Die Covid-19-Epidemie und ihre Folgen für den E-Commerce

Corona: Ebay bestraft Krisengewinnler

Ebay
Kein Schnäppchen: Bei Ebay kosten 12 Hygienetücher der Marke Sagrotan stolze 12,90 Euro.
Kein Schnäppchen: Bei Ebay kosten 12 Hygienetücher der Marke Sagrotan stolze 12,90 Euro.

Nach Amazon hat jetzt auch Ebay Marktplatzpartnern den Kampf angesagt, die mit Wucherpreisen von der Corona-Krise profitieren wollen. „Ebay hat aufgrund von regulatorischen Einschränkungen bestimmte Schutzmasken und Desinfektionsmittel auf dem US-amerikanischen Marktplatz verboten“, teilte die Deutschlandzentrale des Online-Marktplatzbetreibers auf Anfrage der TextilWirtschaft mit.


In Deutschland sei der Handel mit diesen Produkten zwar weiterhin erlaubt, unterliege jedoch Einschränkungen. Dazu gehört u.a. die Vorgabe, keine „überhöhten Preise im Vergleich zum Markt“ zu verlangen. „Angebote, die von tragischen Ereignissen wie dem Ausbruch des Coronavirus profitieren, sind verboten“, heißt es auf der Händlerseite von Ebay. Das Gleiche gelte für den Missbrauch von Begriffen wie Coronavirus, Covid-19, Virus und Epidemie im Zusammenhang mit gesundheitsbezogenen Angaben. Damit sind vor allem Heilungs- und Gesundheitsversprechen gemeint.

Zudem fordert der Online-Konzern seine Handelspartner ausdrücklich auf, aktive Angebote mit Artikeln wie Gesichtsmasken, Handdesinfektionsgels oder -tüchern usw. zu überprüfen und „sicherzustellen, dass sie den EBay-Grundsätzen für das Einstellen von Artikeln bei EBay entsprechen“.

Wer sich nicht an diese Regeln hält, muss mit einer Reihe von Strafmaßnahmen rechnen. Dazu gehört etwa das Beenden oder Abbrechen der Angebote, eine schlechtere Platzierung der Produkte in den Suchergebnissen und die Herabstufung des Servicestatus der Verkäufer. Schlimmstenfalls sei mit einer Schließung des Händler-Kontos zu rechnen.

Der Konkurrent Amazon hat in den vergangenen Wochen in den USA mehr als eine Million Produkte aus dem Angebot entfernt, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel unter Berufung auf einen Brief von Amazon an den US-Senator Edward Markey. Dieser enthält zudem die Ankündigung, Marktplatzhändler zu verklagen, die Wucherpreise für Anti-Corona-Produkte wie Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel verlangen.

„Wir bieten keinen Raum für Preistreiberei bei Amazon. Wir sind enttäuscht über unlautere Versuche, in einer globalen Gesundheitskrise die Preise für Produkte des Grundbedarfs künstlich zu erhöhen“, teilt ein Sprecher von Amazon Deutschland mit. Demnach hat die Landesgesellschaft kürzlich Zehntausende von Angeboten gesperrt oder gelöscht. „Wir entfernen proaktiv Angebote, die gegen unsere Richtlinien verstoßen“, heißt es in dem Statement weiter.

Offenbar mit Erfolg: Wer jetzt auf Amazon.de Begriffe wie "Atemschutzmaske", "Desinfektionsmittel" oder schlichtweg „Corona“ eintippt, bekommt auf den ersten Ergebnisseiten nur noch äußerst wenige krass überhöhte Preise angezeigt. Und: Es finden sich leicht deutlich günstigere Alternativen.

Über den Ergebnislisten hat Amazon unter der Bezeichnung „Coronavirus-Schutz“ einen Link zum Robert Koch-Institut platziert, das die Verbraucher darüber aufklärt, welche Produkte derzeit wirklich nötig sind. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hatte vor wenigen Tagen auf Amazon.de ein Desinfektionsmittel entdeckt, das fast 120 Euro kosten sollte. Oder eine Atemschutzmarke für 200 Euro.

Auch bei Ebay.de halten sich die Preise inzwischen in Grenzen – und spiegeln ungefähr das neue Verhältnis von Angebot und Nachfrage wider: Das RND hat auf dem Vergleichsportal Idealo beobachtet, dass sich die Preise für gängige Desinfektionsmittel über alle Online-Shops hinweg innerhalb einer Woche um 40% erhöht haben.

Ein Beispiel: Eine Packung mit zwölf Hygienetüchern der Marke Sagrotan kostet nach TW-Recherchen bei einem Ebay-Händler derzeit 12,90 Euro, also fast 1,1 Euro pro Stück. Ein Handelspartner der Plattform Rakuten verlangt nur 5,45 Euro. Dafür muss man eine Lieferzeit von acht bis zehn Tagen in Kauf nehmen.




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