Er wusste, wie man wächst. "Die kleinen und mittleren Kunden sind begeistert, nicht zuletzt, weil wir ja das Lager halten", sagte er einst.
Hans Digel ist tot. Sein Tun machte Digel zu einem der wichtigsten Formalwear-Schneider des Landes. Er liebte klare Ziele. Investierte beherzt ins Unternehmen, in viel Service, in ein exzellentes Lager – und in den Baukasten, der den Weg für rasantes Wachstum ebnete.
Er wusste oft schneller als andere, worauf es ankommt. "Die Großen wollen entweder Marke oder Marge. Das ist beides nicht unser Konzept", sagte er einst und feilte eifrig daran, speziell die Kunden des kleinen und mittelgroßen Fachhandels mit bestem Service und guten Produkten zu bezirzen. So legte Hans Digel mit viel Akribie, ganz still und leise, das Fundament für einen der wichtigsten Formalwear-Lieferanten des Landes.
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Nach einem BWL-Studium in Mannheim und München stieg er 1967 ins Familienunternehmen ein. Nach fünf Jahren erhielt er Prokura. 1977 starb sein Vater, Unternehmensgründer Gustav Digel, und der 35-jährige Hans wurde geschäftsführender Gesellschafter. In dieser herausfordernden Zeit bewies er ein ums andere Mal sein Gespür für neue Chancen, investierte beherzt in den eigenen Namen. Und das in einer Phase, in der viele Wettbewerber in die Knie gingen. Sich nicht schnell genug auf neue Gegebenheiten einstellten. Die Margen vernachlässigten und ihnen die Kosten über Kopf wuchsen.
Stattdessen machte Hans Digel sein Unternehmen viel lieber schnell unabhängig von anderen, baute eigene Produktionsstätten auf und löste sich mehr und mehr vom Private Label-Business. Er wollte nicht mehr länger der Fertiger für andere sein, mehr für das eigene Unternehmen produzieren und die Gewinne reinvestieren. In gute Anzüge, in guten Service.
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Als 1989 der Eiserne Vorhang fiel, konnte er seine Passion für den Export vollends entfalten und reisen, reisen, reisen. "Für mich gibt es in jedem Jahr ein neues Land, das wir intensiv bearbeiten", pflegte er zu sagen und verbuchte mit seinen Service- und Shop-Konzepten auch andernorts schnell Erfolge. Er mochte es, den Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket zu schnüren und sich dadurch Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Apropos Service. Die Mitarbeiter in Nagold hängten einst die separaten Hosen und Sakkos schnell wieder zusammen, weil sie zuerst gar nicht verstanden, was der Chef da wieder wollte. Das änderte sich schnell. Der Baukasten, das damit verbundene Lager sowie der Service, der dahintersteckt, wurden essenziell für den Erfolg von Digel. Ein System, das den Weg für rasantes Wachstum ebnete: Zweistellige Zuwachsraten waren Jahr für Jahr das Ergebnis. "Immer zehn Prozent. Das lässt sich leichter rechnen", spaßte Digel.
Vor gut zehn Jahren firmierte er das Unternehmen um und gründete die Digel AG, in deren Aufsichtsrat er alsbald wechselte. Nun steuert sein Sohn Jochen als CEO die Geschicke. Sohn Carsten sitzt im Aufsichtsrat. Vor zwei Jahren schied Hans Digel aus dem Unternehmen aus. Montagfrüh ist er im Alter von 79 Jahren gestorben.
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