Einspruch hatte gegenteiligen Effekt

Tarek Müller: Über 80.000 Euro Strafe wegen Alkohol am Lenker

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Eigentlich fast immer online: Tarek Müller, einer der wichtigsten Köpfe hinter dem Konzept About You
Eigentlich fast immer online: Tarek Müller, einer der wichtigsten Köpfe hinter dem Konzept About You

Scooter-Gate: About You-Chef Tarek Müller muss das 55-fache der Summe zahlen, welche der Online-Unternehmer ursprünglich für Trunkenheit beim E-Roller-Fahren überweisen sollte. Der Grund ist eine weitere Torheit des 33-Jährigen, der kürzlich seine Beteiligung an About You von 3 auf 4% erhöht hat.

Diese Meldung wurde am 1. August um die gestiegene Beteiligung von Tarek Müller an About You ergänzt.


Der Mitgründer und Co-CEO des Hamburger Online-Modehändlers About You, Tarek Müller, hat die Höhe seiner Geldstrafe für die alkoholisierte Benutzung eines Scooters selbst in die Höhe getrieben: Der 33-Jährige muss nach einer Entscheidung des Hamburger Amtsgerichts eine Geldbuße in Höhe von 80.100 Euro zahlen. Das ist das 55-fache der Summe, welche der Online-Unternehmer ursprünglich überweisen sollte: 1500 Euro.

Der Grund: Müller hatte nach dem Delikt, sich mit 1,3 Promille Alkohol auf einen E-Scooter zu stellen, eine weitere Torheit begangen: Er reichte Widerspruch gegen den Bußgeld-Bescheid ein. Bei der Prüfung des Falls fiel der zuständigen Richterin auf, dass bei der Festlegung der Geldstrafe der Tagessatz viel zu niedrig angesetzt worden war, nämlich bei 50 Euro. Macht bei einer Strafe von 30 Tagessätzen 1500 Euro.
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Müller ist aber kein Durchschnittsverdiener, sondern bezieht jährlich ein Grundgehalt von 270.000 Euro. Das erklärt, warum die Richterin den Tagessatz auf 2670 Euro hochgeschraubt hat. "Würde ich Herrn Müller mit 300 Euro bestrafen, würde er es gar nicht merken", wird die Richterin von der Bild-Zeitung zitiert, die als erstes Medium über die Bußgeld-Blamage berichtet hatte. Ihren Ausführungen zufolge müssen Verkehrssünder "im Sinne der sozialen Gerechtigkeit so bestraft werden wie jeder normale Arbeitnehmer". Daher müsse die Geldbuße "spürbar" sein.

Ob die 81.000 Euro wirklich wehtun, ist zumindest diskutabel. Schließlich ist Müller seit dem Börsengang von About You im vergangenen Jahr Multimillionär:
Durch den Kauf von rund 125.000 Aktien am vergangenen Freitag umfasst sein Aktienpaket jetzt knapp 6,88 Millionen Aktien. Sein Anteil an allen augegebenen About You-Aktien (186 Millionen) stieg von rund 3 auf knapp 3,7%. An diesem Montag war Müllers Aktienpaket rund 61,2 Mio. Euro wert. Hinzu kommen 25 Mio. Euro, die er im Zuge des Börsengangs von About You durch den Verkauf eines Aktienpakets eingenommen hatte. Damit ist der Hamburger mit ägyptischen Wurzeln grob geschätzt über 86 Mio. Euro schwer.

Allerdings war Müller im Oktober vergangenen Jahres noch deutlich vermögender, nämlich 128,2 Mio. Euro. Zumindest auf dem Papier. In der Zwischenzeit ist der Kurs der About You-Aktie – wie bei vielen anderen Online-Händlern – in den Keller gerauscht. Und zwar von 20 Euro am 22. Oktober 2021 auf 8,9 Euro an diesem Montag. Hauptgrund für den Kursverlust ist das starke Abflachen der Wachstumskurve nach dem Ende der heißen Phase der Corona-Pandemie, von der viele Online-Modehändler vor allem in den Lockdown-Phasen profitiert hatten.
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Sollte diese Kursentwicklung anhalten, könnte sie Folgen haben, die Müller richtig schmerzen dürften. Denn die Entlohnung des E-Fashion-Managers hängt größtenteils von der Entwicklung an der Börse ab. Ihm wurden 1,7 Millionen Aktienoptionen mit einem Ausübungspreis von 23,50 Euro zugeteilt, die er bis 2027 nach und nach in Aktien wandeln kann. Damit er diese mit Gewinn verkaufen kann, muss sich der Aktienkurs mindestens verdreifachen.

Hinzu kommt, dass Müller und seine CO-CEOs Sebastian Betz und Hannes Wiese die Option nur dann ziehen dürfen, wenn sie zuvor bestimmte Ergebnis- und Nachhaltigkeitsziele erreicht haben. Bei der ersten Tranche liegt die Hürde bei einer jährlichen Wachstumsrate von 37%. Im ersten Quartal dieses Jahres war About You aber nur um 19,4% gewachsen. Für das gesamte Geschäftsjahr, das im Februar endet, erwarten die Hanseaten jedoch ein Umsatzplus von 25 bis 35%. Die Bonusvorgabe für das Ergebnis ist nicht öffentlich.


Unklar ist auch noch, wie sich das Verkehrsdelikt auf die politische Karriere von Tarek Müller auswirkt. Der Hamburger hat sich zum Ziel gesetzt, Bürgermeister der Hansestadt zu werden. Trunkenheit am Lenker dürfte aber bei den meisten Wählern gar nicht gut ankommen. Weder About You noch Tarek Müller wollen sich zum Prozess äußern.
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