Wolfgang Friedrichs beim Good Wood Revival-Rennen vor gut drei Jahren: "eines der geilsten Rennen der Welt."
Er ist ein Macher, ein Vertriebsprofi. Ende der 1970er Jahre startete er in der Modebranche. Machte erst Diesel in Deutschland groß, feierte später auch mit Replay Erfolge im Markt. 2012 zog sich Wolfgang Friedrichs aus der Branche zurück. Zeit nachzufragen, was er heute macht, was aus seinen Plänen, Autorennen zu fahren, geworden ist. Und welche Bedeutung Mode für ihn noch hat.
Wolfgang Friedrichs erreicht man am besten in seinem Büro in der Königsstraße in Düsseldorf. Es ist sein Family-Office, wie er es liebevoll nennt. Mit zwei Mitarbeitern kümmert er sich von dort aus um sein neues Geschäft. Denn zur Ruhe gesetzt hat er sich nach dem Ausscheiden von Replay nicht. „Eigentlich wollten wir mehr reisen“, erzählt Friedrichs. Seine Frau und er sind große Asien-Fans. Vor allem Thailand gehört zu ihren Lieblingsdestinationen. Dort wollten sie mehr Zeit verbringen nach den arbeitsreichen Jahren in der Modebranche. Doch daraus wurde erst einmal nichts. Denn Wolfgang Friedrichs kann es nicht lassen, und ehe er sich’s versah, hatte er nahtlos einen früheren Nebenverdienst zu seinem Hauptjob gemacht.
Immobilien statt Jeans
Heute verkauft Friedrichs keine Jeans mehr, sondern verdient sein Geld mit Immobilien und Unternehmensbeteiligungen. Er besitzt Wohnimmobilien in Düsseldorf und Berlin, dort unterhält er auch jeweils ein Büro. In der Hauptstadt ist er daher immer noch regelmäßig und gerne. „Ich liebe diese Stadt. Nirgendwo sonst kann man rund um die Uhr feiern. Bei Frankfurt bin ich raus“, erklärt er. Dass sich die Fashion Week Berlin ausgerechnet die Mainmetropole als neuen Standort ausgesucht hat, will er aber dann nicht weiter kommentieren. „Ich sollte dazu lieber nichts sagen.“ Schließlich brauche die Branche unbedingt einen Treffpunkt. Und auch von den Köpfen dahinter hält er viel.
Wolfgang Friedrichs: Rückblick in Bildern
Aber nicht nur die Messelandschaft, überhaupt habe sich viel in der Branche verändert, wenn Friedrichs auf die letzten Jahrzehnte zurückschaut. Friedrichs, der 1978 in der Branche als Handelsvertreter für verschiedene Marken gestartet war, ist ein Selfmade-Unternehmer. „Ich habe bei null angefangen und habe mir alles Stück für Stück aufgebaut“, erinnert sich der gebürtige Niedersachse, der aus der Lüneburger Heide kommt und 1979 sein eigenes Unternehmen, die Amtraks GmbH, gegründet hat.
Nach Stationen in Hannover und Berlin landete er in NRW in einem Vertriebsbüro, das für verschiedene Marken zuständig war, darunter auch Diesel. Die Marke bekam er dann auch Anfang der 80er Jahre. Zunächst als Handelsvertreter für Nordrhein-Westfalen, dann schließlich für ganz Deutschland. „Es war eine tolle Zeit. Es gab viele kleine Händler, die sehr erfolgreich waren und die Marke richtig nach vorne gebracht haben“, schwärmt Friedrichs von den goldenen Zeiten. „Personal Business war damals das A und O. Wenn man etwas wollte, hat man zum Hörer gegriffen und es direkt geklärt.“ Ganz anders als heute. „Jetzt werden E-Mails geschrieben. Und viele kleine Händler gibt es nicht mehr.“
Mehr als 24 Jahre verbrachte Friedrichs mit Diesel. Als Importeur machte er die Marke in Deutschland groß. 2002 wechselte er das Lager und wurde Partner von Replay. „
Claudio Buziol (Gründer und kreativer Kopf von Replay, Anmerkung der Redaktion) hatte mich davor schon immer wieder gefragt, ob ich nicht für Replay dasselbe tun könne wie für Diesel, aber ich habe ihm immer gesagt, dass das nicht geht, solange ich noch mit Renzo Rosso arbeite.“
2012, nach zehn erfolgreichen Jahren zog sich Friedrichs von Replay, mittlerweile unter der Führung von CEO Matteo Sinigaglia, zurück. „Es war eine sehr emotionale Trennung“, erzählt der Unternehmer. Doch trotz einiger Unstimmigkeiten zog man letztlich einen sauberen Strich. Heute hat er noch regelmäßig Kontakt mit Sinigaglia.
Gute Freunde und italienische Mode
Eine tiefe Verbundenheit habe er auch zu Diesel. „Das ist für mich persönlich ganz wichtig.“ Friedrichs, der auch ein Haus am Gardasee besitzt, ist noch oft zu Besuch in Italien. Freunde treffen und neue italienische Mode entdecken. Die Leidenschaft dafür hat er sich bewahrt. „Ich kann es nicht lassen“, erklärt er, „das ist mein Leben“. Es sei allerdings ein reines Privatvergnügen, beruflich hält er sich raus aus der Branche. Auch wenn er immer noch ein treuer TW-Leser ist und das Geschehen in den Modeunternehmen verfolgt. Von einigen (jungen) Unternehmern ist er tief beeindruckt. Wie zum Beispiel Holger Blecker von Breuninger oder auch David Schneider von Zalando. „Der ist einfach gut, ich konnte ihn immer anrufen, das hat Eindruck gemacht.“
Mittlerweile will er Mode nur noch genießen und tragen: So gehören Jeans immer noch zu seiner täglichen Uniform, genauso wie die Hemden, die er bei Freunden und in kleinen italienischen Läden kauft. Oder in internationalen Metropolen. Denn der Store-Check beim Besuch einer Stadt ist immer noch Pflichtprogramm. „Wenn ich in New York bin, ist der Besuch des Polo-Ladens ein Muss.“ Online Kleidung kaufen ist für Friedrichs nichts. Er habe noch nie ein Teil bestellt, sagt er.
Jede Menge Adrenalin
Viel Zeit verbringt er nach wie vor auch mit seiner umfangreichen Autosammlung, die er über die letzten zwei Jahrzehnte aufgebaut hat. Aston Martin ist seine Marke. „Ich habe Qualität“, erklärt er nicht ohne Stolz. Rennsportwagen der 50er und 60er Jahre befinden sich in seinem Besitz. Die Work Horses werden auch regelmäßig bewegt. Denn Friedrichs ist seit gut 25 Jahren leidenschaftlicher Rennfahrer. Dieses Jahr hat er an vier Rennen, darunter Monte Carlo und das Goodwood Revival, teilgenommen. Einen Sieg eingefahren hat er zwar nicht, dafür aber jede Menge Adrenalin durch seine Venen gepumpt.
Friedrichs geht immer noch gerne täglich ins Büro, aber „ich kann mir vorstellen es in Zukunft etwas langsamer angehen zu lassen und endlich mehr Zeit auf Reisen zu verbringen“. Ob und wer dann von seinen drei Kindern mal in seine Fußstapfen tritt und die Nachfolge in der Königsstraße antritt, ist offen. Vielleicht folgt ihm ja sein Sohn in die Mode. Der habe schon mit sechs Jahren im Showroom tolle Styles herausgesucht und bereits erste Schritte in der Branche gemacht.
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