Messe-Sommer in Berlin: Das kommt

Neue Location und erstmals Öffnung für D2C. Mit welchen Konzepten die Premium Group in Berlin Brands, Buyer und Consumer überzeugen will.

Die Premium Group zeigt sich im Sommer 2022 neu auf dem Gelände der Messe Berlin. Das Konzept baut auf die drei Säulen Premium, Seek und The Ground.
Foto: Premium Group Foto: Premium Group

Back in Berlin. Die Premium Group hat für den Re-Start nach den Messe-Absagen nun wieder die Hauptstadt gewählt. Mit neuer Location und neuem Dreiklang. Das erwartet Brands, Buyer − und Verbraucher.

Back in Berlin. Zurück an der Spree. Nach viel beschriebenen Frankfurter Plänen läutet die Premium Group die Post Corona-Ära in der Stadt ein, in der sie auch davor erfolgreich war. In Berlin.

Von Donnerstag, 7. Juli bis Samstag, 9. Juli 2022 will sie die Branche mit einem Vielklang an Themen und Formaten zusammenbringen. "Wir sind die, die vernetzen", sagt Anita Tillmann. "Und nichts ist aktuell wichtiger, als in den Austausch zu gehen, Gespräche zu suchen und Neues zu finden."

Was erwartet Besucherinnen und Besucher konkret in den Berliner Tagen. Was ist neu, was bleibt bestehen? Neuer Ort, neue Wege. Von der bisherigen Location am Gleisdreieck (Premium) und der Arena Berlin (Seek) verabschiedet sich das Team um die Geschäftsführung Anita Tillmann und Jörg Arntz nach vielen Jahren. Stattdessen findet alles aus dem Hause Premium Group an einem Ort statt: Das Messegelände Funkturm der Messe Berlin. "Es ist das erste Mal, dass alle unsere Events an einem Ort stattfinden", sagt Tillmann. "Das bietet enorme Vorteile und ist in dieser Form auch einzigartig."

Das Team der Premium Group.
Das Team der Premium Group.
Foto: Premium Group


Dort bespielt die Premium Group eine Gesamtfläche von 45.000m² mit den beiden B2B-Konzepten Premium, Seek und dem neuen Verbraucher-Event The Ground.

Geschichtsträchtig und gleichzeitig "very instagrammable", verspricht Anita Tillmann, sei der neu gewählte Austragungsort in der Hauptstadt. Das Ensemble besteht aus drei denkmalgeschützten Gebäuden und einem Ballhaus sowie dem Sommergarten als Außenbereich.


Was erwartet Einkäufer und Aussteller auf dem Gelände? "Es gibt neue Namen und auch neue Nachbarschaften", sagt Anita Tillmann. "Genau, wie sich Sortimente auch verändern – in der Womenswear ist ein guter Richtwert, dass sich die wichtigen Namen alle drei bis fünf Jahre verändern, in der Menswear alle fünf bis sieben Jahre – so verändern wir auch die Zusammenstellung. Dabei nehmen wir immer die Perspektive der Besucherinnen und Besucher ein und gestalten die Tradeshow entsprechend."

Drei Säulen sollen in diesem Jahr das Event tragen: Premium, Seek und The Ground. Letzteres ist das neue D2C-Konzept, das nun Premiere feiert. Das Format Premium ist lange etabliert und dürfte auch an neuer Adresse wichtiges Drehkreuz der Veranstaltung werden.

So werben Premium, Seek und The Ground für das Event 2022
So werben Premium, Seek und The Ground für das Event 2022
Foto: Premium Group

So ist die Premium gestaltet

Hier messen sich wie gehabt Marken und Labels aus den Segmenten Womenswear, Menswear und Accessoires, nach Markt- und Genregrenzen geclustert. Abgestuft wird nach den Segmenten "Icons", "High" und "Volume", wobei unter Ersterem Brands wie Strellson, Carl Gross, Olymp, Seidensticker und Alberto verortet werden sowie Mos Mosh, oder auch Young Poets Society (ehemals Tigha).

