Stand von Cainiaos Smart Logistiksparte auf dem Smart Logistics Summit in Hangzhou.
Der chinesische Logistikkonzern Cainiao steigt in das Geschäft mit Smart Warehouse-Lösungen ein. Dabei stellt die Alibaba-Tochter Technologien vor, mit denen Unternehmen vom E-Commerce-Boom in Südostasien profitieren und sich gegen künftige Lieferkettenprobleme besser wappnen können.
Welches Wachstumspotenzial im Thema Smart Warehouse noch steckt, zeigt ein Blick auf den chinesischen Markt, der seit einiger Zeit bei IT-Innovationen immer öfter vorne dabei ist. Das gilt besonders für den größten Online-Konzern des Landes, die Alibaba Group. Diese verspricht sich offenbar sehr viel vom Geschäft mit Lösungen für intelligente Logistikzentren. Schließlich hat die Logistiktochter Cainiao erst kürzlich einen Geschäftsbereich für den Aufbau von Smart Warehouses gegründet.
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Smart Warehouses in der Mode
Das kluge Lagerhaus
Im Logistikzentrum der Zukunft sind fast alle Prozesse miteinander vernetzt. Dabei kommen die modernsten Techniken zum Einsatz. Die Effekte sind enorm.
Dieser unterstützt Firmen bei der Implementierung neuer Technologien – vom Lösungsdesign und der Hardware-Installation bis hin zur Einrichtung einer intelligenten Betriebsplattform. Dadurch wollen die Chinesen die Digitalisierung der Branche beschleunigen und dazu beitragen, dass die Auswirkungen der pandemiebedingten Unterbrechungen der Lieferkette so weit wie möglich abgemildert werden.
"Durch die Demokratisierung unserer Smart Warehouse-Lösungen hoffen wir, die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu stärken, sodass sie sie weiteren Unterbrechungen der Lieferkette standhalten und eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung des globalen E-Commerce-Booms übernehmen kann", erklärt General Manager Ding Hongwei.
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"Das sind lebende Systeme"
Der Textillogistik-Forscher Professor Markus Muschkiet sieht bei Smart Warehouses zwei große Herausforderungen: die IT-Manpower sowie die Corona- und kriegsbedingten Verwerfungen im Markt, welche die Entscheidungen über Großinvestitionen enorm erschwerten. Hinzu komme, dass die Unternehmen häufig selbst Teil des Problems seien.
Das 2013 gegründete Unternehmen monetarisiert damit die Erfahrungen, die es bisher in der sogenannten Smart Logistik gesammelt hat. Dazu gehört etwa die Entwicklung eines Lagerverwaltungssystems, das Künstliche Intelligenz sowie Cloud- und Automatisierungslösungen nutzt, um den "exponenziellen Anstieg der Nachfrage und des Paketvolumens bei großen Shopping-Events wie dem Singles’ Day bewältigen zu können". Diese würden durch mehrere Smart Logistik-Ressourcen unterstützt, u. a. autonome mobile Roboter und fahrerlose Transportsysteme (AGV).
Als Erfolgsbeispiele nennt Cainiao ein vollautomatisches Zoll-Lager in Xiasha bei Hangzhou und ein Smart Warehouse, das der Lieferketten-Spezialist zusammen mit dem thailändischen Paketdienstleister Thai entwickelt hat. Letzteres verfügt über eine Fläche von 20.000m², auf der 100 AGVs verkehren.
Cainiao setzt in seinen Logistikzentren auf Roboter, die wie Saugroboter aussehen und die Regale samt Ware zu den Kommissionierern bringen.
Die selbst entwickelte Smart Warehouse-Technologie ermöglicht Unternehmensangaben zufolge, die Lagergenauigkeit und die Effizienz bei der Kommissionierung der Produkte erheblich zu erhöhen. So sei es etwa gelungen, die Laufwege der Lagermitarbeiter um 90% zu reduzieren und eine Lagergenauigkeit von 99% zu erreichen.
Das Zoll-Lager nutzt ein vollautomatisches System zur Paketsortierung und kann bis zu 30.000 Pakete lagern. Dabei kommt ein automatischer Algorithmus zum Einsatz, der die Planung von Pick-ups im Lager sowie die manuelle Paketsortierung erleichtert. Die Warenkisten werden automatisch in den Sortierbereich gebracht – die Produktivität sei so laut Cainiao um 50% erhöht worden.
Panoramablick auf den Betriebsstatus
Zu den Details der Prozesse und ihrer Verknüpfungen im Sinne eines Smart Warehouse-Konzepts will sich der Dienstleister nicht äußern. Einen Einblick gewährt Cainiao aber in der Beschreibung der eigenen Leistungen. Dazu gehört etwa die digitale räumliche Modellierung in Form einer zwei- und dreidimensionalen räumlichen Visualisierung, die einen Panoramablick auf den Betriebsstatus sowie auf die Verteilung von Ausrüstung und Personal biete. Das erleichtere Planung und Beschaffung von Ausrüstung.
Für die Messung der Mitarbeitereffizienz hat das Unternehmen eine digitale Anzeige und Verwaltung implementiert. Hinzu kommt die KI-basierte Objekterkennungstechnik Vision. Durch die Kombination der beiden Technologien werde eine intelligente Planung, Ressourcenüberwachung und eine genaue Bestandsaufnahme des Paketvolumens machbar.
Ein digitales Raum-Geräte-Management ermögliche, die Sortiereffizienz in Echtzeit zu verfolgen, um die Sortierqualität zu kontrollieren, den Status der Geräte zu überwachen und die Beschaffungs- und Betriebsökologie des Automatisierungsbereichs aufzubauen.
Der südostasiatische E-Commerce ruft
Cainiao wirbt damit, dass die Smart Warehouse-Techniken den Unternehmen dabei helfen, sich für den stark wachsenden Online-Handel fit zu machen. Der irische Markforscher Research and Markets prognostiziert, dass der südostasiatische E-Commerce in fünf Jahren ein Volumen von 254 Mrd. US-Dollar (rund 235 Mrd. Euro) erreichen wird. "Logistikunternehmen, die erfolgreich digitalisieren können, werden in der Lage sein, von diesem Wachstum zu profitieren", prophezeit Cainiaos-Manager Ding Hongwei.
Die Geschäftsaussichten der Alibaba-Tochter sind nicht minder rosig: Research and Market sagt, über 80% aller Logistikzentren der Welt seien noch nicht automatisiert. Immerhin seien im vergangenen Jahrzehnt etwa 15% der Lagerhäuser mechanisiert worden. Nur 5% verwenden der Studie zufolge "ausgeklügelte Automatisierungsgeräte- und Lösungen. "Das bringt immense Marktchancen für die Unternehmen mit sich, die sich im Ökosystem der Lagerautomatisierung befinden", heißt es in einer Pressemitteilung.
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