Die Produktion von Textilien ist energieintensiv. Hersteller in Baden-Württemberg appellieren jetzt aufgrund hoher Kosten an die Politik.
Eine Befragung des
Gesamtverbands textil+mode im März hat ergeben, dass mehr als 35% der Unternehmen unter einer Strompreissteigerung von 10% leiden. Knapp 15% der befragten Unternehmen müssen demnach Steigerungen von über 20% tragen. Dieses Bild werde noch drastischer, so der Verband, wenn man bedenke, dass mehr als 70% der Unternehmen angeben, dass sie keine vertraglichen Verpflichtungen mit ihren Stromlieferanten haben. Eine Unterstützung in Form von Subventionen, Steuererleichterungen und Entlastungen für energieintensive Unternehmen sei daher dringend erforderlich, fordert textil+mode.
"Die Textilindustrie, insbesondere die Textilveredlung, werden ohne unmittelbare sofortige Hilfe von Zuschüssen in Euro mehrheitlich nicht überleben – letztlich unwiderruflich sterben", befürchtet Unternehmer Christoph Larsén-Mattes von Mattes & Ammann aus Meßstetten-Tieringen, Hersteller feiner Maschenstoffe. Wie im Fall des mittelständische Familienunternehmen Carl Meiser aus Albstadt, das als Textilausrüster für Farbe und Veredlung von Textilien sorgt. Bereits vor der derzeitigen Krise machte die Energie ein Drittel der Kosten aus. Geschäftsführer Jens Meiser betont: "Ohne diese systemrelevanten Schlüsselbetriebe gibt es in Europa keine Textilindustrie und keine technischen Textilien mehr."
Bodo Th. Bölzle, Präsident von
Südwesttextil und CEO des Bönnigheimer Nähgarnherstellers
Amann Group, erklärt: "Die textilen Mittelständler in Baden-Württemberg haben als Industrie bereits mehrere Transformationen gemeistert – als Industrie stellen wir uns auf die Energiewende ebenso ein wie auf neue gesetzliche Regularien. Trotzdem gefährden die steigenden Energiepreise die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und damit auch die Möglichkeit in Zukunft noch Textilien entlang der Wertschöpfungskette hier vor Ort herstellen zu können."
Angesichts dieser und vieler weiterer Beispiele weist der Verband gemeinsam mit dem Bündnis für eine faire Energiewende auf die Bedeutung mittelständischer Unternehmen für die Aufrechterhaltung von Lieferketten hin. Eine direkte Förderung sowie eine schnellere Umsetzung bundesweit geplanter Maßnahmen ohne hohe bürokratische Hürden sei das, was die Unternehmen jetzt bräuchten, um im europäischen und internationalen Vergleich Wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch die Südwesttextil sieht in der Verlängerung des Endes des Jahres auslaufenden Entlastungsregelungen ohne Verschärfung der Auflagen ein wichtiges Signal der Politik an die Branche – geschlossen gegen die Krise.