Zu "High" zählen Namen wie Lala Berlin, Nove, Helene Galwas, Nynolia und Thalie Paris. Hochgenrige Labels, Newcomer und "kleine Innovatoren" sollen hier zusammengefasst werden. Unter der Überschrift Volume finden sich Mainstream-Anbieter wie Gerry Weber – einer der Neuzugänge der Messe –, Pierre Cardin, Lerros, Mexx und Pioneer Jeans. Damit füllt die Premium den größten Raum im B2B-Portfolio.

So sieht die Seek aus

Bisher etwa eine halbe Stunde mit Bus, U-Bahn oder Taxi entfernt, rückt das progressivere Schwester-Format Seek nun direkt neben die Premium. Und bekommt auch ein neues Layout und neue Kapitel.

Stutterheim, Puma, Ben Sherman, Wrangler sowie Camper und Copenhagen Studios sind einige der Namen, die den Raum prägen. Außerdem K-Swiss, Saucony und Palladium.

Davon abgegrenzt bündelt "Trade Union" nach wie vor Labels mit selektiver aufgestelltem Vertrieb modisch zugespitztem Profil. So etwa 3Sixteen, Clutch Magazine, Ebbets Field Flannels, Fleurs De Bagne, Frizmworks, Pendleton Woolen Mills, Poten, Red Wing Shoes, Reyn Spooner, The Uniform Bridge und Sebago.

Neu ist der "Conscious Club", in dem Brands mit besonderen Ambitionen im Bereich Sustainability zusammengefasst werden sollen, darunter About Companions, Brava Fabrics, Dawn Denim, Dedicated, Ecoalf, Girlfriend Collective, Givn Berlin, Got Bag, Goodsociety, Jan ‘n June, Johnnylove, Keen, Kings of Indigo, Knowledge Cotton Apparel, Kangol, Komodo, Lanius, Merz B Schwanen, Nudie Jeans Co, Novesta, O My Bag, Recolution, Rotholz, Sandqvist, Thinking Mu und Veja.

Einer der prominentesten Neuzugänge der Seek-Community dürfte Drykorn sein. Die progressive Brand war bisher auf der Premium zu finden und zeigt sich jetzt hier in neuem Kontext.

Und The Ground?

Drykorn ist auch einer der Namen, der die Brücke zum Consumer-Event The Ground schlägt. Er ist sowohl im B2B-Part Seek vertreten als auch im Rahmen des neuen D2C-Konzeptes. Puma ist ebenfalls bei beiden Formaten dabei, ebenso Happy Socks.

"Um zukunftsfähig zu bleiben, wollen und müssen wir B2B und D2C zusammenführen und einen Ort schaffen − einen Marktplatz für Ideen und Produkte − an dem Marken, Händler und Konsumenten zusammenkommen und voneinander lernen", begründete Premium-Geschäftsführer Jörg Arntz vor Kurzem die Entscheidung, sich für Konsumenten zu öffnen. Für das Timing, jetzt mit einem solchen Konzept zu starten, könnte sprechen, dass mehr und mehr Brands, die traditionell im Wholesale verankert sind, die Pandemie genutzt haben, um eigene Verbindungen zu Konsumenten aufzubauen – und die sie jetzt weiter ausbauen möchten. Ohne großes Retail-Netz oder viel Traffic im eigenen Webshop sind die Berührungspunkte jedoch limitiert.

Was verbirgt sich nun genau hinter The Ground? Räumlich getrennt findet es dennoch in unmittelbarer Nachbarschaft zu den B2B-Formaten statt. Besucher von Premium und Seek und können alle The Ground-Bereiche besuchen, The Ground-Gäste jedoch nur den D2C-Part. Zwei Eingänge sollen ausschließlich Fachpublikum zugänglich sein, einer, der auf der Nordseite, ist offen für alle mit Ticket. Pro Tag ist man mit 10 Euro bei The Ground dabei.

