Bianca Both und ihr Freund Matthias Janßen aus dem ostfriesischen Leer haben das Schuh-Label Desenrasco gegründet. Die Produkte sollen vor allem zeitlos, langlebig und reparabel sein. Eher ungewöhnlich für Newcomer: der direkte Start mit Wholesale.
In die Themen haben sie sich selbst eingearbeitet, für den Start in die Selbstständigkeit nahmen Both und Janßen eine Gründerberatung in Anspruch und erhielten einen kleinen Gründerzuschuss vom Amt. Den Rest haben sie aus eigener Tasche bezahlt. Und das alles mitten im Pandemiegeschehen? "Die Umstände sind nie perfekt", sagt Both schlicht. Die Kosten seien noch überschaubar: "Wir produzieren derzeit nur nach Vororder und haben Vorläufe von zwei bis drei Monaten." Im Unternehmen machen die beiden Gründer alles selbst; von der Buchhaltung bis zum Vertrieb.
Im Gegensatz zu vielen anderen Start-ups verkaufen sie ihr Label nicht nur über einen Online-Shop, sondern auch im Wholesale. "Das erfordert viel Fleiß in der Kalt-Akquisition." Both und Janßen sind einfach in den Fachhandel gegangen und haben ihre Schuhe vorgestellt. "Wir bekommen gutes Feedback, aber natürlich sind die Zeiten im Moment nicht leicht. Viele Händler haben Angst, neue Anbieter zu testen. Doch die, die unser Konzept verstehen, sehen das Produkt als Chance." Wer generell stark auf Beratung setze, könnte die hochpreisigen Schuhe gut verkaufen und sichere sich zudem eine gute Marge. Wie genau die ausfällt, will Both nicht verraten. Aber bei der Preisfindung stand nicht nur das Produkt im Fokus, die beiden Newcomer haben den Handel mit einbezogen. Das Ergebnis sind VKs zwischen 299 und 359 Euro.
25 Händler in Norddeutschland wurden im März erstmals beliefert. Darunter sind das Schuhhaus Klahsen in Aschendorf und Schockmann Schuhe in Hamburg sowie kleine Boutiquen, aber auch Orthopädie-Geschäfte. "Wir machen vor Ort Termine aus", erzählt Both, einen Showroom gibt es also noch nicht.
Zunächst haben die Gründer die meiste Energie in den Wholesale gesteckt. Seit Januar ist der Online-Shop live, für den nun eine Marketing-Mitarbeiterin eingestellt wurde, um die Inhalte zu pushen. Dabei gibt es für die Verbraucher und Verbraucherinnen weniger Varianten als für den Handel. Der könne aus 15 Modellen auswählen und die Schuhe individuell modifizieren in Farbe, Leder und Sohlenart. Das Angebot soll weiter ausgebaut werden, sagt Both. Das Wettbewerbsumfeld variiere je nach Handelspartner. Both nennt Marken wie Red Wing, Trippen, Ten Points, T Cordwainer und Think!. "Je nachdem, ob wir in einer Boutique, im Schuhgeschäft, im Nachhaltigkeitsbereich oder im Heritage-Laden unterwegs sind. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass wir selten andere Marken verdrängen, sondern eher komplementär und als Ergänzung einkauft werden."
Das weitere Ziel lautet nun organisches Wachstum. Zunächst auf Deutschland fokussiert, mittelfristig auch im europäischen Ausland. In diesem Jahr liegen sie schon über dem Umsatzplan, sagt Both, konkrete Zahlen möchte sie nicht nennen. Ihr Resümee nach dem ersten halben Jahr Selbstständigkeit? "Nie wieder anders", sagt Both sofort. Für die beiden stehe fest, dass sie nie wieder in ein Angestelltenverhältnis zurück wollen. "Wir bereuen die Entscheidung keinen Tag."
Made in Sachsen
"Keine Sekunde gezweifelt"