Nach dem Lockdown

Modebranche verzichtet auf Luftfracht

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 Werden zum schwimmenden Lager: Containerschiffe.
Werden zum schwimmenden Lager: Containerschiffe.

Es gleicht einer Vollbremsung: Die Fashion-Branche stellt ihre Logistikstrategie um und kappt die Aufträge für Luftfracht.

Während vor den Ausgangsbeschränkungen in Deutschland noch das Gros der Hersteller versuchte, zu spät produzierte Ware aus Asien per Luftfracht nach Deutschland zu holen, – und dafür teilweise das Fünffache im Vergleich zum Vorjahr bezahlt hat – kommt nun die Umstellung auf Seefracht. Wie das auf Supply Chain-Management-Software spezialisierte Unternehmen Setlog ausgerechnet hat, wurden 60% der Lieferungen per Flugzeug storniert. Das Unternehmen stützt sich auf die Daten seiner SCM-Software Osca, für die die Lieferketten von über 100 Modemarken und deren Supply Chain-Partnern ausgewertet werden.


Die Waren, die noch nicht in der Exportverzollung gewesen seien, wurden auf Seefracht umgebucht. Obwohl dort in Teilen das Doppelte als üblich bezahlt werden musste. Es gehe nun nach dem Motto: „Je langsamer, umso  besser“, die Containerschiffe aus Asien würden derzeit eher als schwimmende Lager genutzt, heißt es von Setlog.

Die Modeunternehmen versuchten Aufträge noch in letzter Minute zu stoppen. Wo das nicht möglich war, wurden die Lieferungen in eilige Luftfracht-Sendungen für Online-Bestellungen und günstige Transporte per Schiff aufgeteilt. Dieser Trend sei bis Ende April sichtbar, so Setlog. Beim Transport per Schiff fallen nur ein Fünftel der Kosten an.

Eine Beispielrechnung: Für den Transport einer Jacke von Asien nach Rotterdam oder Bremerhaven werden im Schnitt je nach Ladekapazität, Produkt und Volumen nur 50 Cent fällig statt 2,50 Euro oder mehr.

Die Lieferverzögerungen aus China nach Deutschland seien im Vergleich zu einer Analyse vom 12. März noch größer geworden, so das Unternehmen. Statt 20 Tage später als geplant, komme die Ware nun 25 Tage später an. Den größten Engpass erwartet Setlog nun statt Anfang Juli für Anfang oder Mitte August.

Corona werde noch lange Auswirkungen haben. „In einigen chinesischen Häfen stecken noch immer volle Container fest“, sagt Setlog-Vorstand Ralf Düster. Zudem stauten sich alleine in China rund sechs Millionen Leercontainer, die wegen der vollen Schiffe erst nach und nach wieder in die Pipeline kämen. Düster: „es kann noch Monate dauern, bis sich die Lage normalisiert“.




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