L&T-Geschäftsführer Thomas Ganter

„Das Warenproblem ist nun eine Frage der Solidarität”

Thomas Ganter
Thomas Ganter

Als eines der ersten Modehäuser in Deutschland schloss Lengermann&Trieschmann in Osnabrück seine Türen. L&T-Geschäftsführer Thomas Ganter erklärt, wie er sein Haus auf den Ausnahmezustand vorbereitet hat. 


TextilWirtschaft: Herr Ganter, Sie haben als einer der ersten Modehändler am Montagabend Ihr Haus bis zum 18. April geschlossen. Wie haben Sie sich auf die Schließung vorbereitet?

Thomas Ganter: Wir haben bereits vor drei Wochen einen Krisenstab gebildet aus Geschäftsleitung, IT, Unternehmensentwicklung, PR und Marketing, Bereichsleitung Einkauf und Betriebsrat. Zu Beginn war die Lage noch unklar und wir wussten nicht genau, wofür wir uns wappnen müssen. Vor ungefähr 10 Tagen zeichnete sich dann ab, dass es auch in Deutschland zu Ladenschließungen kommen wird. Und am Montag um 18:30 Uhr kam die Info vom Land Niedersachsen, dass ab dem 17.3. um 6 Uhr die Läden zu schließen sind.

Wie haben Sie die Schließung intern kommuniziert?
Hier hat es sich ausgezahlt, dass wir seit anderthalb Jahren Beekeeper nutzen und so rund 95% der Mitarbeiter per Knopfdruck erreichen. Wir hatten in den letzten Wochen hier bereits einen eigenen Kanal eingerichtet, über den wir Informationen in Sachen Coronavirus veröffentlichen konnten. Am Dienstagmorgen haben wir dann in einer sehr emotionalen Runde die verbliebenen 50 Mitarbeiter persönlich verabschiedet. 

Mit welcher Besetzung sind Sie jetzt noch vor Ort?
Von den 650 Mitarbeitern sind noch 25 Mann geblieben. Die halbe IT, das Marketing. Wir wollen uns darauf vorbereiten, wenn wir voraussichtlich am 20. April wieder öffnen dürfen. Die Wiedereröffnung soll mit einer entsprechenden Kampagne medial begleitet werden.

Was geschieht mit der Ware? Kommt da noch etwas?
Wir könnten für einen Zeitraum von drei Tagen noch Ware annehmen. Dann ist unsere Logistik voll. Wir hatten also die ersten zwei Tage noch Ware angenommen und dann geschlossen. Das Warenproblem ist nun vor allem eine Frage der Solidarität. Wir müssen eine Lösung für die komplette Prozesskette finden. Es nützt nichts, jetzt einseitig die Lieferanten zu belasten.

Welche Maßnahmen zur Liquiditätssicherung haben Sie ergriffen?
Wir verfügen glücklicherweise über offene Kreditlinien die uns über die nächsten Wochen hinweg tragen. Trotzdem haben wir uns frühzeitig um weitere Liquidität bemüht, hier warten wir allerdings dass es von Seiten der KfW Klarheit über das weitere Vorgehen gibt. Das ist jetzt ja auch eine der Kernfragen. Wir versuchen alle Register zu ziehen. Kurzarbeitsgeld ist beantragt. Aber noch wichtiger ist die Frage, was für Möglichkeiten wir haben, um den Geschäftsbetrieb dauerhaft zu sichern. Wir brauchen jetzt ebenso radikale Maßnahmen zur Verhinderung einer Wirtschaftskrise, z.B. Zahlungen aus Hilfsfonds oder Tilgungszuschüsse für die zusätzlichen Kredite, wie zur Eindämmung der Infektionen.




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