Der Aufbau eines vernetzten Nike-Marktplatzes wird konsequent vorangetrieben - auch mit Handelspartnern.
Die größte Sportmarke der Welt baut ihren Vorsprung immer weiter aus. Selbst das schwache China-Geschäft kann den Swoosh nicht bremsen. Jetzt steht die weitere Vernetzung mit Kunden und Partnern auf der Agenda.
Dennoch kletterten die Nike-Erlöse im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 (28. Februar) um 5% auf 10,87 Mrd. Dollar. Nordamerika (plus 9%), EMEA (plus 7%) und Asien-Pazifik & Lateinamerika (plus 11%) konnten die Verluste in China mehr als ausgleichen. Dabei leidet auch Nike nach wie vor unter massiven Lieferverzögerungen. Zwar laufe die Produktion wieder nach Plan, doch das Problem der längeren Lieferzeiten habe sich im dritten Quartal sogar verschärft, speziell für Nordamerika, wie CFO Matt Friend im Call mit Analysten erläutert.
Nach wie vor befeuert vor allem das Direktgeschäft diese Entwicklung. Dieses legte in Summe sogar um 15% auf 4,6 Mrd. Dollar zu. Die eigenen Online-Umsätze stiegen sogar um 19%. Jeden vierten Dollar erlöst die Marke Nike mittlerweile über ihre eigenen digitalen Kanäle.
Ausbau der Marktplatzstrategie
"In den vergangenen vier Jahren haben wir die Zahl der Großhandelskunden weltweit um mehr als 50% reduziert und gleichzeitig ein starkes Umsatzwachstum durch Nike Direct und unsere verbleibenden Großhandelspartner erzielt", so Friend weiter. Er spricht von der "nächsten Phase" der Marktplatzstrategie. "Wir werden mit unseren verbleibenden Großhandelspartnern ein gesundes Wachstum vorantreiben und die verloren gegangene Nachfrage zurückgewinnen, indem wir das Einzelhandelsumfeld unserer Partner aufwerten und die Nike-Mitglieder digital mit ihrem Retail-Erlebnis verbinden."
Als Beispiel nennt er die Zusammenarbeit mit der Whitaker Group von James Whitner, dem Eigentümer von Social Status und anderen Sneaker-Stores. "Wir haben uns kürzlich mit der Whitaker Group zusammengetan, um einzigartige Silhouetten von Jordan- und Dunk-Produkten zu entwickeln und SNKRS-Live-Inhalte zu produzieren, um unsere Marke mit wichtigen Communitys zu verbinden. Wir sind bestrebt, das Wachstum mit Partnern wie diesen voranzutreiben, da sie in wichtigen Städten und Gemeinden auf der ganzen Welt authentische, tief verbundene Verbraucherkonzepte schaffen."
Vernetzt in China
Volle Kraft auf One Nike:
Ende 2021 hat das Unternehmen eine wegweisende Partnerschaft mit dem US-Retailer Dick's Sporting Goods geschlossen. In der App des Retailers können Kunden ihre Dick's- und Nike-Accounts jetzt verbinden, um Zugang zu exklusiven Produkten, Erlebnissen und Angeboten zu erhalten. Diese Vernetzung wurde im vergangenen Quartal ausgebaut, und zwar mit den chinesischen Handelspartnern Topsports and Pou Sheng.
Außerdem sollen alle Monobrand-Partner-Stores in der Region zu "digital vernetzten Nike Retail-Konzepten" werden – Teilen von Daten und Beständen inklusive. "Wir glauben fest daran, dass es den gesamten Markt befeuern wird und für langfristiges Wachstum sowohl von Nike als auch unserer Partner sorgen wird", betont Nike-Chef John Donahoe.
FlyEase auf den Fersen des Cloud
Wie groß die Marktmacht des Branchenführers ist, zeigt sich an dieser Randnotiz aus dem Earnings Call: Wer vor einem Jahr die
FlyEase-Technologie belächelt hat, mit der sich Schuhe freihändig an- und ausziehen lassen, wird nun eines Besseren belehrt. FlyEase-Modelle sollen im nächsten Geschäftsjahr rund 250 Mio. Dollar zum Umsatz beitragen. Zum Vergleich: So viel Umsatz macht der Schweizer Runningspezialist On etwa mit seinem Topseller-Modell Cloud.
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