Nach knapp fünf Wochen Schließung der Restart auch bei Ranck in Sulingen. Am 20. April zunächst mit einem Teil der sonst 4000m² umfassenden Fläche. Dafür wurde im Erdgeschoss auf rund 780m² eigens ein Sortiment mit Womens- und Menswear, Sportbekleidung, Accessoires und Schuhen aus den Abteilungen zusammengestellt.
Shirts, Shorts, leichter Strick, Jacken, Westen, Wellness- und Sport-Outfits bestimmen das Bild. Hinzu kommen Bücher und Schreibwaren auf einer separaten Fläche mit 450 m². Wie bewähren sich die im Vorfeld getroffenen Vorkehrungen und Hygienemaßnahmen? Wie sind die Kunden drauf und was kaufen Sie? Wie ist die Stimmung unter den Mitarbeitern? Was sind die Learnings der ersten Tage? Ein tägliches Stimmungsbild vom PoS.
Restart Tag 7
Montag, 27. April 2020: Es ist die zweite Woche nach dem Restart. Mit Blick auf die vergangenen Tage zieht Marco Wienen eine erste Bilanz. Rund die Hälfte der Umsätze in der vergangenen Woche seien mit DOB (36%) und Sportartikeln (18%) erzielt worden. 7% kommen aus der Menswear, den Rest bestimmen Dessous und Wäsche, Strümpfe und Accessoires. Das erkläre sich durch den Aufbau und die Sortiments-Auswahl der Interimsfläche. Aktuell verzeichne man 80% Umsatzeinbußen gegenüber vergleichbaren Zeiträumen. Bis Ende des Jahres rechnet Wienen mit 30 bis 35% Umsatzminus. "Ohne dass wir auch nur im Entferntesten wissen, wie sich die Geschäfte und das Konsumverhalten bis dahin entwickeln."
Impulskauf-Auslöser Schuhe. Auswahl auf verkleinerter Fläche bei Ranck in Sulingen.
Restart Tag 6
Samstag, 25. April 2020: Die Hoffnungen auf gute Frequenz und Umsätze zum Ende der Woche wurden erfüllt. Gegenüber den vergangenen Tagen habe die Frequenz im Laden angezogen – am Freitag speziell auch auf der Menswear-Fläche. "Wir hatten am Samstag knapp den doppelten Umsatz als an den anderen Verkaufstagen. Aber das ist mit einem normalen Samstag natürlich in keinster Weise zu vergleichen", resümiert Marco Wienen. Vor der Corona-Krise kamen samstags durchschnittlich 2000 Besucher in den Laden, von denen zwischen 400 und 500 einkauften. An diesem Samstag kamen genau 332. Das sind zwar nur rund 17% der Besucher, die normalerweise reinschauen, aber die Hälfte davon kauft etwas. "Sie haben ganz genaue Vorstellungen, kaufen hauptsächlich nach Bedarf und weniger Teile. Das gilt für alle Kunden von Top A bis Top C."
Restart Tag 5
Freitag, 24. April 2020: In den vergangenen Tagen ist einmal mehr klar geworden, dass die Personalplanung viel Aufmerksamkeit verlangt. Eine enorme Herausforderung für Geschäftsführung wie Mitarbeiter, weiß Marco Wienen: "Wir haben auf eine zentrale Personaleinsatzplanung umgestellt, damit Belegungsdichten jeweils entzerrt werden und ein enges Zusammentreffen nach Möglichkeit ausgeschlossen ist." Das bedeutet Schichtbetrieb mit zwei Vier-Stunden Schichten. Die erste von 10 bis 14 Uhr, die zweite von 14 bis 18 Uhr. "Somit brauchen wir keine Pausenablösung und können den sogenannten 'Begegnungsverkehr' weitestgehend vermeiden." Außerdem werde man das Personal Shopping forcieren und mit Kundinnen und Kunden zunehmend feste Termine vereinbaren. Das geschehe auch, um das Personal nach Bedarf besser einplanen zu können.
