Thimo Schwenzfeier: "Aus unserer Sicht ist 2019 ein Jahr des Durchbruchs für nachhaltige Mode. Wir sind seit zehn Jahren Teil der Berliner Fashion Week und haben noch nie ein so breites Interesse an der nachhaltigen Mode verspürt wie momentan."
Berlin konzentriert sich. Fokussierung ist das Schlagwort der Messeveranstaltungen zur kommenden Fashion Week ab 1. Juli. Wie wird das konkret aussehen? Die TW hat mit den Machern der wichtigsten Messen gesprochen.
Der Zulauf entspricht sicher auch dem Zeitgeist?
Aus unserer Sicht ist 2019 ein Jahr des Durchbruchs für nachhaltige Mode. Ganz egal ob die Diskussionen zu Mikro- und Ozeanplastik, die Fridays for Future-Demonstrationen oder Wahlergebnisse aus der Politik – überall steht der Klimawandel und damit eine nachhaltigere Zukunft im Fokus. Wir sind seit zehn Jahren Teil der Berliner Fashion Week und haben noch nie ein so breites Interesse an der nachhaltigen Mode verspürt wie momentan.
Wie will Neonyt es schaffen, Sustainability im breiten Markt zu etablieren?
Unser Ziel ist es, dass sich der konventionelle Handel bei uns informiert. Dafür haben wir ganz neu das Retail Forum geschaffen. An zwei Tagen gibt es Vorträge, und wir zeigen ein Flächenkonzept für nachhaltige Produkte, das der Handel so installieren könnte. Präsentiert wird das vom
Kaufhaus Das Gerber in Stuttgart. Wir wollen praxisnah über Margen, Sortimente und Best Practices reden. Auf der Bühne stehen Profis wie Claudia Lanius, Marc Ramelow, Bernd Keller von True Standard, Hannah Kussel von Das Gerber sowie Vertreter der Katag, von Zalando und den Vereinten Nationen.
Die Fashiontech der Premium Group findet nicht mehr im Kraftwerk statt.
Das ist absolut ok für uns. Wir erweitern unser Format Fashionsustain nun auf zwei Tage. Im Gegensatz zum Retail Forum stehen hier vor allen neue und nachhaltige Technologien im Fokus. Wir wollen uns dieses Mal vor allem mit dem Thema Wasser befassen und ressourcenschonende Lösungen für die Produktion zeigen. Unter anderem wird der Technologie-Anbieter Gemini, der bereits auf der Texprocess in Frankfurt ausgestellt hat, im Obergeschoss eine Microfactory aufbauen.
Was erwartet die Besucher sonst noch?
Erstmals dabei sein wird Lenzing mit dem Fokus auf die Fasern Tencel und Refibra. Und Oeko-Tex hat einen Stand zusammen mit Calida, um das Label Made in Green vorzustellen. Die B2B-Orderplattform 'We Want Shoes' wird sich auch präsentieren. Sie will sich künftig für Fashion öffnen. Außerdem wird das BMZ mit einem Stand vertreten sein. Denn bei uns will Bundesentwicklungsminister Gerd Müller sein Metasiegel, den Grünen Knopf, lancieren. Und zu guter Letzt wird die UN wieder ihre Sustainable Development Goals präsentieren, dieses Mal mit dem Fokus auf Retail.
Es gibt ein kleines Crossover mit der Texprocess, wie sieht das aus?
Wir freuen uns sehr über die Teilnahme der CAD/CAM-Spezialisten von Gemini und von Strima, einem der führenden Anbieter von Näh-, Schneid-, Klebe- und Bügelmaschinen in Europa. Gemini wird gemeinsam mit Partnern eine Microfactory zum Thema 'Production on Demand – from Pixel to Product' aufbauen. Dort werden vor Ort Kleider und Blusen produziert. Strima wiederum setzt ein 'Makers Lab' um und zeigt, mit welchen Maschinen auch heute lokale Produktion in Europa beispielsweise in kleinen Ateliers möglich ist. Ohne Innovationen aus dem Bereich der Technologie und Digitalisierung ist nachhaltige Mode nicht möglich. Die Einbindung von Unternehmen aus der Industrie ist daher für uns die logische Konsequenz. Beide Aussteller werden auch Talks und Workshops anbieten.
Wird es wieder eine Modenschau geben?
Ja, dank der Sponsoren Dr. Hauschka, Lenzing und Oeko-Tex sind wir wieder im E-Werk bei der MBFW dabei. Wir starten am Dienstag um 10 Uhr. Die Show wird auch live ins Kraftwerk übertragen.
Wie schauen Sie auf die Xoom?
Das Konzept wird von der Innatex getragen und ist eine gute Plattform. Die Positionierung und die Ausrichtung ist komplett anders als die unsere.
Wie steht Neonyt zu der Idee, alle Messen zu bündeln?
In diesem Szenario sind wir nicht die treibende Kraft. Die beiden großen Messeveranstalter müssen sich einigen, und das Konzept muss realistisch sein. Wichtiger fände ich, dass alle Messen endlich ein gemeinsames Ticket und einen ordentlichen Shuttle-Service hinbekämen. Berlin bleibt als Standort wichtig, muss sich aber anstrengen und weiterentwickeln. Das Potenzial ist groß, insbesondere für das Thema Nachhaltigkeit.