Spot on Sports im KaDeWe

Mit einer 1300m² großen Pop-up-Fläche fällt der Startschuss für den großen Sport-Aufschlag im KaDeWe.
Foto: Martin Dzuiba für The KaDeWe Group

Lifestyle trifft Performance. Das ist die Vision, mit der das KaDeWe in Berlin in Zukunft Anlaufstelle für den Kauf von Ski-Jacken und Yoga-Matten werden will. Die neu eröffnete Sport-Fläche gibt eine erste Vorschau.

Seit 2016 wird das KaDeWe umgebaut. Bis 2024 wird das gesamte Haus Schritt für Schritt, Quadrant für Quadrant runderneuert. Eine der größten Baustellen: der Sport. Eine neue Pop up-Fläche in der vierten Etage des Department Stores ist der Kick-off für den strategischen Ausbau dieses boomenden Markt-Segments. Mit einer Vision, die Sport spitzer, lifestyliger und modischer präsentieren soll. Mit Labels, die die Brücke schlagen zwischen Fashion und Performance. Mit Brands wie Adidas und Nike, Puma und On, Peak Performance und The North Face, Falke Ergonomic Sport System und Blackroll.

Simone Heft, Buying Director der The KaDeWeGroup, und Thorsten Stiewe, Senior Head of Buying Menswear, Accessoiries and Urban Sports bei The KaDeWe Group erklären ihre Vision von Sport.
Simone Heft, Buying Director der The KaDeWeGroup, und Thorsten Stiewe, Senior Head of Buying Menswear, Accessoiries and Urban Sports bei The KaDeWe Group erklären ihre Vision von Sport.
Fotos: The KaDeWe Group / Collage: TW

TextilWirtschaft:
Auf dem Plan stehen 4000m² Urban Sports im KaDeWe. Wie weit sind Sie damit?

Thorsten Stiewe: Die 4000m² stehen nicht nur auf dem Plan: Das Konzept ist fertig, im Haus umgesetzt wird es bis 2024. Um die Kund*innen nicht so lange warten zu lassen, sind wir jetzt mit einer Pop-up-Lösung gestartet, die sich vom Look and Feel an diesem Konzept orientiert. Das ist schon sehr clean, sehr cool und gibt einigen wichtigen und neuen Partnern schon einmal Raum. Diese ersten 1300m² sind also unser Kick-off, zum Winter erweitern wir auf 2000m². Dann kommt Ski dazu, das ist schon lange unser Herzenswunsch, den wir jetzt endlich umsetzen können.
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Wie definieren Sie Urban Sports?
Stiewe: Die Grenzen sind fließend. Wichtig ist uns, dass dieses Feld einen sehr hohen Lifestyle-Faktor hat, aber Funktion auch eine Rolle spielt. Das heißt, die Range reicht von echten Performance-Marken wie Uyn bis hin zu Marken wie zum Beispiel 7 Days Active. Mit sehr coolen Sweats, die ich beim oder nach dem Laufen tragen kann, mit denen ich aber auch beim Brötchen holen cool angezogen bin. Das ist diese Vermischung, die uns vorschwebt. Man wird bei uns nicht jeden Wanderschuh in jeder Größe finden. Wir glauben an Sport, aber wir glauben auch an das Kuratierte. Die Kund*innen sollen bei uns Dinge entdecken. Die Yoga-Matte genauso wie das coole Sweat.
Mehr Raum für Sneaker und Ski: Bis 2024 wird die Non-Fashion-Fläche von zwei auf anderthalb Etagen verkleinert.
Mehr Raum für Sneaker und Ski: Bis 2024 wird die Non-Fashion-Fläche von zwei auf anderthalb Etagen verkleinert.
Foto: Martin Dzuiba für The KaDeWe Group

Beispiel Uyn. Dort ist man natürlich begeistert von der Sport-Offensive im KaDeWe, denn Multilabel-Sporthandel ist spärlich gesät in der Nachbarschaft. Mit Karstadt Sports am Kranzlereck hat vor einiger Zeit das größte Sporthaus Berlins geschlossen. Welchen Einfluss hatte das auf Ihre Entscheidung, den Sport in Ihrem Haus zu stärken?
Simone Heift: Natürlich ist das ein stückweit relevant, wobei wir Sport schon sehr viel länger planen als es Karstadt Sports nicht mehr gibt. Und unser Anspruch ist es, anders zu sein, sicherlich keine Blaupause von Karstadt Sports oder SportScheck. Wir werden kein Sportfachhändler. Wir haben den Anspruch, Sport spitzer, lifestyliger, modischer und besonderer darzustellen und die wichtigsten, spannendsten, besten Marken auf 4000m² zu vereinen.

Sind Sie denn mit den Kollegen von SportScheck im Gespräch?
Heift: Nicht über Konzept oder Sortimentsausrichtung, aber zu einzelnen Themen oder auch einzelnen Lieferanten tauschen wir uns in der Familie schon auch mal aus.

Interessant, dass Sie von Familie sprechen. Man hat den Eindruck, dass die Geschäftsbereiche sehr strikt voneinander getrennt sind.
Heift: Auch wenn wir operativ natürlich getrennt sind, ist es Fakt, dass wir eine Familie sind. Und es liegt ja auf der Hand, das Gespräch zu suchen.

