TW-Forum Preisträger 2020: Highsnobiety

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Highsnobiety
Highsnobiety-Chef David Fischer: "Viel mehr Menschen kennen die coolen, kleineren Marken, als das früher der Fall war."
Highsnobiety-Chef David Fischer: "Viel mehr Menschen kennen die coolen, kleineren Marken, als das früher der Fall war."

David Fischer hat mit Highsnobiety eine Digital-Instanz für Consumer, Content und Coolness geschaffen für eine Community rund um Streetwear, High Fashion und Design.

Highsnobiety hält das Tempo hoch. Natürlich im Netz, jüngst auch vor Ort. In Amsterdam. Dort hat das Unternehmen nach dem Berliner Headquarter und Dependancen in London, New York, Tokio und Sydney eine weitere Zweigstelle eröffnet. Die Motivation: Dort sein, wo es abgeht. Amsterdam soll zu einem weiteren wichtigen Knotenpunkt ausgebaut werden, wenn es sich um Themen wie Fashion (Big Brands wie Nike haben hier ihren Europa-Hauptsitz), Media (Netflix) und Urban Mobility dreht (Uber, nicht zu vergessen diverse Radmarken).


Doch einen Schritt zurück: Wer und was ist Highsnobiety? 2005 wurde das Unternehmen von David Fischer als Streetwear-Blog gegründet. Über die Jahre entwickelte er das Konzept weiter. Zu einer digitalen Content-Plattform, die über die Trends und vor allem neue Produkte berichtet. Anfangs lag der Fokus klar auf Sneakern und Co. Doch bei Streetwear allein sollte es nicht bleiben. Längst hast sich der Luxusmarkt dem Thema Youth und Street Culture gewidmet. Die internationale Zielgruppe bewegt sich zwischen Adidas und Louis Vuitton, zwischen Nike, Supreme, Stone Island und Dior. Highsnobiety fühlt dieser Bewegung den Puls, auf der eigenen Website genauso wie auf Social Media.

Durch die Vernetzung in der Community hat Fischer das eigene Unternehmen selbst als begehrten Partner etabliert. Sei es für Kooperationen – so gab es schon gemeinsame Kapseln mit Adidas oder Nike – oder als Ideengeber für Brands. Inzwischen ist Highsnobiety selbst Retailer. Oder besser gesagt E-Tailer. Online wird das Drop-Konzept auf die Spitze getrieben, immer neue Produkte und Kapseln, stets flankiert mit digitalen Bildern und Geschichten, sollen die Community bei Laune halten. Der Tesla Cybertruck von Mattel gehört genauso zum Sortiment wie der Asics-Sneaker oder der Pulli von Acne Studios.

Fischer hat bei Kreation und Kuration ein klares Vorbild: Colette in Paris. Der einstige Vorzeige-Händler, zwischen 1997 und 2017 war der Concept Store an der Pariser Rue Saint-Honoré der Magnet schlechthin für die High Fashion- und Kreativ-Community, hat es dem Digital-Insider Fischer angetan. Was dort stationär gelang, nämlich Raum für innovative Ideen zu schaffen, für überraschende Kooperationen und progressive Kollektionen, die sonst kaum jemand auf dem Schirm hat, will Fischer mit Highsnobiety fortführen. Stets das eigene Selbstverständnis im Blick: „Jenseits von flüchtigen Trends stehen wir dafür, was jetzt ist und was als nächstes kommt.“ Dass das Business noch großes Potenzial hat, davon ist Fischer überzeugt: „Der Markt ist in den letzten Jahren einfach viel größer geworden“, sagte Fischer kürzlich im Interview mit der TW. „Viel mehr Menschen kennen die coolen, kleineren Marken, als das früher der Fall war.“ Einen nicht unerheblichen Anteil daran dürfte er selbst haben.

Die Jury ehrt Fischers Weitblick, Pioniergeist und Unternehmertum TW-Forumpreis 2020.




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