Euler Hermes Deutschland AG Zentrale in Hamburg
Angesichts der immensen Belastungen durch die Corona-Krise kommen Kreditversicherer ihren Kunden entgegen: Bei Euler Hermes etwa können die versicherten Unternehmen bis Ende Mai „mit ihren Abnehmern ohne vorherige Rücksprache die Zahlungsziele um maximal 60 Tage verlängern“, teilte die Allianz-Tochter jetzt mit.
„Auch die Inkassofrist bei Einreichung einer Forderung zum Inkasso wird um 30 Tage erweitert, heißt es bei Euler Hermes in Hamburg weiter. Beides gelte für kumulierte Forderungen bis 500.000 Euro.
Wettbewerber
Atradius teilt auf TW-Anfrage mit, man habe die Meldefrist für Zahlungsverzug von 30 auf 60 Tage verlängert, "um unseren Kunden und Abnehmern mehr Flexibilität im Hinblick auf die Vereinbarungen von Zahlungsmodalitäten einzuräumen sowie auf eventuelle Zahlungsverzögerungen zu reagieren." Auch Atradius-Kunden können Zahlungsfristen mit ihren Abnehmern verlängern, "solange sie innerhalb der zuvor genannten 60 Tage-Frist bleiben".
Und
Coface? Auch dieser Versicherer reagierte: Hier wurde die Meldefrist für überfällige Zahlungen auf 60 Tage verlängert. "Es ist beispiellos, was wir gerade erleben mit ungewissem Ausgang. Parallelen zu 2008/2009 sind auch nur bedingt möglich", erklärte Jochen Böhm, Underwriting Director Coface Nordeuropa.
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Das Unternehmen appelliert an seine Kunden, auch in der aktuellen Ausnahmesituation "das sorgfältige Risikomanagement auf keinen Fall zu vernachlässigen." Risikovermeidung und Schadenbegrenzung müssten weiter im Fokus bleiben. "Konkrete Maßnahmen, insbesondere die Anpassungen von Limiten, nehmen wir selektiv vor", so Böhm.
Zurück zu Euler Hermes: Dort gilt für Kunden bis 25 Mio. Euro Umsatz zudem ein Aufschub von Prämien und Servicegebühren bis Ende April. Die Allianz-Tochter beschleunigt nach eigenen Angaben auch die Auszahlungsfristen im Schadenfall. Ab sofort könnten Versicherte im Kundenportal zudem die aktuellen Bewertungen ihrer Kunden einsehen.
Auch die Kreditversicherer mit ihren zahlreichen Daten und mathematischen Modellen wissen indes nicht, wie sich die Krise weiterentwickeln wird. Konkrete Vorhersagen über Insolvenzen und Schäden seien derzeit nicht seriös möglich, sagt Coface-Experte Böhm: "Sicher ist nur: Beides wird steigen."
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