In Florenz hat die Pitti Uomo begonnen. Nach zwei eher verhaltenen Ausgaben ist in der Fortezza da Basso wieder richtig Energie zu spüren. Die TW hat sich bei hohen Temperaturen ins Getümmel gestürzt und die wichtigsten Themen kurz zusammengefasst.
Es brummt wieder: Es herrscht Gedränge in der Fortezza da Basso. Noch ist die Pitti Uomo mit 680 Ausstellern zwar kleiner als vor der Krise, als es mehr als 1200 waren. Doch das scheint die Besucher nicht zu stören. Auf dem Hauptplatz und in den Pavillons muss man sich durch die Massen den Weg bahnen. Mit Ausnahme Asiens sind die Einkäufer zurück. Gut vertreten sind die USA, Großbritannien und Europa. Auf dem Dinner von Brunello Cucinelli am Dienstagabend in den Gärten der Serre Torrigiani saßen nicht nur die italienischen Top-Einkäufer Beppe Nugnes von Nugnes 1920 aus Trani, Federico Giglio von Giglio aus Palermo und Giampiero Molteni von Tessabit aus Como, sondern auch Bruce Pask von Bergdorf Goodman und Sam Kershaw von Mr Porter am Tisch.
Es kommt später und wird teurer: Marken und Handel haben auf der Pitti Uomo einiges zu besprechen. Viele Labels liefern spät, erhöhen die Preise um im Schnitt 10 bis 15% und zwingen die Händler dazu, früher zu bestellen. "Ich muss ordern, wenn ich den Sell-out noch gar nicht abschätzen kann", sagt Marco Inzerillo, Inhaber des Ladens Michele Inzerillo in Palermo. Inzerillo hat einen guten Überblick, schließlich ist er gerade als Präsident der Händlervereinigung Histores wiedergewählt worden, der 44 Stores in Italien beigetreten sind. Der Verband lud auf die Dachterrasse des Hotels Palazzo Gaddi ein, wo CEO von Jacob Cohën, Luca Roda, und der Geschäftsführer von Paul & Shark, Enrico Airoldi, zu sehen waren. Der Grund: Jacob Cohen und Paul & Shark haben für die Histores-Mitglieder exklusiv Produkte entworfen.
Premium Men Frühjahr 2023
Frische Brise
Es wird farbig: Wer den Blick über die Kollektionen schweifen lässt, sieht überall Farbe. Blousons und Stepper von Herno im knalligen Grün, ein Sakko von Caruso in einem blassen Violett, ein stückgefärbter Parka von Nobis, dessen Anmutung an die Aufnahme einer Wärmebildkamera erinnert. Es überwiegt Monochromes, Muster sind eher selten. Leinen ist prominent vertreten, es gibt aber auch viele Mischungen, beispielsweise mit Nylon. Etwas weniger häufig im Vergleich zu den vergangenen Saisons finden sich Jerseys an den Ständen.
Zukunft des Luxusmode-Handels
Ein Haus der Brands am Comer See
Es wird elegant: Die Männer mögen es nach zwei Jahren, die sie im Trainingsanzug verbracht haben, wieder schicker. Davon profitieren einerseits die italienischen Konfektions-Spezialisten, von Lardini bis Tombolini, andererseits aber auch eine Firma wie Basicnet. Das Turiner Unternehmen hat mit seinem Label Robe di Kappa einen Stand auf dem zentralen Platz in der Fortezza da Basso und zeigt Pollunder und Polos. "Preppy ist gefragt", sagt Lorenzo Boglione, Sohn des Basicnet-Gründers Marco Boglione. Auch die Deckschuhe der Marke Sebago, die ebenfalls zu Basicnet gehört, seien gefragt. Notabene: Richtig Gas in Deutschland will Boglione Junior mit K-Way. Dabei vertraut er ab sofort auf die Agentur Komet & Helden, die sich um den Vertrieb kümmern wird.
Interview mit Steve Kirchner, Deutschlandchef von Tiger of Sweden
"Der Anzug zelebriert ein riesiges Comeback"
Es ist wieder Show-Time: Wegen der Pandemie konzentrierte sich das Geschehen in den vergangenen zwei Jahren auf die Fortezza da Basso. Jetzt zieht es Designer und Marken wieder hinaus in die Stadt. Designerin Ann Demeulemeester, die im Januar ihre Show absagen musste, zeigt im Leopolda-Bahnhof. Baldessarini-Kreativdirektor Florian Wortmann entschied sich für die Villa Corsini. Wales Bonner, die 2016 den LVMH-Preis gewann, pickte sich den Palazzo Medici Riccardi heraus. In ihrer Kollektion mixte sie Sportswear mit Tailoring und perlenbesetzten Macramé-Kleidern. Fertigen ließ sie in Italien, aber auch in Ghana und Burkina Faso. Auf den Boden des Palazzo legte sie Kakao-Jutesäcke aus, die von Hand zusammengenäht wurden. Eine Idee des ghanaischen Künstlern Ibrahim Mahama. "Mein Ansatz ist ein kollaborativer", sagte Wales Bonner, die vor der Show vor die Presse trat.