Montage zählen im Allgemeinen ja nicht gerade zu den beliebtesten Wochentagen. Bei Ingo Götze ist das anders. Für ihn zählen sie zu den spannendsten Tagen einer Arbeitswoche bei der TextilWirtschaft. Warum dem so ist, hat uns der langjährige und erste Art Director der TW genauer erzählt.
"Auch nach 15 Jahren ist es für mich jedes Mal aufs Neue einer der spannensten Augenblicke, wenn montags, in kleiner Runde, der Titel unseres Magazins entsteht", sagt Ingo Götze. Für ihn ist jeder Titel nicht einfach nur ein Bildmotiv, sondern quasi das Gesicht der TW. Ein Aushängeschild, das ihm als verantwortlichem Layouter und Kreativ-Chef besonders am Herzen liegt. Seine Devise: Auch ein Fachmagazin, das natürlich stark inhaltlich ausgerichtet ist, muss mit seinem Look den Zeitgeist treffen und von seinem Anspruch und Auftritt her gegen große Publikumsmagazine bestehen können, betont er im Gespräch. Obwohl die TW nicht am Kiosk erhältlich ist.
Wer Götzes Werdegang kennt, kann seine visuelle Leidschaft nur zu gut verstehen. Seine kreative Karriere begann in den 80er Jahren in Berlin, wo er an der dortigen Universität der Künste zunächst Malerei und anschließend Visuelle Kommunikaiton studiert hat. Von der Leinwand ging es direkt zum Layout. Unmittelbar nach dem abgeschlossenem Studium erhielt er eine erste Anstellung in Hamburg beim renommierten Zeit-Magazin, es folgten Stationen im Burda-Verlag. Dort arbeitete er schließlich als Art Director für die Zeitschrift Ambiente.
"Ich hatte schon immer großen Gefallen an Design und Formengebung", sagt Götze. Und natürlich auch an deren stetigem Wandel. Wo findet man diesen eher, als in der Welt der Mode? Wo Trends, Zeitgeist und Kollektionen von Saison zu Saison erfunden und neu inszeniert werden. Der ambitionierte Kreativkopf sollte das schnell entdecken.
Als verantwortlicher Art Director von Harper's Bazaar, zunächst in Deutschland, dann für die Publikationen in den Benelux-Ländern, ist Götze vollends in die Welt der Mode eingetaucht. Das Wissen aus dieser Zeit gab ihm den nötigen Kick, um sich schließlich selbstständig zu machen mit seiner eigenen Kreativ-Agentur. Dort arbeitete Götze über zehn Jahre an Fotoshootings und Kampagnen für Kunden aus der internationalen Automobil- und Kosmetikbranche, die er gemeinsam mit herausragenden Fotografen, darunter Größen wie Helmut Newton, Peter Lindbergh und Albert Watson, inszenierte. "Das war eine fantastische Zeit", sagt Götze. "Man war ständig unterwegs an den verschiedensten Locations in der ganzen Welt. Hat gemeinsam über Wochen über Ideen gebrütet. Und dann ist es meist doch anders gekommen", sagt er schmunzelnd. Ähnlich war es dann auch bei ihm beruflich und privat.
Um die Welt reist der Art Director mittlerweile höchstens noch privat. Mit seiner Familie wohnt er nun schon lange im Taunus. Von dort, vor den Toren Frankfurts, blickt er auf die Türme der Großstadt herab. Wie kam er zur TextilWirtschaft? Als eines in seiner Branche sehr geachtetes Magazin sei ihm das Heft immer wieder auf den Schreibtischen der unterschiedlichsten Kunden und Kreativen begegnet. Für den studierten Maler, Grafik-Designer und Agentur-Gründer erschien der Wechsel hin zu einem Fachmagazin als eine völlig neue Erfahrung, die ihn gereizt hat. "Damals, als ich von München zur TextilWirtschaft gekommen bin, erinnerte mich das Layout der Seiten eher an ein nüchternes Zeitungslayout", sagt Götze rückblickend. Der Inhalt des renommierten Fachmagazins sei schon immer sehr hoch bewertet worden, von den Machern und den Lesern, die Optik habe eine Nebenrolle gespielt. Dies zu ändern und auch den Auftritt der TW auf das Niveau seines Inhalts zu heben, habe ihn sehr motiviert, als er vor 15 Jahren seinen Vertrag unterzeichnet hat: als damals erster Art Director des traditionsreichen Magazins.
"Es gibt immer viel Bewegung bei uns und in unserer Arbeit", sagt Götze, das gefalle ihm auch heute noch. Neben den erwähnten Titel-Runden bereiten dem Kreativ-Kopf neben dem Tagesgeschäft vor allem die Arbeit an Sonderheften großes Vergnügen, wie er erzählt. Und natürlich die Fotos-Shootings, die zwar selten, aber immer wieder mal vorkommen können. "Einfach, weil dort der Freiraum für Inszenierung und Spielerisches noch größer ist."
Momentan freue er sich auch auf die Arbeit für das Geburtstagsheft zum 75-jährigen Bestehen der TextilWirtschaft. "Der Anlass ist für mich ein Ansporn, mit viel Energie ein außergewöhnliches Heft für unsere Leser zu kreieren."
Wenn Götze im Grafik-Atelier der TW den großen Bildschirm seines Apple-Rechners ausgeschaltet hat, geht es für ihn auch zuhause mit Kunst und reichlich Kreativität weiter. "Ich male eigentlich jeden Tag, musiziere, spiele Gitarre oder Mundharmonika." So lädt der Art Director seine Akkus wieder auf. Immer spielerisch in Bewegung sein, wie die Formen, die Farben, das Design. Diesem Motto bleibt Götze auch bei einem weiteren Lieblingshobby treu, wenn er abends argentinischen Tango tanzt.