Friedrich Knapp ist alleiniger Inhaber von New Yorker. Bis heute verzichtet er auf einen Online-Shop und verkauft ausschließlich stationär.
Friedrich Knapp, Inhaber des Fast Fashion-Filialisten
New Yorker, will sich erneut mit
Amazon anlegen. Der Grund: Ein Großteil der Textilien bei Amazon entspreche nicht dem Textilkennzeichnungsgesetz. Sein Unternehmen werde deshalb Klage einreichen.
TextilWirtschaft: Herr Knapp, was werfen Sie Amazon vor?Friedrich Knapp: Wir haben bei Amazon 20 Käufe getätigt, vor allem Marktplatz-Ware aus China. Kein einziges Teil entsprach dem Textilkennzeichnungsgesetz und ist damit eigentlich nicht verkehrsfähig. Wir werden die Textilien auch noch auf Schadstoffe prüfen, ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Was haben Sie jetzt vor?Wir sortieren diese Fälle gerade und werden uns Amazon zur Brust nehmen. Einstweilige Verfügung, Abmahnung, alles, was das Rechtssystem so hergibt. Es ist einfach nicht einzusehen, dass bei uns quasi wöchentlich Kontrollen stattfinden, während Amazon ungehindert wachsen kann. Es ist traurig, dass so wenige andere Unternehmen etwas dagegen tun.
Scheinbar sehen die dafür wenig Anlass.Das kann nicht sein. Amazon hat wahnsinnig hohe Wachstumsraten im Textilbereich, das trifft fast alle anderen Einzelhändler auch. Was glauben Sie, warum ein erfolgreiches Unternehmen wie P&C Filialen schließen muss? Ich verrate es Ihnen: weil der Wettbewerb immer unfairer ist. Wir müssen den Handel viel stärker für dieses Thema sensibilisieren.
New Yorker - das Unternehmen
New Yorker steht für Fast Fashion für eine junge Zielgruppe. 1971 haben Tilmann Hansen und Michael Simson den ersten New Yorker-Laden in Flensburg eröffnet. Heute führt das Unternehmen mit Sitz in Braunschweig über 1000 Läden und beschäftigt 16.000 Mitarbeiter. Friedrich Knapp hat New Yorker 2001 übernommen. Der 67-Jährige ist alleiniger Inhaber und führt sein Unternehmen eigenwillig. So verzichtet New Yorker im Gegensatz zu fast allen Mitbewerbern bis heute auf einen Online-Shop.
Woran liegt es denn, dass es relativ wenig offene Gegenwehr gibt?Ich habe das Gefühl, dass die meisten Unternehmer sich ohnmächtig fühlen. Sie denken, dass sie sowieso keine Chance haben und haben innerlich bereits aufgegeben. Ich habe erst gestern mit einem ihrer Wortführer telefoniert. Es ist traurig. Niemand hat den Mut, etwas zu unternehmen und politisch passiert auch nichts. Gleichzeitig erodieren die Mittelstädte. Selbst die Kinder erfolgreicher Händler haben keine Lust mehr auf das Geschäft und gehen andere Wege. Es geht schon so weit, das ich mich frage: Wenn bald alle neben mir sterben, brauche ich dann überhaupt noch selbst einen Laden? Nur Dönerbuden, Handyläden und Coffee-Shops halten eine Innenstadt auch nicht am Leben.
Wenn es so viel Unzufriedenheit im Handel gibt, dann wäre das doch eigentlich eine Aufgabe für die Verbände.Die unternehmen gar nichts. Wir brauchen einen neuen Verband, der wirklich die Interessen des Handels im Kampf mit den Online-Riesen vertritt. Während hierzulande die meisten ihren Verpflichtungen brav nachgehen, können Amazon und Co ungehindert den Markt mit unversteuerter und unverzollter Ware aus China überfluten. Und mit Alibaba aus China rollt bereits der nächste auf uns zu. Das Problem ist auch, dass alle Geschäfte mit China machen und sich deshalb niemand so recht traut, den Mund aufzumachen und den Kopf hinzuhalten.
Ein Amazon-Sprecher erklärte auf Anfrage der TextilWirtschaft: „Angebote von Amazon oder unseren Verkaufspartnern müssen selbstverständlich entsprechende gesetzliche Vorgaben erfüllen. Sofern es im Einzelfall Fälle geben sollte, in denen zum Beispiel keine korrekte Textilkennzeichnung auf der Produktdetailseite vorhanden sein sollte, prüfen wir das selbstverständlich umgehend. New Yorker kann sich jederzeit mit den konkreten Fällen an uns wenden.“
Die bevorstehende Auseinandersetzung ist nicht das erste Mal für beide Parteien.
2018 hat New Yorker wegen Plagiaten auf der Amazon-Plattform prozessiert – und gewonnen. Der Vorwurf damals: Auf Amazon würden ohne wirksame Kontrollen gefälschte und unlizenzierte Waren angeboten. In einem Interview mit der TextilWirtschaft kurz vor dem Urteil hatte sich Knapp über Bürokratie-Hürden beschwert: „Mir als Unternehmer wird das Klagen schwer gemacht. Obwohl es sich um eine Angelegenheit auf dem deutschen Markt handelt, werden wir gezwungen, Klageschriften auf Französisch anzufertigen, weil Amazon in Luxemburg sitzt. Der Staat muss die Unternehmen vor solchen Machenschaften schützen.“