Über 100 Gäste sind zum TW Sustainability Summit nach Mainz gekommen.
CSR-Kommunikation und Greenwashing, Kundenwünsche und Mitarbeitermotivation, Zertifikate und Lieferkettengesetz − das sind die großen Themen beim zweiten Sustainability Summit der TextilWirtschaft am heutigen Dienstag.
Das Wort "Sustainable" steht in der Präsentation von Andreas Streubig nicht ganz oben. Kein Zufall. Der CSR-Chef von
Hugo Boss hält zwar die Key Note beim heutigen TW-Sustainability Summit, betont allerdings: "Das ist keine Masterclass, sondern ein Bericht aus der Praxis. Und ich freue mich, dass wir endlich wieder in dieser Form zusammenkommen können, um uns auszutauschen und gegenseitig zu inspirieren."
Deutlich mehr als 100 Besucher sind zu der Veranstaltung nach Mainz gekommen, um über Themen wie CSR-Kommunikation und Greenwashing, über Kundenwünsche und Zertifikate zu diskutieren.
Andreas Streubig, CSR-Chef von Hugo Boss: "Nachhaltigkeit ist ein Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen."
"Gap zwischen Anspruch und Handeln"
"Viele, die hier sitzen, arbeiten für Firmen, die nicht mit der Idee von Nachhaltigkeit entwickelt wurden, sondern als traditionelle Textilunternehmen jahrzehntelang erfolgreich waren", so Streubig. "Und deswegen hat Nachhaltigkeit oft mit Transformation zu tun." Sein Chef Daniel Grieder sei angetreten, um Hugo Boss zu Wachstum und zu Rentabilität zu führen. Streubig nennt vier Gründe, warum das mit Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen müsse – bei allen Herausforderungen.
"Die Verbraucher fordern es – vor allem die jüngeren. Natürlich gibt es da einen Gap zwischen Anspruch und Handeln, der Mensch handelt nicht immer konsistent. Aber diese Erwartungen müssen wir auf dem Schirm haben und auch bedienen." Zweitens: Regierungen. "Was wir bis jetzt an staatlicher Regulierung gesehen haben, war nur ein Vorbote für das, was noch kommt." Drittens: Kapitalmarkt. Investoren wollen es immer genauer wissen. "Denn Nachhaltigkeit ist ein Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen." Viertens: die Zivilgesellschaft, zum Beispiel NGOs. Oft unangenehm, aber wichtig: "Wenn die etwas anmahnen, kommt es meistens zu einer Verbesserung."
"Wichtig, Akzente zu setzen"
Hugo Boss habe sich auf den Weg gemacht, so Streubig. Bis 2030 sollen acht von zehn Artikeln den Zirkularitätsanforderungen entsprechen. Jüngst ist das Unternehmen die erste Entwicklungspartnerschaft überhaupt eingegangen und hat sich für 5 Mio. Dollar beim Start-up HeiQ AeoniQ LLC eingekauft. Diese Firma hat ein Garn aus Zellulose entwickelt, das mittelfristig Polyester- und Nylonfasern ersetzen soll. "Ob das wirklich skalierbar ist, werden wir sehen. Aber wenn wir nicht daran glauben würden, hätten wir nicht investiert." Ganz frisch ist auch der Einstieg ins Resale-Business. "Aus einer ganz harten ökonomischen Perspektive sehe ich heute noch nicht, wie daraus ein Business Case wird", so Streubig. "Aber es ist für uns als Marke extrem wichtig, Akzente zu setzen. Also machen wir es."
Einfach machen. Eine Maxime, die sich auch in vielen anderen Vorträgen durchzieht. "Man darf sich auf keinen Fall von der Tatsache entmutigen lassen, dass die Verbraucher heute noch längst nicht so nachhaltig handeln, wie sie es eigentlich vorhaben", betont Jens Cornelsen vom Consulting-Unternehmen Livblu. "Nachhaltigkeit ist im Quellcode der Menschen einfach noch nicht zu 100% angekommen." Aber es gebe Möglichkeiten, diese Barrieren zu überwinden. Etwa durch gutes Storytelling am POS. "Meine These: Wenn die Story zum Produkt live gezeigt wird, dann greifen die Kundinnen und Kunden auch zur teureren Alternative."
Wie wichtig dabei die Verankerung der strategischen Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen ist, betont Stefanie Sumfleth von Bonprix. "Nur dann werden sie von allen Kollegen genauso verfolgt wie alle anderen Unternehmensziele auch."
Einer These, der im Laufe des Kongress-Tages viele ihrer Branchenkollegen, darunter Ansgar Lohmann von Kik, Nico Kemmler von Seidensticker und Gernot Lenz von Tom Tailor zustimmten.
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