Die neue SportScheck-Filiale in Hamburg.
Die neu gestaltete Hamburger SportScheck-Filiale ist nur ein Baustein des aktuellen Store-Konzepts. Für den Umbau des Unternehmens ist sie ein Meilenstein.
Dreieinhalb Monate war der Laden zu. Vergangene Woche feierte
SportScheck nun die Eröffnung der umgebauten Filiale an der Mönckebergstraße. Der Startschuss für das neue Store-Konzept fiel mit dem Umbau in Nürnberg vor gut anderthalb Jahren, dennoch markiert die Filiale in Hamburg einen Meilenstein für SportScheck-Chef Markus Rech. „Wir merken jetzt, wie alle Prozesse wirklich ineinandergreifen, wie bei diesem Umbau alle an einem Strang gezogen haben.“
Neues Konzept: SportScheck in Hamburg
Denn die Baustelle in Hamburg war nur ein kleiner Mosaikstein im Vergleich zum Umbau des gesamten Unternehmens, der noch lange nicht abgeschlossen ist. „Wir haben unheimlich viel auf den Weg gebracht“, sagt Rech. „Aber das dauert. Wir haben im vergangenen Jahr den Ergebnisplan erreicht, das stand an erster Stelle. Wir müssen umsatzseitig schon noch eine Schippe drauflegen. Das ist stationär schwierig, das Wachstum muss über E-Com erfolgen.“
Der SportScheck-Umsatz wird im Geschäftsbericht der Otto Group nicht separat ausgewiesen. Für das Geschäftsjahr 2017/18 (Februar 2018) hatte die Otto-Tochter selbst einen Außenumsatz von 300 Mio. Euro bekanntgegeben. Nicht kommuniziert wird der Zeithorizont, den die Gruppe dem Unternehmen für das Erreichen der Gewinnzone gibt.
„Wir sind davon überzeugt, dass unser Weg der richtige ist“, betont Rech. Die Erfolge seien messbar: aktivere Kunden in den wichtigen Sortimentsbereichen, ein verbesserter Net Promoter Score (NPS), eine höhere Conversion Rate, größere Warenkörbe, deutlich besseres Feedback bei Trusted Shops. „Aber wir haben eben auch mit rückläufigen Frequenzen im Stationärgeschäft zu kämpfen.“ Dazu kam das Wetter: „Wir haben uns in der Verkaufsleistung verbessert. Aber so viele T-Shirts konnten wir gar nicht verkaufen, um die fehlenden Jacken-Verkäufe zu kompensieren.“
Rech kam 2015 zu einem Unternehmen, das komplett auf den Katalog ausgerichtet war. „Davon haben wir uns konsequent verabschiedet.“ Verabschiedet hat sich SportScheck seither auch von vielen Lieferanten. „Unserer Strategie ‚fokussieren, profilieren, verbinden‘ entsprechend, haben wir unser Portfolio von 800 auf 300 Marken reduziert, allein im vergangenen Jahr eine 30%-ige Artikelstraffung vorgenommen“, so Rech. „Das muss man erstmal verdauen. Und natürlich hat man damit im ersten Schritt auch weniger Kundenzugang.“
SportScheck-CEO Markus Rech: "Sport ist heute verstärkt eine Lebenseinstellung und umfasst daher viel mehr als nur die direkte Sportausübung. Das ‚Erlebnis Sport‘ umfasst unter anderem Ernährung, Regeneration, Musik, Medien, Reisen. Dem wollen wir mit unserem Angebot gerecht werden. Perspektivisch werden wir mehr und mehr Angebote für diesen Lebensstil bieten."
Rund ein Drittel weniger Ware auf der Fläche – das ist auch Teil des neuen Store-Konzepts. Denn bei allem Fokus auf E-Com wollen die Macher auch die Filialen in die Zukunft führen. Ergebnis ist ein sehr viel aufgeräumteres, übersichtliches Bild im Laden. Die rund 3100m² große Fläche ist in vier Sportwelten aufgeteilt: Sports Performance Men und Women, Outdoor Sports und Seasonal Sports mit Bademode im Sommer und Skiausrüstung im Winter. Geöffnete Decken und Fensterfronten sorgen vor allem im EG für eine extrem helle und offene Anmutung.
Im Erdgeschoss finden sich die Lifestyle-Sortimente: von der Nike-Tight mit Animal-Print zum Puma-Tracksuit in Bonbonfarben, vom Tommy Sport-Bra zum The North Face-Logoshirt. Sneakerwand inklusive, mit Adidas Ultraboost-Sneaker und Nike-Lifestyle-Schuh Air Max 270, arrondiert von Birkenstock-Modellen und Teva-Sandalen. Präsentiert werden die Sortimente nach Geschlechtern getrennt, das zieht sich durch das Haus. Für authentischen Sport-Spirit im Eingangsbereich sorgt die Teamsport-Abteilung.
