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Radikaler Umbau des Geschäftsmodells

Decathlon verkauft bei anderen Händlern

Decathlon
Decathlon-Produkte kommen nicht mehr nur bei Decathlon selbst in die Tüte.
Decathlon-Produkte kommen nicht mehr nur bei Decathlon selbst in die Tüte.

Es ist ein radikaler Kurswechsel: Decathlon will seine Eigenmarken nicht mehr nur in seinen eigenen Läden verkaufen. Nahezu parallel fiel der Startschuss für entsprechende Premieren in Frankreich und in der Schweiz.

Am 29. Mai wurden in der Schweiz die ersten Decathlon-Produkte bei Fnac verkauft, einer Handelskette mit Schwerpunkt auf Unterhaltungselektronik und Bücher. In Frankreich startete Decathlon im April die Zusammenarbeit mit der Supermarktkette Franprix - also in einer Zeit, in der Decathlon selbst seine Läden nicht öffnen durfte. In insgesamt 70 Franprix-Filialen in und um Paris können Kunden seither Fitness-Kleingeräte wie Hanteln, Gummibänder und Springseile kaufen. Diese Zusammenarbeit soll in den kommenden Wochen verstärkt werden – allerdings zunächst nur in Paris.

In der Schweiz denkt Decathlon schon heute größer. „Decathlon beabsichtigt, sich in der Schweiz als globaler Anbieter für alle und als erstklassiger B2B-Partner im Sportbereich zu positionieren“, so Adrien Lagache, Chief Business Development Officer bei Decathlon Schweiz. „Wir sind in Gesprächen mit vielen Gruppen“, so Lagache gegenüber der TW. „Und alle Projekte sind willkommen. Wir glauben, dass der Weg über andere Händler der beste ist, um Sport für möglichst viele Menschen überall in der Schweiz so schnell wie möglich zugänglich zu machen.“

Teil dieser Strategie sei auch die Einführung von Decathlon-Shops bei potenziellen Partnern oder auch die Entwicklung eines Franchise-Konzeptes. Welche Produkte dann bei den Partnern verkauft werden, soll an deren Sortiment angepasst werden. Bei Fnac etwa gibt es Urban-Bikes und E-Bikes der Decathlon-Eigenmarke B'Twin. Diese Produkte finden Kunden heute in sieben von neuen Fnac-Filialen in der französischsprachigen Schweiz. Details zu der neuen Kooperation nennt er nicht. „Wir können sagen, dass es fair für Decathlon ist, fair für Fnac und fair für den Kunden, da Fnac keinen höheren Verkaufspreis aufrufen wird als wir selbst.“


Verkauft werden die Produkte nur stationär bei Fnac, nicht online. „Das würde keinen Sinn machen“, so Lagache. „Wenn ein Kunde ein Fahrrad online kaufen möchte, kann er das in unserem eigenen Online-Shop tun.“

Über 10% aller Sportlerinnen und Sportler in der Schweiz statten sich regelmäßig bei Decathlon aus, heißt es. Mit seinen 23 Geschäften erreiche das Unternehmen rund 20% der Schweizer Bevölkerung. „Wir stehen in den Startlöchern, um ein Publikum mit radikal neuen Gewohnheiten – etwa bei der boomenden langsamen Mobilität – zu bedienen“, so Lagache.
International hat der größte Sporthändler der Welt mehr als 1650 Läden, beschäftigt mehr als 92.000 Mitarbeiter aus über 80 Nationen und hat 2019 mehr als 12,4 Mrd. Euro erlöst.

In Deutschland seien solche Kooperationen bislang nicht geplant, erklärt eine Sprecherin auf TW-Anfrage. Bislang handele es sich dabei um nationale Projekte. Doch zumindest eine Ausweitung des Geschäftsmodells steht auch hierzulande an. „Wir wissen, dass die Erwartungen unserer Kunden und Sportler in der Zukunft über den reinen Produktkauf hinausgehen werden. Unsere Herausforderung wird es sein, die Bedürfnisse und Wünsche unserer Sportler auf ihrer kompletten Customer Journey zu kennen und diese zu bedienen“, so Deutschland-Chef André Weinert. „Dies werden wir mit verschiedenen Service-Plattformen, wie beispielsweise das Buchen von Sportkursen und Trainern, das Buchen von Sportplätzen und Trainingsstätten, das Buchen von Home Services, wie beispielsweise Fahrradreparaturen, Verleih usw., in unserem Decathlon Eco-System abrunden.“ Die ersten Piloten sollen noch in diesem Jahr live gehen.



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