Corona-Virus führt nicht zur Verlagerung auf E-Commerce

Jeder zweite Online-Händler rechnet mit Schließung

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Die Deutschen nutzen den E-Commerce immer mehr für den täglichen Bedarf.
Die Deutschen nutzen den E-Commerce immer mehr für den täglichen Bedarf.

Auch im E-Commerce führt die Corona-Krise zu massiven Rückgängen. In einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (bevh) berichten fast 90% der Unternehmen, dass sie schon jetzt direkt von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind. Jeder Zweite rechnet momentan mit einer temporären Schließung zumindest von einzelnen Bereichen im Jahresverlauf.

Lieferengpäse erwartet

Der Umfrage zufolge verzeichnen 41% der befragten Unternehmen derzeit Nachfragerückgänge, mehr als sechs von zehn erwarten diese im Jahresverlauf. Zudem geht jedes zweite E-Commerce-Unternehmen von Umsatz- und Ergebnisminderung durch Lieferengpässe aus. Schon jetzt registrieren 60% der Befragten Lieferverzögerungen. Die Hälfte der Befragten berichtet zudem von Verzögerungen in der Sortimentsplanung und einen höheren Krankenstand. Weniger Bestellungen durch die Kunden verzeichnen bereits 40% der Umfrageteilnehmer.

Hoffnung auf Liquiditätshilfen/ZT#Jedes zweite Unternehmen hofft dringend auf Liquiditätshilfen. Von den derzeit diskutierten Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise sehen 65% die neue Kurzarbeiterregelung, Geld schon ab einer Betroffenheit von 10% der Arbeitsplätzen statt wie bislang einem Drittel zu zahlen, am sinnvollsten. Auf Steuererleichterungen bei Abschreibungen hoffen 55% und auf zinsfreie Steuerstundungen 53%. Homeoffice und Desinfektion

Zu den Maßnahmen, die die Unternehmen selbst ergreifen, gehören für 87% die Ermöglichung von Homeoffice und für 84% Desinfektionsmaßnahmen. Jeder Zweite passt sein Marketing an und mehr als 40% arbeiten mit anderer Schichtplanung und Bevorratung. Es werde zudem  mit Hochdruck daran gearbeitet, Abteilungen zu separieren, um insbesondere die Logistik nicht zu gefährden.

Unbürokratische Maßnahmen

Einen Konjunkturimpuls verspricht sich jedes zweite Unternehmen durch eine mögliche Abschaffung des Solidarzuschlags. Weniger Zuspruch gibt es für eine befristete Mehrwertsteuersenkung für alle, die etwa ein Drittel der Befragten für sinnvoll halten. Insgesamt fordert der Verband vor allem unbürokratische Lösungen: "In dem Fall, dass der Onlinehandel seiner Versorgungsaufgabe nicht mehr nachkommen kann, muss eine schnelle und unbürokratische Inanspruchnahme von Leistungen bei Kurzarbeit möglich sein. Finanzhilfen, insbesondere im Fall von Arbeitseinschränkungen, etwa durch Lohnfortzahlungen bei Quarantäne-Maßnahmen, müssen uneingeschränkt zugänglich sein. Des Weiteren sind Liquiditätshilfen, etwa durch zinsfreie Steuerstundungsmaßnahmen oder Einflussnahmen auf Banken und Bankenaufsichten im Hinblick auf Kreditlinien wünschenswert", fasst Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bevh, zusammen.

Die Bundesregierung müsse zwingend eine funktionierende Infrastruktur gewährleisten. Dies bedeute, eine Aufrechterhaltung der Telekommunikations- und Daten-Netzwerke sowie den Bandbreiten-Ausbau zu forcieren. Zusätzlich müsse der Betrieb von Post- und Paketdienstleistungen, der entscheidend für die Versorgung der Bevölkerung sowie Unternehmen ist, sichergestellt werden.

An der Umfrage am 12. und 13. März beteiligten sich 135 Unternehmen.



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