Running- und Training-Sortimente befinden sich in der ersten Etage, Outdoor in allen Facetten – von Urban Outdoor-Lifestyle-Looks über Fernreise-Ausstattung bis zum Kletter-Equipment – ebenso wie Bike eine Etage höher. Bade- und Ski-Sortimente werden im Untergeschoss präsentiert. Doch das Stationärgeschäft ist für SportScheck nur ein Baustein in der Positionierung als Treffpunkt für das Erlebnis Sport. Und so liegt ein Fokus des neuen Store-Konzepts auf der Vernetzung von Online- und Offline-Shopping. Dazu gehört neben Services wie Click&Collect sowie Click&Reserve auch die neue Mobile-Checkout-Funktion: Mit der Möglichkeit, die Ware direkt beim Verkäufer auf der Fläche zu bezahlen, nimmt SportScheck eine Vorreiterrolle im Sportfachhandel ein. „Dadurch nehmen die Verkäufer noch viel stärker eine ‚Gastgeberrolle‘ in der Customer Journey ein, von der Begrüßung bis zur Verabschiedung“, betont Rech. Und auch Filialleiter Janko Hagen ist überzeugt: „Damit werden wir uns in Hamburg abheben, aber auch als Unternehmen.“ Nach erfolgreichem Test in Hamburg und Köln ist die Einführung des Mobile Check-out in weiteren Filialen für Herbst 2019 geplant.
Wie viele Filialen braucht SportScheck in Zukunft überhaupt noch? „Das kann ich isoliert so nicht beantworten. Wir sind deutschlandweit vertreten, und das ist auch gut. Wir sind allerdings kein Filialbetrieb im klassischen Sinne, sondern ein Multichannel-Anbieter, der keine Flächendeckung benötigt“, sagt Rech.
Aktuell seien keine Filialschließungen geplant. „Nach wie vor gilt, dass wir jeden Standort prüfen.“
SportScheck: Alles rund um das Erlebnis Sport
Im März wurde die Filiale in Braunschweig geschlossen, Ende Juli 2018 der Laden in Reutlingen. Damit betreibt SportScheck heute noch 17 Filialen. Dass die Wirtschaftlichkeit des Store-Netzes kontinuierlich überprüft wird, heißt allerdings nicht, dass nicht investiert wird, wie Hamburg, München, Nürnberg, Köln und Magdeburg zeigen.
Als „absolutes Erfolgsmodell“ bezeichnet Rech das Marktplatz-Modell. Denn nicht nur SportScheck ist auf Marktplätzen aktiv – neben Otto.de, About You, Mytoys auch auf Amazon; Ebay befindet sind in der Pilotphase – auch SportScheck selbst ist Marktplatz-Betreiber. „15% des E-Com-Handelsvolumens, das über SportScheck in Deutschland abgewickelt wird, entfällt schon heute auf unsere Marktplatzpartner. Wenn es gut läuft, werden es dieses Jahr schon 20% sein.“
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Strategien im Sportmarkt
Der Aufstieg zur Plattform
Das Anbieten von Ware wird in Zukunft nicht mehr ausreichen, um Kunden an sich zu binden. Innovative Player im Sportmarkt zeigen, wie man mit Erlebnissen zur Plattform werden kann.
Aktuell sind 32 Marken dabei. Adidas war einer der ersten, jetzt gehören Anbieter wie Mammut, Schöffel und Lascana auch dazu. Puma folgt demnächst, weitere noch in diesem Jahr. „Wir sind überrascht, wie schnell das skaliert. Da merken wir und auch unsere Partner, dass wir als SportScheck nach wie vor eine große Kundenreichweite haben. Das hilft in der Marktplatzökonomie.“ Ein Fahrradhändler wird in Kürze aufgeschaltet, nach Outfitter und Doorout der dritte Handelspartner. Auch Anbieter wie Reima und Dreimaster sind an Bord. Gerade für kleinere Player sei die Verbindung von Marktplatz- und stationärer Präsenz attraktiv, so Rech.
„Unser Ziel ist es, komplementäre Sortimente auf den Marktplatz zu holen und so unser Angebot auszuweiten.“ Dieses steht dem Kunden nicht nur online zur Verfügung, sondern kann stationär vom Verkäufer mittels iPad über die Instore-App angeboten werden. So wird auch die Filiale zum Marktplatz.