Erstmals seit drei Monaten wächst die Bereitschaft, Geld auszugeben wieder etwas. Trotzdem bleibt die Anschaffungsneigung auf niedrigem Niveau.
Die Aussicht auf Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen, gut gefüllte Auftragsbücher und ein stabiler Arbeitsmarkt - eigentlich standen die Zeichen bis vor Kurzem auf Aufschwung. Doch die Verbraucherstimmung hat sich im März weiter eingetrübt, ergab die aktuelle Konjunkturumfrage des Handelsverbands Deutschland.
"Das HDE-Konsumbarometer sinkt − wenn auch nur geringfügig − den vierten Monat in Folge", teilt der Verband mit. Es erreicht im März einen Wert von 94,50. Im Vormonat waren es 94,62. Dementsprechend bleibe ein Aufschwung beim privaten Konsum in den kommenden drei Monaten voraussichtlich aus, so der HDE.
Da der Befragungszeitraum für das aktuelle HDE-Konsumbarometer am 20. Februar endete, sind in den Antworten zum Beispiel nicht die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine berücksichtigt. So macht der HDE darauf aufmerksam, dass sich das Stimmungsbild durchaus noch ändern kann. Es sei zu erwarten, dass sowohl der Krieg, als auch die Aufhebung der verschärften Corona-Maßnahmen das Stimmungsbild in nächster Zeit maßgeblich prägen. "Wie sich die Verbraucherstimmung und das Konsumverhalten vor diesem Hintergrund entwickeln werden, ist noch nicht abzuschätzen", so der Verband.
Der Wert des Konsumbarometers setzt sich aus verschiedenen Einzelindikatoren zusammen. Neben den Indizes Einkommen und Anschaffungen handelt es sich um die Kategorien Preis, Sparen, Konjunktur und Zins. Nachdem die
Anschaffungsneigung der Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Monat ihren Allzeit-Tiefststand erreicht hat, steigt der Indikator nun wieder an. Erstmals seit drei Monaten wächst die Bereitschaft, Geld auszugeben etwas. Dennoch teilt der HDE mit: "Trotz des Anstiegs befindet sich die Anschaffungsneigung nach ihrem starken Einbruch im Vormonat weiterhin auf niedrigem Niveau. Selbst bei nachlassendem Infektionsgeschehen und bei Aufhebung pandemiebedingter Einschränkungen im Handel sind daher nur mäßige Impulse bei der Planung von Anschaffungen zu erwarten."
Verbraucher rechnen mit weiteren Preissteigerungen
Obwohl Lockerungen der Corona-Maßnahmen bevorstehen und sich der Arbeitsmarkt als stabil erweist, verschlechtern sich die
Konjunkturerwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Auch ihre
Einkommenserwartungen gehen den Berechnungen zufolge leicht zurück. Gleichzeitig rechnen die Befragten unter dem Eindruck der hohen Inflationsrate mit zunehmenden
Preissteigerungen. "All diese Faktoren drücken auf die Verbraucherstimmung und tragen zu einer voraussichtlich verhaltenen Entwicklung des privaten Konsums in den nächsten Monaten bei", so der Handelsverband.
Wirtschaftliche Erholung verliert an Dynamik
Auf jeden Fall sei damit zu rechnen, dass die wirtschaftliche Erholung angesichts des Krieges deutlich an Dynamik verliere. Deutschland sei zwar nicht unmittelbar in den Konflikt involviert, wohl aber mittelbar über verschiedene Kanäle. "Hierzu zählen insbesondere die wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland wie ein Ausfuhrverbot für Hochtechnologie, Einschränkungen für das Finanzsystem und die Aussetzung der Inbetriebnahme von Nord Stream 2", heißt es in der Mitteilung zum HDE-Konsumbarometer. Sanktionen träfen schließlich nicht nur das Zielland, sondern auch die Initiatoren. Daher werde auch die Wirtschaft in Deutschland von diesen Maßnahmen negativ betroffen sein.
Eine genaue Größenordnung der Effekte sei gegenwärtig noch nicht absehbar. Zwar blieben die direkten wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen für die deutsche Wirtschaft überschaubar, da die Außenhandelsverflechtungen mit Russland recht gering sei. Keine 2% der deutschen Exporte gehen in dieses Land. "Allerdings ist mit steigenden Energiepreisen zu rechnen, was die Inflation treibt. Zudem dürfte das Wirtschaftswachstum gedämpft werden", heißt es weiter.
Das HDE-Konsumbarometer erscheint monatlich und basiert auf einer Umfrage unter 1600 Personen zur Anschaffungsneigung, Sparneigung, finanziellen Situation und anderen konsumrelevanten Faktoren. Alle Indizes sind so gebildet, dass ein Anstieg eines Teilindikators sich auf das Konsumbarometer auswirkt. So hat zum Beispiel die Erwartung steigender Einkommen bei den befragten Haushalten einen positiven Einfluss auf das gesamte Konsumbarometer. Im Gegenzug implizieren eine Zunahme der Sparneigung sowie die Erwartung steigender Zinsen und Preise eine Dämpfung des Konsumklimas und damit des Barometerwerts. Das Barometer ist zukunftsorientiert und bildet nicht die aktuelle Lage ab, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten. Der HDE, der die Erhebungen gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institute veröffentlicht, geht also davon aus, dass z.B. eine Preissteigerung nicht den aktuellen Konsum, wohl aber den künftigen Verbrauch beeinflusst.
Mehr zum Thema
Modemarktzahl der Woche
Länder-Ranking: Die wichtigsten Modehandels-Partner Russlands
In den vergangenen Tagen haben immer mehr Modeunternehmen unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges verkündet, die Geschäftsbeziehungen zu Russland einzustellen. Welche Länder die wichtigsten Modehandelspartner für Russland sind: ein Überblick.