TW Forum-Preis für Kauf Dich Glücklich

Die Perfektion des Unperfekten

Kauf Dich Glücklich
Noch immer WG-Feeling: Andrea Dahmen und Christoph Munier lebten gemeinsam in einer WG und brachen ihr Produktdesign-Studium an der UdK ab, um 2002 im Prenzlauer Berg ihr "Waffel-Imperium mit Berlin-Topping" aufzubauen.
Noch immer WG-Feeling: Andrea Dahmen und Christoph Munier lebten gemeinsam in einer WG und brachen ihr Produktdesign-Studium an der UdK ab, um 2002 im Prenzlauer Berg ihr "Waffel-Imperium mit Berlin-Topping" aufzubauen.

Der Berliner Filialist Kauf Dich Glücklich hat es geschafft, den Hauptstadt-Hype zu konservieren und bis nach Bremen und München, Amsterdam und Wien zu exportieren. Dafür wurde das Unternehmen nun mit dem TW Forum-Preis ausgezeichnet. Wie aus einer Waffel-Bäckerei mit Vintage-Möbeln eine der größten deutschen Concept-Store-Ketten mit Kult-Status wurde.

Wer Andrea Dahmen, Christoph Munier und die mehr als 450 Mitarbeiter in Aktion erlebt, weiß, dass der Name Konzept ist. Sie strahlen das aus mit ihrer entspannten und trotzdem verbindlichen Art. In ihren 23 Läden in 13 Städten von Bremen bis München, von Amsterdam bis Wien. In ihrem Atelier, wo die eigene Kollektion aus "potenziellen Lieblingsteilen" entsteht, die neben Labels wie MbyM, Samsøe Samsøe und den Bestseller-Marken verkauft wird. Und im Headquarter in Berlin, wo sie 2002 mit einem Kiez-Café und Vintage-Möbeln ihr "Waffel-Imperium" – wie sie es nennen – gründeten.

Kauf Dich Glücklich, Quatsch Dich Glücklich, Arbeite Dich Glücklich. Wenn die Kunden, von denen viele inzwischen Fans sind, den Laden oder den Online-Shop betreten, werden sie mit einem vertraulichen Du empfangen. Wenn Dahmen mit ihrem Team an der neuen Kollektion sitzt oder den Einkauf plant, wird viel gelacht. Wenn Munier auf Merchandising-Tour durch die Läden reist oder die neuen Stores mit den in seiner Holzwerkstatt gebauten Teilen einrichtet, herrscht Klassenfahrt-Feeling.

Gleichzeitig wird im Hintergrund knallhart kalkuliert und gerechnet. Die Zahlen des bislang besten Jahres 2019 – das Vor-Pandemie-Level mit einem Umsatz von 26 Mio. Euro und einem Gewinn von 3 Mio. Euro – sind fast wieder erreicht, sagt Dahmen. "Es läuft gerade so gut wie noch nie", ruft sie in ihr Handy, das Lachen ist hörbar.

Die beiden Geschäftsführer, die sich beim Produkt-Design-Studium an der UdK kennenlernten und in ihrer gemeinsamen WG ihr Konzept entwickelten, ergänzen sich perfekt. Dahmen ist die Kreative, die gelernte Schneiderin ist die Fashion-Frau. Munier ist Stratege, Zahlenmensch und Handwerker.

Gemeinsam haben sie es geschafft, den Berlin-Spirit zu konservieren und zu transportieren. Dieses Prenzlberg-Feeling, den Duft ihrer Waffelbäckerei, mit der vor 20 Jahren alles begann. Mit Wohnzimmer-Atmosphäre und Wohlfühl-Feeling.

"Dieser Vibe macht die Stadt und uns aus. Berlin ist die coolste Stadt in Deutschland. Nicht umsonst ist das Teil unserer DNA", sagt Munier. Dieses Unfertige, Individuelle und Entspannte, immer in Bewegung und im Wandel bleibende – gehört zum Konzept, wird in andere Städte transportiert wie das Geheimrezept der Waffeln mit Feigenquark.

Für diese "Perfektion des Unperfekten", für ihr "behutsames, aber stetes Wachstum in einer immer größer werdenden Nische", erhalten Dahmen und Munier den Forum-Preis in der Kategorie Handel. Prämiert werden sie "für ihren Mut, die unerschütterliche Überzeugung und Einzigartigkeit als Idee", heißt es in der Laudatio. Dafür, dass sie andere glücklich machen



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