Von 13. bis 17. Juli feiert die Eurobike Premiere am Main - ein Event für Fachbesucher und für Endverbraucher.
Kommende Woche feiert die Fahrradmesse Eurobike Premiere in Frankfurt. Das Potenzial für Bike-Bekleidung und -Accessoires ist riesig. Der Markt sortiert sich neu.
Wilhelm Beermann glaubt ans Rad. Er glaubt an die gesellschaftliche Bedeutung von neuen Mobilitätskonzepten. Und er glaubt an die Eurobike. Deswegen ist der Amity Fashion-Macher von 13. bis 17. Juli als Aussteller am Start, wenn die Eurobike Premiere auf dem Gelände der Messe Frankfurt feiert. Rund 1500 Hersteller präsentieren Produktinnovationen rund um Fahrrad und E-Bike, Teile, Komponenten und Bekleidung.
2021 verabschiedete sich die Eurobike mit einer letzten Veranstaltung aus Friedrichshafen, einem Standort, den viele in der Branche mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen haben. Ambiente top, Infrastruktur flop – so die verkürzte Formel, die auch schon die Messe OutDoor vom Bodensee in die Großstadt trieb. Für die Fahrradmesse bekam allerdings nicht München den Zuschlag, sondern die Mainmetropole.
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Nach dem Umzug der OutDoor nach München muss sich nun auch die Bike-Branche vom Bodensee verabschieden. Welches Potenzial kann die neue Eurobike in Frankfurt haben – vor allem in Kategorien abseits der Hartwaren? Und was sagen die Anbieter zur IAA Mobility?
"Sinn macht Frankfurt als Standort für die Eurobike auf jeden Fall, wenn man bedenkt, dass gerade Urban Cycling der Wachstumsmotor der Branche ist", sagt Richard Thomas, Head of Sales Outdoor und Cycle bei Pentland Brands. Pentland ist mit einem 240m² großen Stand mit der Bike-Marke Endura vertreten. "Das ist ein Statement. Wir glauben an den Standort. Wie groß der Traffic dieses Jahr wird, werden wir sehen. Aber wir bringen uns mit diesem Auftritt auf jeden Fall auch schon für nächstes Jahr in Stellung."
Dass Messen mittlerweile auch ohne die ganz großen Namen funktionieren müssen und können, ist keine neue Entwicklung. Und so ist auch das Fehlen von Fahrrad-Anbietern wie Accel, Giant oder Cube kaum mehr als eine Randnotiz bei der Frankfurter Premiere. Dass hingegen die großen Händlerverbände ZEG und Bike & Co an der Messe teilnehmen und sogar ihre Hausmessen auf die Eurobike verlagern, wird als sehr positives Signal gewertet.
Zum Beispiel von Ortlieb-Geschäftsführer Martin Esslinger. Er hat hohe Erwartungen an die Messe. "Die
OutDoor by Ispo vor vier Wochen in München war super fürs Networking. Jetzt auf der Eurobike geht es darüber hinaus auch noch konkret um Vertriebsthemen. Die Messe ist sehr viel schneller und besser zu erreichen, die Verbände sind dabei – es ist alles angerichtet." Bernhard Zauner, Vertriebsleiter bei Löffler, ergänzt: "Die Eurobike ist außerdem auch eine wichtige Kommunikationsplattform für den Austausch mit Sourcing- und Materialpartnern, aber natürlich auch mit Fachjournalisten und Kooperationspartnern."
Vor allem für relativ junge Player bietet die Messe die Möglichkeit, sich dem Handel zu präsentieren und persönliche Kontakte zu knüpfen. Letzteres ist Hans Allmendinger von Zimtstern besonders wichtig. "Gerade im Bike-Handel kennen wir ganz viele unserer Ansprechpartner noch nicht persönlich. Und wir können hier endlich unsere Produkte auch zum Anfassen präsentieren, zumal wir bei der Produktentwicklung sehr viel Wert legen auf neue Stoffe und Materialien."
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Mit
Jack Wolfskin steht ein weiterer neuer Name im Ausstellerverzeichnis, der zeigt, dass Bike für die Sport- und Outdoor-Branche zunehmend an Bedeutung gewinnt. "Die Eurobike ist für uns ganz klar die Plattform, um der Branche zu zeigen, dass Jack Wolfskin zurück im Fahrradmarkt ist", sagt Daniele Grasso, Vice President Product & Apparel. "Die Messe bietet eine wichtige Plattform, um Neuigkeiten zu präsentieren, sich wieder persönlich auszutauschen, über aktuelle Themen zu sprechen und sich inspirieren zu lassen. Kurz gesagt: Auf der Messe findet das lang erwartete Wiedersehen der gesamten Branche statt. Dabei sind wir eben kein Newcomer – die Marke Jack Wolfskin hatte bereits in ihren frühen Jahren stark auf das Thema Biking gesetzt."
Eine große Rolle wird dabei das Thema Commuting spielen. Denn viele Menschen, die jetzt neu aufs Rad steigen, nutzen es vor allem in ihrem Alltag. "Der Ortlieb Vario PS ist so ein typisches Commuting-Produkt, ein Hybrid aus Rucksack und Fahrradtasche", berichtet Esslinger. "Da kommen wir mit der Produktion gar nicht hinterher. Und es gibt keinen Händler, der den nicht gut verkauft – sei es stationär im Bike- oder Outdoor-Handel, sei es bei den Online-Spezialisten."
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Für den Bekleidungs-Anbieter Löffler ist heute der Sportfachhandel der wichtigste Vertriebskanal, berichtet Marketingleiter Jörg Tichy. "Im Vergleich ist der Anteil an Bekleidung im Fahrradfachhandel eher gering und oftmals auch mit Marken besetzt, die sich auf einzelne Nischensegmente im Bike-Markt spezialisiert haben. Wir beobachten aber auch, dass der Fahrradhandel – ob online oder auch stationär – sein Sortiment immer breiter aufstellt und hoffen, dass sich somit eventuell Potenziale für Löffler ergeben."
Weiteres Potenzial sieht auch
Uyn-Verkaufsleiter Marcus Rädlinger im Bike-Handel. Der italienische Funktionsspezialist will auf der Messe sein Konzept vorstellen, mit dem das Thema Funktionstextilien auf relativ kleiner Fläche und ohne große Vororder abgebildet werden kann.
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Amity Fashion ist mit seinen Jacken, die speziell auf die Bedürfnisse von Radfahrerinnen und Radfahrern ausgerichtet sind, noch ein Nischen-Anbieter. Auch Macher Wilhelm Beermann hofft darauf, dass funktionelle Alltagsbekleidung fürs Fahrrad durch die Messe Sichtbarkeit bekommt. "Da ist noch viel Luft nach oben – sowohl was den Handel angeht als auch für das entsprechende Bewusstsein bei den Endverbrauchern."
Die Frage nach dem Vertriebsweg mit dem größten Potenzial mag Allmendinger gar nicht an Kategorien wie Bike, Sport, Outdoor, Mode oder Lifestyle festmachen. "Da wird man keine klare Grenze ziehen können. Es geht darum, das Thema Bike präsentieren zu können. Allerdings haben viele kleine Radhändler sich zuletzt immer mehr auf Hartware und Service konzentriert und das Bekleidungs-Business aufgegeben." Dass andere, lifestyle-affinere Händler in diese Lücke stoßen, sieht er noch nicht. Ausschließen will er es nicht. "Manche Dinge benötigen einfach Zeit. Zum Teil brauchen selbst einzelne Produkte mehrere Saisons, bis sie überhaupt sichtbar werden. Manchmal braucht es eben einfach einen längeren Atem."