Die Kategorie Design des Deutschen Nachhaltigkeitspreises gibt es noch nicht lange. Bei der Verleihung für 2022 war sie erst zum zweiten Mal dabei.
Die Auszeichnung für nachhaltiges Design sicherten sich drei Labels aus der Branche. Das Kölner Start-up Airpaq produziert Rucksäcke, Taschen und Accessoires aus aussortierten Airbags der Autoindustrie sowie Sitzgurten und Gurtschlössern vom Schrottplatz. Gefertigt wird unter Arbeitsbedingungen nach EU-Standard in Rumänien, die Farben sind Oeko-Tex-zertifiziert. Damit die Materialien im Kreislauf bleiben, nimmt Airpaq die Produkte wieder zurück, sobald die Nutzer sie aussortieren.
Prämiert wurde auch das Kindermode-Label Petit Cochon, das in Berlin produzierte Kleidung bietet, die "mitwächst". Möglich machen es verlängerbare Bündchen an Armen und Beinen sowie ein spezieller Schnitt. Die Materialien seien natürlich, hautfreundlich, umweltschonend hergestellt und größtenteils kompostierbar. "Dass in der Manufaktur auch Reparaturen angeboten werden, macht die sympathische Marke noch glaubwürdiger und damit zu einer ressourcenschonenden Alternative zur schnelllebigen Billigmode", heißt es in der Begründung der Jury.
Auch das Outdoor-Label
Jack Wolfskin kann sich über die Auszeichnung freuen, obwohl das betreffende Produkt aktuell noch nicht auf dem Markt ist. Das Unternehmen erhielt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für das Wanderrucksack-Modell Wolftrail 28 Recco. Dieses besteht komplett aus recycelten Materialien, die nach dem Global Recycling Standard (GRS) zertifiziert sind. Weitere Features seien das ergonomische Tragesystem sowie ein integrierter Radar-Reflektor, der im Notfall Rettungskräften eine Ortung erleichtert. Von der Jury heißt es: "Menschen, die gerne hinaus gehen, um die Natur zu erleben, wollen Produkte, die dazu beitragen, die Natur zu erhalten. Mit dem innovativen, Bluesign-zertifizierten Rucksack beweist die Marke, dass sie ihre Zielgruppe verstanden hat."
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In der Kategorie Unternehmen schafften es immerhin zwei Player aus der Branche unter die insgesamt 35 Finalisten, und zwar der Fair Fashion-Anbieter
Hess Natur und das Outdoor-Label Schöffel. Beide sind in der Unterrubrik Transformationsfeld Lieferkette aufgeführt. Die Jury würdigte unter anderem, dass Hess Natur mithilfe von Preisanalysen die Produzenten fair bezahle, was wiederum existenzsichernde Löhne der dortigen Mitarbeiter ermögliche. Darüber hinaus veranstalte das Unternehmen Schulungen und Workshops für die Arbeiterinnen und Arbeiter sowie das Management in den Betrieben.
Auf Mitarbeitertrainings in Vietnam, China und Myanmar setzt auch Schöffel. Von der Jury heißt es außerdem, dass der Outdoor-Anbieter durch eine bereits 2011 mit der Fair Wear Foundation geschlossene Kooperation während der Audits die Produktionswerke auf Basis der ILO-Standards (Internationale Arbeitsorganisation) prüfe. Zudem unterstütze das Unternehmen lokale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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In der Kategorie Globale Unternehmenspartnerschaften gab es drei Finalisten, die alle aus der Textilbranche kommen. Gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte sich schließlich die Kooperation zwischen Deuter Sport und Vina Duke. Deuter arbeitet nur mit zwei Lieferanten zusammen, einer davon ist seit 1991 der vietnamesische Produzent Vina Duke. Und Vina Duke hat weit mehr Verantwortung als die bloße Produktion: Die Vietnamesen übernehmen auch einen Großteil der internationalen Logistik mit Lieferungen in 35 Länder weltweit. Das Unternehmen ist Bluesign Systempartner und muss demnach hohe Standards für Chemikaliensicherheit in der Textilindustrie einhalten. An den beiden Produktionsstandorten in Vietnam werden mehr als 3000 Mitarbeiter beschäftigt und über 3,5 Millionen Artikel pro Jahr hergestellt.
Im Finale war außerdem die Zusammenarbeit von Fashion Power mit den chinesischen Partnern Jinxia, Taicang Fangke, Ortex und Huatai, die laut Jury gemeinsam das Ziel verfolgten, die Lieferketten nachhaltig und fair zu gestalten sowie ressourcenschonende Methoden des Recyclings und Upcyclings zu etablieren. Ebenfalls unter den Finalisten waren
Armedangels und Suminter India Organics. Die Partner haben 2018 gemeinsam die Armedangels Organic Farmers Association (AAOFA) gegründet, die indische Kleinbauern dabei unterstützt, von konventionellem auf biologischen Anbau von Baumwolle umzusteigen. Die Bauern der Initiative werden von der Social Fashion Company, dem Unternehmen hinter Armedangels, direkt bezahlt und erhalten eine Bio-Prämie, damit die Einnahmen planbar und existenzsichernd sind.
Über den Deutschen Nachhaltigkeitspreis
Die Auszeichnung wird von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen vergeben. Mit der Vielzahl an Kategorien sei der Preis für ökologisches und soziales Engagement der größte seiner Art in Europa. Als Orientierung für die Vergabe dienen die Ziele der Agenda 2030, weshalb Transformationsfelder wie Klima, Biodiversität, Ressourcen, Lieferkette und Gesellschaft im Fokus stehen. Die Awards werden immer am Ende des Jahres im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages verliehen. Der Kongress wurde 2008 ins Leben gerufen. Die Bewerbungen für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 können im Laufe des Frühjahrs
hier eingereicht werden. Für die Bewerbung wird eine Gebühr fällig, die sich nach der Unternehmensgröße richtet.