Menswear-Messe

Showtime, späte Lieferungen, Spaß an der Farbe – der Pitti-Start

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Hereinspaziert: Die Pitti Uomo hat in Florenz begonnen.
Hereinspaziert: Die Pitti Uomo hat in Florenz begonnen.

In Florenz hat die Pitti Uomo begonnen. Nach zwei eher verhaltenen Ausgaben ist in der Fortezza da Basso wieder richtig Energie zu spüren. Die TW hat sich bei hohen Temperaturen ins Getümmel gestürzt und die wichtigsten Themen kurz zusammengefasst.

Eine richtig gute Idee hat Antony Morato. Das Contemporary-Label verteilt an alle Besucher kleine Kartons mit Wasser. Der Durst auf der Pitti Uomo, die vom 14. Bis zum 17. Juni stattfindet, ist groß, schließlich liegen die Temperaturen auf dem Hauptplatz der Fortezza da Basso bei gefühlt 35 Grad.

Es ist viel los auf der Herrenmodenmesse. Nach zwei verhaltenen Ausgaben sind die Flure in Pavillons dicht mit Besuchern gepackt. Es dröhnt in den Hallen. Wohl auch deshalb, weil sich Marken, Agenten und Händler viel zu erzählen haben. Inflation, Lieferengpässe und die allgemeine politische Wetterlage. Die TW hat sich umgeschaut und genau zugehört.

Es brummt wieder: Es herrscht Gedränge in der Fortezza da Basso. Noch ist die Pitti Uomo mit 680 Ausstellern zwar kleiner als vor der Krise, als es mehr als 1200 waren. Doch das scheint die Besucher nicht zu stören. Auf dem Hauptplatz und in den Pavillons muss man sich durch die Massen den Weg bahnen. Mit Ausnahme Asiens sind die Einkäufer zurück. Gut vertreten sind die USA, Großbritannien und Europa. Auf dem Dinner von Brunello Cucinelli am Dienstagabend in den Gärten der Serre Torrigiani saßen nicht nur die italienischen Top-Einkäufer Beppe Nugnes von Nugnes 1920 aus Trani, Federico Giglio von Giglio aus Palermo und Giampiero Molteni von Tessabit aus Como, sondern auch Bruce Pask von Bergdorf Goodman und Sam Kershaw von Mr Porter am Tisch.

Es kommt später und wird teurer: Marken und Handel haben auf der Pitti Uomo einiges zu besprechen. Viele Labels liefern spät, erhöhen die Preise um im Schnitt 10 bis 15% und zwingen die Händler dazu, früher zu bestellen. "Ich muss ordern, wenn ich den Sell-out noch gar nicht abschätzen kann", sagt Marco Inzerillo, Inhaber des Ladens Michele Inzerillo in Palermo. Inzerillo hat einen guten Überblick, schließlich ist er gerade als Präsident der Händlervereinigung Histores wiedergewählt worden, der 44 Stores in Italien beigetreten sind. Der Verband lud auf die Dachterrasse des Hotels Palazzo Gaddi ein, wo CEO von Jacob Cohën, Luca Roda, und der Geschäftsführer von Paul & Shark, Enrico Airoldi, zu sehen waren. Der Grund: Jacob Cohen und Paul & Shark haben für die Histores-Mitglieder exklusiv Produkte entworfen.

Es wird farbig: Wer den Blick über die Kollektionen schweifen lässt, sieht überall Farbe. Blousons und Stepper von Herno im knalligen Grün, ein Sakko von Caruso in einem blassen Violett, ein stückgefärbter Parka von Nobis, dessen Anmutung an die Aufnahme einer Wärmebildkamera erinnert. Es überwiegt Monochromes, Muster sind eher selten. Leinen ist prominent vertreten, es gibt aber auch viele Mischungen, beispielsweise mit Nylon. Etwas weniger häufig im Vergleich zu den vergangenen Saisons finden sich Jerseys an den Ständen.



Es wird geheiratet: Wegen der Pandemie wurden viele Hochzeiten, Taufen und Familienfeiern verschoben. Jetzt werden sie nachgeholt, weswegen die Anlassmode in Italien einen goldenen Moment erlebt. "Wir spüren hier einen klaren Nachholeffekt", sagt Alessandro Barberis Canonico, CEO der Weberei Vitale Barberis Canonico und Präsident der Stoffmesse Milano Unica, der sich am Dienstag im Padiglione Centrale umschaute. "Anzüge sind bei uns der Renner", sagte Sonia Hichar, Verkaufsberaterin in der Herrenabteilung von Modamica aus der Nähe von Bergamo.

Es wird elegant: Die Männer mögen es nach zwei Jahren, die sie im Trainingsanzug verbracht haben, wieder schicker. Davon profitieren einerseits die italienischen Konfektions-Spezialisten, von Lardini bis Tombolini, andererseits aber auch eine Firma wie Basicnet. Das Turiner Unternehmen hat mit seinem Label Robe di Kappa einen Stand auf dem zentralen Platz in der Fortezza da Basso und zeigt Pollunder und Polos. "Preppy ist gefragt", sagt Lorenzo Boglione, Sohn des Basicnet-Gründers Marco Boglione. Auch die Deckschuhe der Marke Sebago, die ebenfalls zu Basicnet gehört, seien gefragt. Notabene: Richtig Gas in Deutschland will Boglione Junior mit K-Way. Dabei vertraut er ab sofort auf die Agentur Komet & Helden, die sich um den Vertrieb kümmern wird.

Es ist wieder Show-Time: Wegen der Pandemie konzentrierte sich das Geschehen in den vergangenen zwei Jahren auf die Fortezza da Basso. Jetzt zieht es Designer und Marken wieder hinaus in die Stadt. Designerin Ann Demeulemeester, die im Januar ihre Show absagen musste, zeigt im Leopolda-Bahnhof. Baldessarini-Kreativdirektor Florian Wortmann entschied sich für die Villa Corsini. Wales Bonner, die 2016 den LVMH-Preis gewann, pickte sich den Palazzo Medici Riccardi heraus. In ihrer Kollektion mixte sie Sportswear mit Tailoring und perlenbesetzten Macramé-Kleidern. Fertigen ließ sie in Italien, aber auch in Ghana und Burkina Faso. Auf den Boden des Palazzo legte sie Kakao-Jutesäcke aus, die von Hand zusammengenäht wurden. Eine Idee des ghanaischen Künstlern Ibrahim Mahama. "Mein Ansatz ist ein kollaborativer", sagte Wales Bonner, die vor der Show vor die Presse trat.

Pitti Uomo Menswear Guest Designer: Wales Bonner F/S 23






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