Und das Sortiment? Sind die richtigen Styles auf der verkleinerten Fläche? Dafür hat Wienen sein Ohr im Verkaufsraum. Zusammen mit den VerkäuferInnen werden Kundengespräche analysiert und genau hingehört, welche Artikel gesucht sind. "So präsentieren wir auf unserer 'Interimsfläche' vor allem Ready-to-wear-Artikel. Das sind derzeit vor allem Übergangsjacken und Jeansjacken, auch sommerliche Blusen und T-Shirts", sagt Wienen. Man lerne jeden Tag dazu. Speziell Wäsche und Strümpfe würden zunehmend nachgefragt. "Natürlich gibt es auch Smalltalk-Themen, aber viele, die in den Laden kommen, sind einfach froh, sich wieder mit ihrem Lieblingsverkaufsberater unterhalten zu können." Auch der Service-Point am Eingang bleibe eine wichtige Anlaufstelle.
Ein Blick auf diverse Online-Angebote, ob Monobrand-Stores oder größere Multilabel-Häuser, zeigt, dass die Rabattschlacht begonnen hat. Wie sieht die Sale-Strategie für die kommenden Wochen bei Ranck aus? „Aktuell wollen wir die Füße still halten und weiterhin zu regulären Preisen verkaufen“ sagt Wienen.
Marco Wienen, Mitglied der Geschäftsführung bei Ranck in Sulingen: "Man lernt jeden Tag dazu."
Restart Tag 4
Donnerstag, 23. April 2020: Die Frequenz sei ähnlich wie am Vortag, beschreibt Marco Wienen das heutige Geschehen auf der Fläche. "Zur Peak-Zeit zwischen 13 und 15 Uhr haben wir maximal 50 Besucher pro Stunde auf der Fläche. Aber zum Wochenende rechnen wir mit etwas mehr Andrang." Speziell die Menswear-Fläche sei freitagnachmittags erfahrungsgemäß gut besucht. Noch ist das "Lieblingslieferant * unterstützt den Mittelstand"-Etikett nicht auf den Bügeln, aber „wir denken, dass wir es in der kommenden Woche umsetzen", sagt Wienen. Hervorgehoben werden sollen Lieferanten wie Casa Moda oder Camel active in der Menswear, Monari, Bianca oder Olsen in der Womenswear.
Auf die Frage, welche Artikel sich besonders gut verkaufen, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Die ganz klaren Topseller kommen aus dem Sport-Bereich." Und dabei hat Hardware die Nase vorn: "Wir haben nun auch Springseile, Hanteln, Yogamatten und Terrabänder aus der Sportabteilung geholt und präsentieren sie zu den Sport-Outfits auf unserer Interimsfläche im Erdgeschoss." Außerdem seien Kappen und Masken des Labels H.A.D bei den Kunden extrem beliebt. Das werde sich mit der ab Montag geltenden Mundschutzpflicht in Niedersachen wohl noch verstärken, vermutet Wienen.
Vielerorts für Diskussionsstoff sorgen derzeit die Hygiene in Umkleidekabinen und der Umgang mit anprobierter Ware. Wie geht man damit bei Ranck um? "Jede unserer Umkleidekabinen ist mit Desinfektionsmittel ausgestattet und unsere MitarbeiterInnen desinfizieren die Kabinen nach jeder Beratung." Sowohl die Rollstangen, die eingesetzt werden, um den Mindestabstand zu gewährleisten, als auch alle Oberflächen an der Kasse würden regelmäßig desinfiziert. "Über kurze Videos in unserer Mitarbeiter-App schulen wir unser Personal und informieren über diese Vorgänge. Das ist sehr effizient", erklärt Wienen. Man spreche Waschempfehlungen für gekaufte Ware aus. Alles andere, wie Ware über einen bestimmten Zeitraum wegzuhängen oder zu dampfen, "ist aus unserer Sicht nicht praktikabel. Dann müsste man konsequenterweise jeden Artikel, den die Kundinnen und Kunden anfassen, beiseite hängen."
