Was läuft, Herr Meibers-Hinrichs?

"Stüssy ist sehr gefragt"

Privat
Michael Meibers-Hinrichs ist Geschäftsführer von Dogtown in Oldenburg. Er hat den Skatestore 2006 eröffnet.
Michael Meibers-Hinrichs ist Geschäftsführer von Dogtown in Oldenburg. Er hat den Skatestore 2006 eröffnet.

Auf 450m² bietet Michael Meibers-Hinrichs in seinem Store Dogtown in Oldenburg Streetwear und Skateboards. Trotz des Feiertags und des gestrichenen verkaufsoffenen Sonntags konnte er die 40. Woche mit einem kleinen Plus abschließen. Überhaupt ist er bisher sehr gut durch die Corona-Krise gekommen. Die leeren Lager der Lieferanten bereiten ihm jedoch Sorgen.

TextilWirtschaft: Der stationäre Modehandel hat die KW40 im Schnitt mit minus 12% abgeschlossen. Wie lief es bei Ihnen?
Michael Meibers-Hinrichs: Ich hatte durch den Feiertag und den doch nicht stattgefundenen verkaufsoffenen Sonntag mit einer schlechten Woche gerechnet, und freue mich daher umso mehr, dass wir das Ergebnis vom Vorjahr mit einem einstelligen Plus doch noch knacken konnten.

Was war besonders gefragt?
Winterjacken und Turnschuhe gingen gut, aber auch Skateboards und Longboards. Insgesamt waren Textilien aber etwas stärker als Hardware. Bei den Jungs hatte ich außerdem nicht so eine starke Nachfrage nach Kapuzenpullovern erwartet. In den vergangenen 24 Monaten war ja eher der Crewneck gefragt, aber das scheint jetzt wieder umzuschlagen.

Welche Labels haben bei Bekleidung die Verkäufe angeführt?
Allgemein entwickeln sich bei uns Carhartt, Volcom, Iriedaily und Cleptomanicx sehr gut, auch in der vergangenen Woche. Auch Stüssy ist sehr gefragt, da haben wir am Ende der Saison eine Abverkaufsquote von fast 90%. Durch den Oversize-Trend bedienen sich auch Mädels gerne an der Menswear-Kollektion.

Sie haben anfangs den verkaufsoffenen Sonntag erwähnt, der dann doch nicht stattfinden konnte. NRW hat ja einen Vorstoß zu verkaufsoffenen Sonntagen in der Adventszeit gemacht. Wie verhält es sich in Niedersachsen?
Verkaufsoffene Sonntage sind an einen Anlassbezug gekoppelt. In der zurückliegenden Woche hätte beispielsweise das Stadtfest Kramermarkt stattgefunden. Durch dessen Absage konnte Verdi mit Erfolg gegen offene Läden am Sonntag vorgehen -  so wie an zwei anderen Terminen auch. Mittlerweile dürfen wir nur noch am 1. November öffnen und das auch nur in einem begrenzten Gebiet in der Innenstadt, in dem wir uns zum Glück befinden. Dafür ist allerdings am 31. Oktober zu, weil der Reformationstag in Niedersachsen seit letztem Jahr Feiertag ist. Uns fehlen also im Oktober zwei Samstage, das ist schon krass. Da ist jetzt wirklich mal der Gesetzgeber gefragt. Die Frequenz wird ja ohnehin unter der Woche immer weniger. Wenn wir generell sonntags öffnen dürften, würde ich den Laden von Donnerstag bis Montag aufmachen. Überhaupt brauchen wir eine andere Politik und klarere Regeln im Handel.

Was meinen Sie konkret?
Wir brauchen einfach klare, verlässliche Partner. Das betrifft eben einerseits die Sonntagsöffnungen, andererseits Themen wie gedeckelte Mieten. Aktuell passiert da viel zu wenig auf Seiten der Politik.



Das Statistische Bundesamt hat gerade mit Zahlen belegt, dass vor allem der stationäre Modehandel von der Pandemie gebeutelt ist. Für den September hat der TW-Testclub nun erneut ein zweistelliges Minus ermittelt. Wie waren der Monat und überhaupt das Geschäft seit Corona bei Dogtown?
Im September haben wir ein Plus von 32% erzielt. Ehrlich gesagt haben wir die Lockdown-Phase bald aufgeholt. Seit Mai liegen wir jeden Monat im Schnitt um 30% im Plus.

Wie ist Ihnen das gelungen?
Uns war es während des Lockdown ganz wichtig, uns zu zeigen. Wir haben über Telefon und Facetime weiter verkauft und die Ware in einem Umkreis von 120 Kilometern ausgefahren, auch am Wochenende. Das hat uns immerhin 20 bis 25% des normalen Umsatzes gebracht, was uns geholfen hat, die wichtigsten Rechnungen zu bezahlen. Vor allem aber war der Kontakt entscheidend. Das Persönliche ist für mich die Zukunft. In diese Richtung gehend wollen wir unseren Online-Verkauf auch ausbauen. Auf eine Plattform möchte ich dabei allerdings nicht.

Ihr Laden steht für Skate- und Streetwear, die Menschen kleiden sich seit Corona noch legerer. Hat auch das zum Erfolg beigetragen? Konnten Sie dadurch neue Zielgruppen in den Laden locken?
Es kommen grundsätzlich neue Kunden, aber das hat nicht nur mit dieser Entwicklung zu tun. Es hängt eher damit zusammen, dass viele Geschäfte momentan schwächeln, die Ketten sowieso. Bedarfskäufer kommen dann eher zu uns. Wir machen beispielsweise mit Socken fantastische Umsätze. Und uns gelingt es mittlerweile, den Kreislauf zu schließen: Die 12-Jährige kauft bei uns genauso einen Stussy-Pullover wie der 60-Jährige, der schon lange Fan der Marke ist. In diesem Zusammenhang wollen wir auch das Angebot für Kinder stärker ausbauen. Da gibt es von unseren Anbietern allerdings derzeit noch zu wenig.

Ihre Zahlen sprechen für einen positiven Herbststart. Allerdings hört man aus dem Markt auch, dass viele Hersteller nicht liefern können. Inwiefern betrifft Sie das?
Ich habe gerade noch nicht so große Bauchschmerzen, auch wenn vereinzelt noch Jacken oder Oberteile fehlen. Die Kommunikation mit den Lieferanten läuft dabei aber durchweg gut. Sorgen machen mir eher die leeren Lager, die das Nachziehen erschweren. Ich denke, es wird noch zu einem Druck im Weihnachtsgeschäft kommen. Im Dezember könnte es schwer werden, die Umsätze des Vorjahres zu erreichen.
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