Es gibt sie noch, die Produktion von Bekleidung, Schuhen und Accessoires im Inland. Vor dem Hintergrund lauter werdender Forderungen nach fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Produkten könnte Made in Germany eine größere Bedeutung bekommen.
Brennende Urwälder, mit Plastik vermüllte Ozeane, steigende Temperaturen. Die Welt sorgt sich. Immer mehr Menschen sehen einen Zusammenhang zwischen besorgniserregenden Veränderungen der Erde und der Art zu produzieren und zu konsumieren. Nachhaltig soll alles sein, lautet die oft gehört Forderung auch an die Textilbranche. Wenn auch häufig nicht klar ist, was mit dem Schlagwort gemeint ist, werden damit allgemein doch Forderungen verbunden wie faire Löhne und Arbeitsbedingungen in der gesamten Wertschöpfungskette, möglichst geringe Emissionen bei Produktion und Transport, sowie Produkte, die von den Kunden gebraucht, anstatt verbraucht werden.
Bei der Diskussion etwas aus dem Blickwinkel geraten ist, dass es eine Vielzahl von Unternehmen gibt, die seit Jahrzehnten Fair Fashion produzieren, ohne den Begriff plakativ vor sich her zu tragen. Und ohne, dass sie ihre Produktion dafür umstellen mussten. Sie erfüllen die Forderungen allein deshalb, weil sie in Deutschland produzieren. Löhne, Sozialstandards, Gebäudesicherheit, Umweltstandards – alles kein Thema bei Unternehmen, die eingebettet in die Fülle inländischer Gesetze und Vorschriften und unter den Augen der Gewerbeaufsichtsämter arbeiten. Sicher können sie ihre Produkte in Deutschland nicht zu Discountpreisen herstellen.
Aber es sind auch nicht ausschließlich Hersteller von Luxusprodukten, die in Deutschland produzieren. Die Unternehmen fallen einem zumeist nicht sofort ein, wenn man an Lieferanten von Bekleidung, Schuhen und Accessoires denkt. Doch es gibt eine Vielzahl von Unternehmen, die sich mit Cleverness und zumeist qualitativ hochwertigen Produkten im Hochlohnland Deutschland behaupten.
Mehr zum Thema
Birkenstock
Kult, Kork und Krisen
Birkenstock bleibt begehrt. Die Marke legt jedes Jahr rund 20% zu. Die meisten Schuhe werden in Deutschland gefertigt. Ein tiefer Blick hinter die Kulissen des Global Players.
Dass es vor allem kleine Unternehmen sind, liegt auch an Wachstumsschranken, die mit Made in Germany schnell erreicht werden: In vielen Gewerken gibt es kaum noch qualifizierte Experten. Zum Teil mangelt es auch an den notwendigen Maschinen, die nicht mehr hergestellt werden.
Dennoch sind im Handel immer mehr Einkäufer auf der Suche nach Labels, die dem Kunden nicht nur tolle Produkte, sondern auch ein gutes Gewissen bieten. Thimo Schwenzfeier, Chef der Berliner Messe Neonyt für Fair Fashion, spricht aufgrund der großen Nachfrage von Besuchern und Ausstellern in diesem Jahr von einem Durchbruch für nachhaltige Mode: „Wir sind seit zehn Jahren Teil der Berliner Fashion Week und haben noch nie ein so breites Interesse an der nachhaltigen Mode verspürt wie momentan“.
Mehr zum Thema
Ledermanufaktur Kreis
Riemen, Ricola, Reisetasche
Die Ledermanufaktur Kreis beliefert Kunden in Japan, Australien und den USA. Produziert wird ausschließlich im hessischen Offenbach. Ein Besuch.
Modehändler Marc Ramelow beispielsweise, der neun Modehäuser in Norddeutschland betreibt, hat im Frühjahr seine 100 Lieferanten zu den Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung befragt. Aus persönlichem Interesse, „aber auch Kunden fragen immer häufiger, woher die Kleidungsstücke kommen, und wie sie produziert werden“. Mit der Initiative ist er Pionier im Handel, andere werden sicher folgen.
Unter dem Titel Made in Germany stellt die TW in den kommenden Wochen herausragende Unternehmen vor. Vom Kleinstbetrieb, in dem nur der Inhaber tätig ist, über Manufakturen bis zu industrieller Produktion. Dazu Stores, für die Made in Germany wichtiges Verkaufsargument ist. Zum Start: Big Player
Birkenstock,
Ledermanufaktur Kreis, Feine Sachen-Händler
Stuff.
Mehr zum Thema
Stuff
Deutschland-Denim statt Blingbling
In diesem Store im Düsseldorfer Stadtdteil Flingern gibt es handwerklich hergestellte Männermode, die nicht an jeder Ecke zu haben ist. Da kostet die Jeans aus Dresden auch schon mal 275 Euro. Empfehlung an die Kundschaft: „Buy less, but better!”