Hotelier Klaus Kobjoll auf der Bühne beim TW Forum im Frankfurter Palmengarten: "Wir haben nur drei Leute an eine andere Branche verloren."
Fiat Panda für Azubis, Kreuzfahrt zum Zehnjährigen, Kontoauszüge für alle. Hotelier Klaus Kobjoll erzählt auf dem TW Forum, wie er seine Mitarbeiter bindet und warum er auch in Corona-Zeiten fast keine Mitarbeiter verloren hat.
Einmal wöchentlich hat die Belegschaft des Schindlerhofs während der coronabedingten Hotelschließung eine E-Mail bekommen – mit ungewöhnlichem Inhalt. Alle sieben Tage hat Hotelchef Klaus Kobjoll die Kontoauszüge seiner Firmenkonten eingescannt und allen geschickt. Vom Azubi bis zum Küchenchef konnte jeder sehen, wie es um die Finanzen der Hotelanlage bei Nürnberg steht, ob eine Soforthilfe bei allzu rotem Kontostand bald eintrudeln sollte oder Überbrückungshilfe beantragt ist.
So erzählt es der Hotelier und Buchautor auf dem TW Forum. Warum er das in seinem Vortrag "Wa(h)re Herzlichkeit" so betont? Weil nur informierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit ganzem Herzen ans Unternehmen gebunden werden können. Und das habe Kobjoll, so betont er, geschafft wie kaum ein anderes Unternehmen in der Hotelbranche, der während der Pandemie vielerorts die Fachkräfte in andere, weniger von den Schließungen betroffene Branchen abgewandert sind. Ein Problem, mit dem auch die Modebranche kämpft. Nicht so der Schindlerhof. "In den insgesamt 300 Schließungstagen haben wir nur drei Mitarbeiter an eine andere Branche verloren und keine einzige Führungskraft", berichtet der Hotelier.
Wie hat er das gemacht? "Vor 20 Jahren haben uns alle wegen unserer Mitarbeiterorientierung verlacht", erinnert sich Kobjoll. "Aber wir haben schon damals unseren Auszubildenden immer einen Fiat-Panda in ihrer Wunschfarbe zur Verfügung gestellt." Und das sei nur ein Beispiel für Mitarbeiterbindung im Hause Kobjoll.
Klaus Kobjoll ist Inhaber des Landhaushotels Schindlerhof. Der Experte für Mitarbeitermotivation und Qualitätsmanagement hat sich mit 22 Jahren selbstständig gemacht und viele rentable Firmengründungen gemeistert. Die Hotelanlage Schindlerhof erhielt zahlreiche Auszeichnungen. In seinem Buch "Wa(h)re Herzlichkeit" erklärt er, warum Herzlichkeit der Schlüssel für alle Bereiche seiner Firma sei: egal ob Führung, Mitarbeiterorientierung oder Gastbindung.
Es gibt eine Welcome-Party für alle Azubis, bei der die jungen Leute mit eigenem Budget ihr Fest organisieren und Berufsschullehrer, Eltern und Geschwister einladen können. Zweimal im Jahr einen Ausflug, mal in die Champagne nach Frankreich, mal in ein 5-Sterne-Hotel nach Irland, mal ins Weingut um die Ecke. Regelmäßige Treffen mit Sterneköchen wie Johann Lafer oder Tim Mälzer, die der Jugend im Schindlerhof etwas vorkochen. Team-Building-Events während einer Kanutour oder beim Stand-up-Paddling.
"Und wer zehn Jahre bei uns bleibt, dem schenken wir eine einwöchige Kreuzfahrt auf der Aida." One-on-one-Marketing nicht nur für Gäste, sondern auch für die Belegschaft, nennt Kobjoll das. Nur so könne er es schaffen, die besten Leute für sein Haus zu begeistern, mit dem er schon etliche Preise gewonnen hat.
„Wer seine Mitarbeiter mit Erdnüssen bezahlt, ist von Schimpansen umgeben.“
Klaus Kobjoll
Und natürlich mit dem entsprechenden Gehalt – immer im Rahmen des Machbaren. "Wer seine Mitarbeiter mit Erdnüssen bezahlt, ist von Schimpansen umgeben", findet der Hotelier. Bei ihm legen die Bewerber und Bewerberinnen selbst ihr Gehalt sensibel fest. Kaum jemand würde dabei utopische Summen fordern. "Ich bin doch kein Pferdehändler und handle die Leute noch runter."
Mit Eigensinn, Lust, Motivation, Transparenz und Erfolg bleiben laut des Unternehmers die Mitarbeitenden an Bord – auch in Krisenzeiten. "Wenn wir die Bedrohung definieren, viel kommunizieren und unserem Team Mut zusprechen, klappt das." Eine Gemeinschaft schaffe das zusammen. "Wir hatten immer die besten Ideen, wenn wir mit dem Rücken zur Wand standen." Dass man bei Windstärke zehn nicht immer ein offenes Ohr für die Belange der Belegschaft habe, sei dabei allen klar. Erst recht, wenn es jeder auf dem Kontoauszug nachlesen kann.