Auch im Vereinigten Königreich weitet sich die Corona-Pandemie mit inzwischen 11658 Infizierten und 578 Toten rasant aus. Die sich täglich zuspitzende Lage wirkt sich auf immer weitere Bereiche aus. Nach der am Montag verordneten Schließung der Bekleidungsläden bricht den britischen Einzelhändlern nun auch das Online-Geschäft weg.
Die Modegruppe Next hat ihre Online-, Warehousing- und Distributions-Operationen seit dem gestrigen Donnerstagabend, 26. März, geschlossen.
Bis auf Weiteres wird Next keine Online-Aufträge annehmen, teilt das Unternehmen mit. „Next hat sehr genau seinen Kollegen zugehört, die die in Warehousing und Distribution die Online-Orders erledigen“, so Next, „es ist klar, dass viele zunehmend das Gefühl haben, in diesem Klima zu Hause sein zu sollen“. Die 493 Stores und 361 Concessions der Gruppe sind bereits geschlossen, seit die britische Regierung am vergangenen Montag eine dreiwöchige Ausgangssperre für alle Briten verfügt hat. Sie dürfen das Haus nur noch verlassen, um das Nötigste einzukaufen.
Für Next wird die Entscheidung kostspielig sein. Bei der Vorlage des Jahresergebnisses in der vergangenen Woche hatte Chief Executive Lord Wolfson berichtet, dass das Unternehmen in einem Stress-Test die Kosten der Pandemie hochgerechnet hat und sich mit seinen Planungen auf einen Umsatzrückgang bis zu 1 Mrd. Pfund (1,1 Mrd. Euro) einstellt. Den könne das Unternehmen bequem aushalten, ohne die gegenwärtigen Bond- und Kreditlinien zu überschreiten, sagte Lord Wolfson. Next hat erfolgreicher als andere Unternehmen seine Online-Sparte ausgebaut, die inzwischen 2,15 Mrd. Euro zum Gruppenumsatz von 4,36 Mrd. Pfund beiträgt.
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Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die britische Modebranche werden massiv sein. In ihrer neuesten Analyse gehen die Marktforscher von GlobalData davon aus, dass Covid-19 dem britischen Einzelhandel in diesem Jahr umgerechnet insgesamt rund 13,9 Mrd. Euro Umsatz kosten wird.
Gab es zunächst die Hoffnung, zumindest das E-Commerce-Geschäft aufrecht erhalten zu können, so haben inzwischen auch andere Retailer Konsequenzen gezogen. Die Department Store-Gruppe
Fenwick hat bereits am Mittwoch den Online-Betrieb eingestellt, weil die Kunden ihre bestellte Ware in den Stores abholten, die ja geschlossen werden mussten. Fenwick teilte mit, dass man mit seinen Kunden wegen ausstehender Orders in Kontakt sei. „Wir sind ein Unternehmen in Familienbesitz und arbeiten ein wenig anders als einige Online-Retailer,“ heißt es bei Fenwick, „wir haben keine riesigen Warehouses und automatisierten Systeme, stattdessen eine Gruppe engagierter Mitarbeiter, die die Aufträge von Hand in einem unserer Stores zusammenstellen, einpacken und lieferfertig machen. Weil diese Teams eng zusammenarbeiten, haben wir die Pflicht, sie angesichts der Virusausbreitung zu schützen.“
Auch der Modefilialist
River Island wird sein Distributions-Center in der Nähe von Milton Keynes bis Ende dieser Woche schließen. Alle bestehenden Orders werden erfüllt, aber neue Aufträge werden nicht bearbeitet bis das Distributions-Center wieder öffnet. „Die schwierige Entscheidung haben wir getroffen, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen, die entscheidend für den langfristigen Erfolg unseres Unternehmens sind,“ sagt Will Kernan, CEO von River Island.
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„Tausende Stores werden nie wieder eröffnen“
Kein Umsatz, aber die Kosten bleiben. Die Schließung aller Bekleidungsgeschäfte im Zuge der Coronavirus-Krise wird eine Schneise auch im britischen Einzelhandel schlagen. Die Experten vom Centre for Retail Research, Norwich, gehen davon aus, dass tausende Stores nie wieder eröffnen werden.
Das Luxus-Online Outlet
The Outnet hat wegen Covid-19 seit 25. März seine Warehouses geschlossen. Kunden können nach wie vor online shoppen, aber die Aufträge werden erst verschickt, wenn die Warehouses wiedereröffnen. Kreditkartenzahlungen werden sechs Tage nach dem Kauf abgewickelt, teilt das Unternehmen auf seiner Website mit. Der Menswear Retailer
Moss Bros, der seine 128 Stores bereits vor einer Woche geschlossen hat, stoppt nun auch die Bearbeitung der Online-Orders. Die Sicherheit der Mitarbeiter und ihrer Familien habe Vorrang, sagt CEO Brian Brick.
Die Maßnahmen werden womöglich den Druck auf andere Retailer steigern, die ihre Läden geschlossen haben, aber Online noch betreiben. Dazu gehören Marks & Spencer, New Look und die zur Arcadia Group gehörenden Filialketten wie Topshop, Burton, Dorothy Perkins und Wallis.
Den Rotstift hat die Department Store-Gruppe
John Lewis auf ihrer Website angesetzt. Womenswear gibt es mit 50% Preisabschlag, bei Ostereiern sind es 30% und ausgewählte Beauty-Artikel werden mit 20% Rabatt angeboten.