Produktion im Inland

Wie steht's um Made in Germany?

Es gibt sie noch, die Produktion von Bekleidung, Schuhen und Accessoires im Inland. Vor dem Hintergrund lauter werdender Forderungen nach fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Produkten könnte Made in Germany eine größere Bedeutung bekommen.

Brennende Urwälder, mit Plastik vermüllte Ozeane, steigende Temperaturen. Die Welt sorgt sich. Immer mehr Menschen sehen einen Zusammenhang zwischen besorgniserregenden Veränderungen der Erde und der Art zu produzieren und zu konsumieren. Nachhaltig soll alles sein, lautet die oft gehört Forderung auch an die Textilbranche. Wenn auch häufig nicht klar ist, was mit dem Schlagwort gemeint ist, werden damit allgemein doch Forderungen verbunden wie faire Löhne und Arbeitsbedingungen in der gesamten Wertschöpfungskette, möglichst geringe Emissionen bei Produktion und Transport, sowie Produkte, die von den Kunden gebraucht, anstatt verbraucht werden.


Bei der Diskussion etwas aus dem Blickwinkel geraten ist, dass es eine Vielzahl von Unternehmen gibt, die seit Jahrzehnten Fair Fashion produzieren, ohne den Begriff plakativ vor sich her zu tragen. Und ohne, dass sie ihre Produktion dafür umstellen mussten. Sie erfüllen die Forderungen allein deshalb, weil sie in Deutschland produzieren. Löhne, Sozialstandards, Gebäudesicherheit, Umweltstandards – alles kein Thema bei Unternehmen, die eingebettet in die Fülle inländischer Gesetze und Vorschriften und unter den Augen der Gewerbeaufsichtsämter arbeiten. Sicher können sie ihre Produkte in Deutschland nicht zu Discountpreisen herstellen.


Aber es sind auch nicht ausschließlich Hersteller von Luxusprodukten, die in Deutschland produzieren. Die Unternehmen fallen einem zumeist nicht sofort ein, wenn man an Lieferanten von Bekleidung, Schuhen und Accessoires denkt. Doch es gibt eine Vielzahl von Unternehmen, die sich mit Cleverness und zumeist qualitativ hochwertigen Produkten im Hochlohnland Deutschland behaupten.

Dass es vor allem kleine Unternehmen sind, liegt auch an Wachstumsschranken, die mit Made in Germany schnell erreicht werden: In vielen Gewerken gibt es kaum noch qualifizierte Experten. Zum Teil mangelt es auch an den notwendigen Maschinen, die nicht mehr hergestellt werden.


Dennoch sind im Handel immer mehr Einkäufer auf der Suche nach Labels, die dem Kunden nicht nur tolle Produkte, sondern auch ein gutes Gewissen bieten. Thimo Schwenzfeier, Chef der Berliner Messe Neonyt für Fair Fashion, spricht aufgrund der großen Nachfrage von Besuchern und Ausstellern in diesem Jahr von einem Durchbruch für nachhaltige Mode: „Wir sind seit zehn Jahren Teil der Berliner Fashion Week und haben noch nie ein so breites Interesse an der nachhaltigen Mode verspürt wie momentan“.

Modehändler Marc Ramelow beispielsweise, der neun Modehäuser in Norddeutschland betreibt, hat im Frühjahr seine 100 Lieferanten zu den Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung befragt. Aus persönlichem Interesse, „aber auch Kunden fragen immer häufiger, woher die Kleidungsstücke kommen, und wie sie produziert werden“. Mit der Initiative ist er Pionier im Handel, andere werden sicher folgen.


Unter dem Titel Made in Germany stellt die TW in den kommenden Wochen herausragende Unternehmen vor. Vom Kleinstbetrieb, in dem nur der Inhaber tätig ist, über Manufakturen bis zu industrieller Produktion. Dazu Stores, für die Made in Germany wichtiges Verkaufsargument ist. Zum Start: Big Player Birkenstock, Ledermanufaktur Kreis, Feine Sachen-Händler Stuff.
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