Anspruch der Macher um Show Director Kai Zollhöfer, der schon bei Zalando das B2B Bread&Butter-Event realisiert hat, ist, vor allem, die Gen Z mit allen relevanten Inhalten aus Fashion, Lifestyle, Beauty und Sport anzusprechen und so auch Retailern neue Impulse für die Emotionalisierung von Flächen und Aktivierung von Communitys zu geben.

Von Fashion bis Fahrrad

Zu den teilnehmenden Brands gehören unter anderem Puma, MCM, Drykorn, Happy Socks, Karl Kani, Pegador, van Moof, Vinokilo, Wavey Garms, Daluma, Und Gretel, Isla Berlin sowie das Social Network TikTok.


Verschiedene "Grounds" (es gibt es die sechs Elemente Play, Beauty, Sports, Music, Soul und Talk − die Disziplin Fashion hält alle Bereiche zusammen) sollen unterschiedliche Interessen ansprechen und Aktivitäten bieten. Vom Red Bull Pumptrack für BMX-Begeisterte bis zu Yoga Sessions oder Panel Talks auf der Bühne. Mit van Moof ist ein E-Bike-Anbieter dabei. Vinokilo, Anbieter von Secondhand-Kleidung, hat etwa angekündigt, einen Vintage Markt mitzubringen sowie Workshops zu den Themen Personalisierung und Upcycling anzubieten.

Live-Content auf der Bühne

The Ground soll sowohl innen als auch unter freiem Himmel stattfinden. Um das Konzept auch über das Messegelände hinaus vor allem in Social Media präsent zu haben, arbeite man auch mit Influencern zusammen, sagen die Messemacher.

Die Übergänge von B2B sind im Bereich der Bühne und The Ground fließend. So soll die Stage auf dem Gelände vor allem in der ersten Tageshälfte Fachpublikum ansprechen (wie etwa mit der TW Trend-Info, die am Donnerstag, 7. Juli, den Kick-off vor Ort markiert, Box Seite 54), während im weiteren Tagesverlauf Themen adressiert werden, die für Konsumenten relevant sind.

Der Donnerstag steht im Zeichen von Fashiontech, von digitalen Themen bis hin zum Metaverse, Protagonisten auf der Bühne sollen u.a. Vertreter von OMR, Joor, P4Markets und McKinsey sein. Franziska Michel von Yoona hat die Kuration übernommen.

TW Podcast: Was müssen Messen heute leisten, Anita Tillmann?



Am Freitag wiederum soll das Thema Nachhaltigkeit die Inhalte von Vorträgen und Gesprächen dominieren. Hier hat sich die Premium Unterstützung von studio MM04 bzw. Magdalena Schaffrin und Max Gilgenmann für das Programm geholt. Die Einbettung von Sustainability in den Seek-Kosmos sei richtig, da hier schon lange Personen und Brands präsent seien, die sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen. Zudem "sind die Labels und Macherinnen tendenziell jünger, gehen mit dem Thema sehr selbstverständlich um", sagt Tillmann.

Der Messesamstag stehe auf der Bühne ganz im Zeichen von The Ground. Gesprächsrunden mit Teilnehmer von Unternehmen wie Tiktok oder Vice sollen sich direkt an die Verbraucher richten.

Mit dem neuen Set-up wollen die Macher aus dem Wettbewerb herausstechen und inklusive The Ground in diesem Sommer mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher in Berlin begrüßen. Zwei Drittel Fachpublikum, ein Drittel Verbraucher, ist die Prognose. Der Winter, als Termin stehen die Tage vom 17. bis 19. Januar 2023, steht dann wieder ganz im Zeichen von B2B only. Für den Folgesommer sei das Consumer-Konzept von Donnerstag bis Samstag jedoch auch wieder fest eingeplant (13. bis 15. Juli 2023).

Die Messe selbst wird während der kommenden Ausgabe auch ein bisschen zum Label und Händler und tritt für Verbraucher in Erscheinung. Mit Brands wie Lala Berlin, Closed, Eastpak, Lee und Wrangler gibt es eine "Must Have Peace Merch-Kollektion", die für den guten Zweck vor Ort verkauft wird und deren Erlöse Betroffenen des Ukraine-Kriegs zugute kommen sollen.



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