daher ist es erwartungskonform, dass Bonprix hier im Ranking zurückgefallen ist. Nach Abschluss der Modernisierung wird Bonprix wieder mit deutlich schnelleren Ladezeiten punkten. Die Ladegeschwindigkeit ist weiter ein Primärziel Bonprix, um ein tolles Shoppingerlebnis für unsere Kund:innen zu schaffen."
About You
"Prinzipiell finden wir die Auswertung der Seiten-Ladegeschwindigkeit für First-Hits auf eine Seite mittels des Page Speed Test von Google sinnvoll und beziehen das in unsere Performance Optimierung ein.
Um eine detaillierte Aussage zu der Geschwindigkeit einer Web-Application tätigen zu können, nutzen wir intern jedoch andere Tools, um bei einer Isomorphic Javascript-basierten Applikation die verschiedenen States und Geschwindigkeiten für den Endkunden zu bewerten. Wir optimieren jeden Page Type und URL nach Business Impact und Anzahl der Aufrufe. Daher ist es möglich, dass sich die einzelnen Seiten-Typen im Testergebnis deutlich unterscheiden. Zudem setzen wir hier u.a. Technologien wie Service-Worker ein, die den Seitenaufruf nach dem ersten Besuch deutlich verbessern - dies wird unserer Einschätzung nach nicht über den Pagespeed Test von Google abgedeckt.
Darüber hinaus optimieren wir neben dem reinen First Hit auch die Folge-Aktionen (bei denen der State von einer Server-Side-Rendered Application in eine Client-Side-Rendered Application wechselt). Das ist ebenfalls nicht sichtbar über das Tool von Google."