Seit 2016 tüfteln die Macher von Alpha Tauri am Rollout ihrer Sportswear-Kollektion. Mit ersten Achtungserfolgen. Im hiesigen Menswear-Premium-Markt genießt die Brand den Status eines Aufsteigers, vor allem im Parka-Segment.
Trotz Krise will die Fashion Brand von Red Bull weiter in ihre Marke investieren, erklärt Geschäftsführer Ahmet Mercan im exklusiven TW-Interview. Neben Sponsoring für die Formel 1 stehen Roadshows in Deutschland und ein neuer Showroom in Düsseldorf auf der Agenda.
TextilWirtschaft: Herr Mercan, welche Prognose haben Sie für das Jahr 2020? Wie wird sich das Wachstum bei Alpha Tauri verlangsamen?
Ahmet Mercan: Die aktuellen Rahmenbedingungen fordern eine größere Flexibilität. Bei unserem internationalen Roll-out beobachten wir daher tagtäglich die Dynamiken des Marktes und passen unsere Vorgehensweise, wo notwendig, an, um weiter das Wachstum der Marke nach Plan voranzutreiben. In der DACH-Region sind wir nunmehr bei 60 Einzelhändlern präsent.
In den vergangenen Saisons haben Sie vor allem mit großen Marketing-Aktionen in Kaufhäusern und auf Messen auf die Brand aufmerksam gemacht - wie wird sich das nun durch die Corona-Krise ändern?
Unsere Retail Strategie sieht weiterhin vor Plattformen mit Key Partnern im Kollektiv zu bespielen oder auch selber Plattformen zu schaffen, wie auch jetzt zur Kollektionspreview von AlphaTauri in Spielberg/Österreich. Die gegenwärtige Situation führt dazu, dass Player der Branche gelernte Mechanismen hinterfragen, was wir begrüßen. Bereits seit Anbeginn der Marke trauen wir uns andere Wege zu gehen, wo wir es als sinnvoll erachten. Und wir sind auch weiterhin der Meinung, dass es grundsätzlich innovative Ansätze braucht, um das Business weitervoranzutreiben. Beispielsweise in Form des „Mobile Innovation Lab“, welches wir letztes Jahr im Juli vorgestellt haben und nun in einer Roadshow durch Deutschland ausrollen.
Parkaspezialist oder Total-Look? In welche Richtung wird die Kollektion künftig gehen?
Wir haben vor allem in den letzten zwei Saisons die Kombinationsvielfalt ausgebaut. Zum Frühjahr 2021 kommt dies bereits zur Geltung: 20 verschiedene Style-Farben sind alle untereinander über alle drei Drops zu über 200 Outfit-Möglichkeiten kombinierbar. Unabhängig davon bleibt die Kernkompetenz die Outerwear. Allen voran unser technischer Parka, den wir für diesen Herbst/Winter bereits in seiner dritten Edition mit vielen Weiterentwicklungen der innovativen Features und Technologien launchen. Der Ausbau weiterer Kernkompetenzen wird unser Fokus sein.
Wie erneuern sich die Kollektion und die Outerwear?
Zu den Highlights im nächsten Frühjahr zählen neue technische Materialien wie die 3-Lagen-Membran Taurobran mit wasser- und schmutzabweisenden Funktionen. Zudem stellen wir eine Innovation Capsule vor: Erstmalig haben wir hier zwei eigenentwickelte Textiltechnologien, Taurex und Taurobran, in einem sehr soften Material vereint.
Wie gestalten Sie das Warenmanagement im Zeichen der Krise?
Glücklicherweise hatten wir bereits vor den gegenwärtigen Herausforderungen für die Branche das Thema Newness und Flexibilität in den Lieferfenstern auf der Agenda: Wir arbeiten daran, die Kollektionen zunehmend als langfristige Kollektionsaussage jenseits der gängigen Saisonrhythmen auszurollen. Hierfür entwickelt unser Produkt- und Designteam aufeinander abgestimmte Drops, die sich jeweils komplementieren und über das Jahr hinweg in verschiedenen Zeitfenstern ausgeliefert werden.
Viele gehen von einer geringeren Order aus, wie werden Sie darauf reagieren?
Die Order für Frühjahr 2021 könnte geringer als ursprünglich geplant ausfallen, da viele Händler konservativer in die Orderrunde gehen. Gleichzeitig beobachten wir aber auch eine starke Nachfrage nach hochqualitativer Fashion, die mehr ist als ein saisonaler Trendkauf. Wichtiger werden vielmehr Styles mit entsprechender Wertigkeit und Langlebigkeit. Ausgehend von diesen Entwicklungen blicken wir zuversichtlich in die neue Einkaufsrunde.
Sie planen einen neuen Showroom in Düsseldorf. Wie relevant ist dieser Schritt in Zeiten von Videocalls und virtuellen Präsentationen?
Wir freuen uns sehr auf den neuen Showroom in Düsseldorf, den wir als Meilenstein in unserer Roll-out Strategie sehen. Er wird im Medienhafen auf rund 600 Quadratmetern anlässlich der Düsseldorfer Fashion Days im August eröffnet – als Achse, um das Business in unseren DACH-Kernmärkten sowie den Benelux-Ländern voranzutreiben. Er hat auch neue digitale Assets. Beispielsweise haben wir einen Bot entwickelt, der die digitale Order unterstützt. Er kann virtuell von unseren Kunden selber gesteuert werden, um die Kollektion im Showroom ähnlich eines physischen Order-Termins zu sichten.
Werden Kollektion und modische Aussage künftig also gänzlich im Zeichen des Motorsports stehen?
Innovation ist Key und steckt aus unserer Sicht in unserer DNA. Das ist ein vielfältiges Feld auch jenseits des Motorsports: wir arbeiten mit High-End-Partnern der ganzen Welt zusammen, deren jeweilige Fachexpertise in die Kollektion einfließen. Daher werden wir auch weiterhin viele unterschiedliche Plattformen zusammen mit unseren Partnern bespielen.
Bislang galt Ihre Devise Alpha Tauri möglichst nicht in direkte Verbindung mit Red Bull zu bringen - gilt das immer noch? Mittlerweile ist der Zusammenhang hinlänglich bekannt.
Alpha Tauri ist die Premium-Fashion-Brand von Red Bull, was auch immer offenkundig kommuniziert wird. In unserer DNA spiegelt sich der Mutterkonzern wieder auch haben wir ein shared-mindset, also die gleiche Haltung und Denkart; dennoch sehen wir uns als eigenständige Brand.