Fashion ID-Chef Nicolay Merkt im Interview

"Die Situation verstehen wir als Chance für unseren Onlineshop"

P&C Düsseldorf
Nicolay Merkt ist Geschäftsführer von Fashion ID, der Online-Plattform von P&C Düsseldorf.
Nicolay Merkt ist Geschäftsführer von Fashion ID, der Online-Plattform von P&C Düsseldorf.

Die Corona-Pandemie hat den stationären Handel lahmgelegt. Auch die Häuser von P&C Düsseldorf werden in den nächsten Wochen weiter geschlossen sein. Wie läuft derweil das Online-Business bei Deutschlands größtem Multilabel-Filialisten? Ein Interview mit Nicolay Merkt, Geschäftsführer von Fashion ID.


TextilWirtschaft: Herr Merkt, wie entwickelt sich das Online-Geschäft in der jetzigen Zeit? Haben sich Frequenz und  Kauflust auf diesem Kanal erhöht?
Nicolay Merkt: Wir sehen, dass die Zugriffszahlen kontinuierlich zunehmen, je mehr sich die Menschen an die derzeitige Situation gewöhnt haben. Tatsächlich hat das Thema Mode für die meisten anlässlich der jüngsten Nachrichtenlage zuletzt eine untergeordnete Rolle gespielt. Mittlerweile läuft es aber gut und wir sind zuversichtlich, dass die Menschen schon bald wieder mehr Spaß daran haben werden, sich mit schönen Dingen wie Mode zu beschäftigen.

Haben Sie Ihre Online-Kapazitäten erhöht?
Das Team von Fashion ID ist sehr gut aufgestellt und wir sind auch für ein erhöhtes Kundenaufkommen gewappnet. Alle Onlineshops von Peek & Cloppenburg und Anson’s werden derzeit von den Mitarbeitern aus dem Home Office betrieben und sämtliche operativen Funktionen laufen einwandfrei weiter.

Kaufen Ihre Kunden momentan online anders ein als sonst? Gibt es Auffälligkeiten?
Wie gesagt war es zunächst online ein schwerer Start, als die Läden geschlossen werden mussten und die Menschen die Situation erst einmal verkraften mussten. Aktuell sind wir zufrieden. Die Warenkörbe sind durchschnittlich etwas niedriger, da die Kunden zurzeit eher bedarfsorientiert einkaufen. Natürlich spielt auch eher Indoor-Mode eine Rolle als Outdoor-Bekleidung. Es gab keine Auffälligkeiten bei den Neuregistrierungen, hier hält sich das übliche Niveau. Auch die Verweildauer auf der Website ist unverändert.


Wie läuft die Supply-Chain und die Kommunikation zu Ihren Lieferanten? Was sind Herausforderungen hier?
Wir stehen im intensiven Austausch mit allen Partnern, um gemeinsam in der schwierigen Zeit gute Lösungen zu finden. Der Onlineshop läuft weiter, aber manche Themen, zum Beispiel Cocktailkleider für den Abiball, werden zum jetzigen Zeitpunkt nicht benötigt. Daher versuchen wir, den modischen Fokus zusammen mit unseren Lieferanten nachzujustieren. Händler wie Lieferanten befinden sich in derselben Situation.

Welche Rolle spielen Sales in dieser angespannten Situation?
Wir bleiben flexibel und handeln situativ sowie reaktiv. Niemand kann irgendetwas in der derzeitigen Lage vorhersehen. Wenn die Situation es zulässt, werden wir unseren Kunden ein abwechslungsreiches Programm bieten und ihnen mit neuen Themen Lust auf Mode machen und sie inspirieren. Wir wollen sie positiv stimmen und überraschen, ohne dabei die aktuellen Strömungen aus den Augen zu verlieren.

Inwiefern nutzen Sie den Online-Kanal auch, um Ware aus Ihrem stationären Sortiment zu verkaufen?
Tatsächlich überprüfen wir diese Idee zurzeit. Dabei müssen wir vor allem überlegen, wie sich das logistisch bewerkstelligen ließe und für welche Ware ein solcher Schritt Sinn ergibt. Die Entscheidung hängt zudem stark von der Länge des Shutdowns ab.

Noch ist offen, ob es zu einer Verlängerung der Geschäftsschließungen durch die Behörden kommen wird. Sehen Sie vor dem Hintergrund die Notwendigkeit Ihren Online-Vertrieb auszubauen?
Dazu besteht erst einmal keine Notwendigkeit. Wir sind bestens vorbereitet und könnten auch eine stark wachsende Nachfrage mit unseren bisherigen Kapazitäten meistern. Grundsätzlich verstehen wir die aktuelle Situation auch als Chance, noch mehr Menschen für unseren Onlineshop zu begeistern. Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten wächst die Bereitschaft zum Einkauf im Internet auch bei den Kundengruppen, die bisher ausschließlich stationär unterwegs waren.

Gleichzeitig hoffen wir natürlich, dass die Menschen nach dem Shutdown wieder schnell ihr soziales Leben aufnehmen und Lust darauf haben, durch die Innenstädte zu flanieren und in Geschäften einen Einkaufsbummel zu machen. Als Omnichannel-Händler ist es uns wichtig, beide Arten von Shoppingerlebnissen bieten und für die Kunden bestmöglich miteinander verknüpfen zu können.

Welchen Einfluss hat die aktuelle Lage auf den Launch von Stylebop und die damit verbundenen Strategien? Wird das Konzept nun anders als geplant oder womöglich früher an den Start gehen? Stylebop geht unverändert mit dem geplanten Konzept in diesem Jahr an den Start – voraussichtlich im Herbst.

Was ist Ihre Online-Strategie für die kommenden Wochen?
Die Dynamik in den aktuellen Entwicklungen ist eine Herausforderung. Eine langfristige Strategie gibt es zurzeit nicht, da sich die Ereignisse in letzter Zeit überschlagen haben und immer wieder etwas Neues passiert. Wir passen unsere Strategie daher flexibel an. Eine weitere Herausforderung ist natürlich, dass die Mitarbeiter nicht ins Büro kommen können und von zuhause aus die Onlineshops aufrechterhalten. Das ist eine tolle Leistung und wir sind stolz darauf, wie gut sie alles im Griff haben.

Ebenso steht auch im Warenverteilzentrum die Sicherheit der Mitarbeiter an erster Stelle und gleichzeitig müssen wir gewährleisten, dass sie dort möglichst reibungslos weiterarbeiten können. Hierfür haben wir einen speziellen Plan aufgestellt, der dem Kontaktverbot in allen Punkten gerecht wird. Und nicht zuletzt ist der Wettbewerb im Online-Markt jetzt besonders hart, da sich das gesamte Modegeschäft zurzeit auf diesen Bereich konzentriert.




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