Erste Sortiments-Erweiterung auf der Interimsfläche bei Ranck in Sulingen: Springseile, Hanteln, Terrabänder.
Restart Tag 3 Mittwoch, 22. April 2020: „Auch heute ist es noch immer deutlich ruhiger als am Montag zur Wiedereröffnung“, sagt Marcus Wienen, der die Frequenz im Laden aufs Genaueste im Blick behält. Mit einer charmanten Idee will Ranck auf besonders partnerschaftlich agierende Lieferanten aufmerksam machen. Dazu hat man einen Bügelanhänger mit der Botschaft „Lieblingslieferant * unterstützt den Mittelstand“ entworfen. „Partner und Lieferanten, die uns vorbildlich und partnerschaftlich entgegenkommen, sollen eine besondere Sichtbarkeit auf der Fläche erhalten. Vielleicht ist dies eine Idee, der sich andere Händler anschließen wollen“, wünscht sich Wienen.
Restart Tag 2
Dienstag, 21. April 2020: „Nach dem euphorisch zu nennenden Eröffnungsgefühl gestern, ist es heute deutlich ruhiger“, sagt Marco Wienen, der Anfang des Jahres in die Geschäftsführung von Ranck eingestiegen ist. Festzustellen aber sei, dass Kunden gezielt kommen und für ihren Bedarf einkaufen. Leichtdaunenjacken und Sportoutfits stehen hoch im Kurs. Auch Hanteln und kleine Gewichte. Die Kunden sind hungrig nach Bewegung und Training. „Wir werden das genau beobachten. Wenn die Nachfrage wächst, können wir uns auch vorstellen, die improvisierte Sportfläche zu vergrößern“, so Wienen. Die Situation sei so dynamisch, dass man von Tag zu Tag neue Entscheidungen treffen müsse. Optimierung fordert auch die Personalplanung. „Unsere frühere Mindestbesetzung ist heute die Maximalbesetzung“, so Wienen.
Restart Tag 1
Montag, 20. April 2020: Gut gelaunte Mitarbeiter und frohe Kunden. Beworben hat Ranck den Restart auf der Website, über Social Media-Kanäle und mit einer Anzeige in der regionalen Tageszeitung. Heute habe man schon einige Kunden begrüßen können, „aber hier in Suligen rechnen wir nicht mit einem Mega-Ansturm“, sagt Marketing-Chefin Wiebke Nietfeld. „Wir werden die Abverkäufe analysieren und von Woche zu Woche entscheiden, wie wir unser Angebot im Erdgeschoss aktualisieren können.“ Sport- und Outdoor-Outfits ja, aber Sportschuhe biete man nicht an, da die dafür notwendige kompetente Beratung derzeit nicht möglich sei.
Restart bei Ranck in Sulingen: Ranck in Sulingen
„Wir haben keinen Sale, sondern verkaufen alles zu Normalpreisen“, betont sie. Für alle Kunden, die nicht in den Laden kommen möchten, gibt es einen Service-Point im Haupteingang, wo telefonisch bestellte Ware abgeholt werden kann. Die Service-Mitarbeiter gehen auch in die Abteilungen und suchen Artikel raus. Im Rahmen der Hygiene-Maßnahmen steht Desinfektionsmittel an den Ein- und Ausgängen, es gibt den Spuckschutz im Kassenbereich und Mitarbeitern wie Kunden werden Schutzmasken zur Verfügung gestellt. „Unsere Mitarbeiter können selbst entscheiden, ob sie mit oder ohne Maske bedienen möchten.“
Nach Ladenschluss ist man über die Kundenfrequenz überrascht. Teilweise sind bis zu 70 Kunden pro Stunde gekommen, meldet das Zählsystem am Eingang.