Welche Brands wollen Sie denn unbedingt noch haben?
Stiewe: Wir sind sehr happy mit denen, die wir zum Teil schon neu gewonnen haben. Was wir auf jeden Fall noch wollen, sind Brands wie Patagonia und Arc'teryx. Peloton, Brooks, Saucony. Eine Brand wie La Sportiva, die auch mit Zegna kooperiert. Da sind wir massiv dran. Und natürlich bei Hard Goods – wir wollen den coolsten Helm, den besonderen Ski, das Rudergerät, das auch ein bisschen mehr kosten darf. Das sind Themen, die für uns eine wichtige Rolle spielen. Und so soll der Sport auch nicht nur im KaDeWe, sondern in allen unseren Stores eine wichtige Rolle spielen.
Peak Performance ist eine der Brands auf der neuen Urban Sports-Fläche.
Peak Performance ist eine der Brands auf der neuen Urban Sports-Fläche.
Foto: Peak Performance

Welche Erfahrungen aus dem Oberpollinger fließen denn in das neue Konzept ein? Dort haben Sie stärker Richtung Active nachjustiert.
Heift: Was in München anfangs etwas gefehlt hat, war die Klarheit. Urban und Sport sind natürlich verwoben. Aber der Kunde muss wissen, wo er sein Produkt findet. Die Abteilung darf also keine Young Fashion-Abteilung sein, es geht nicht darum, die größte Kappa- oder Champion-Abteilung zu machen. Wir haben schnell nachjustiert und sind konsequent Richtung Sport gegangen. Zum Herbst werden wir mit dem Skithema auch in München eine relativ große Fläche füllen.
Jet Set ist eine der Brands, die im Ski die Brücke zwischen Fashion und Lifestyle schlagen soll.
Jet Set ist eine der Brands, die im Ski die Brücke zwischen Fashion und Lifestyle schlagen soll.
Foto: Jet Set

Inwiefern passt Ski zu Urban Sports?
Stiewe: Das passt sehr gut zu unserem Sport-Fokus, zumal wir auch Brands zeigen wie Jet Set, bei denen Funktion, aber auch Fashion eine Rolle spielen. Für einen demokratischen Preisaufbau werden wir zum Beispiel mit einem J. Lindeberg am Start sein. Dazu kommt eine Performance-Brand wie Kjus, aber auch Anbieter wie Holden, Perfect Moment und Mountain Studio. Mit Jacken, die zum Skifahren geeignet sind, aber auch auf der Straße gut aussehen. Bei Holden gibt es sogar eine Art Culotte zum Skifahren. So einen Fashion-Fokus kann der Markt aus unserer Sicht gut gebrauchen.

Wie stark denken Sie in Sportarten?
Stiewe: Wir werden nicht wie im klassischen Sportfachhandel Rückwände zu den einzelnen Sportarten machen. Vieles wird in den Shops stattfinden, wir setzen darüber hinaus bewusst einen Fokus auf Yoga, Running, Training, Outdoor und Cycling.
Puma x Ami war eine der ersten Designer-Collabs auf der neuen Urban Sports-Fläche.
Puma x Ami war eine der ersten Designer-Collabs auf der neuen Urban Sports-Fläche.
Foto: Martin Dzuiba für The KaDeWe Group


Sie sprechen viel über Fashion, über Lifestyle, gehen aber offenbar dennoch davon aus, Ihren Kunden auch einen Baselayer verkaufen zu können. Aber den sucht er nicht unbedingt bei Ihnen, oder?
Stiewe: Wenn der Kunde Ski bei uns entdeckt, dann wird er auch die Wäsche bei uns kaufen können. Noch einmal das Beispiel Uyn. Dieser Shop geht sehr stark in die Kompetenz und Funktion. Den haben wir bewusst in Nachbarschaft zu den lifestyligeren Flächen platziert. Denn der Kunde soll diese Kompetenz wahrnehmen.

Sollen auch Nike und Adidas künftig eine größere Rolle spielen? Die warten nicht gerade auf neue Wholesale-Partner. Zumal beide in nächster Nachbarschaft mit eigenen Stores vertreten sind.

Heift: Definitiv sollen sie eine größere Rolle spielen. Die Sortimente sind auf jeden Fall so groß, dass eigene Stores eine sinnvolle Ergänzung sind. Aber klar, als neuer Partner muss man sich das Standing erarbeiten. Und auch als KaDeWe müssen wir uns beweisen. Aber wenn das Konzept gut ist, dann hat man durchaus auch bei denen gute Chancen.

Daneben rückt bei originären D2C-Brands offenbar das Thema Wholesale nun doch immer stärker auf die Agenda. Können Sie davon profitieren?
Stiewe: Definitiv. Wir arbeiten etwa mit Brands wie Sweaty Betty, Aim'n und Stronger, die alle als D2C-Brands gestartet sind. Und die vor allem heute noch nicht so breit im Markt sind und uns eine gewisse Alleinstellung geben.
Die schwedische Activewear-Brand Stronger wurde 2013 gegründet und ist mittlerweile in über 100 Märkten vertreten.
Die schwedische Activewear-Brand Stronger wurde 2013 gegründet und ist mittlerweile in über 100 Märkten vertreten.
Foto: Stronger

Was sind denn für Sie, aus der Mode kommend, die größten Herausforderungen beim Sport-Einkauf?
Stiewe: Das sind vor allem planerische Herausforderungen. Im Sport gibt es ganz andere Lieferrhythmen, monatliche Drops, Carry-Overs, die zwischendurch bestückt werden müssen. Ware, die viel näher am Bedarfszeitpunkt geliefert wird, sehr viel spätere Sale-Phasen. Da müssen wir komplett umdenken.

Was, wenn Sport mal nicht mehr dran ist?
Stiewe: Das ist kein Trend und auch kein Zeitgeist. Das Bekleidungsverhalten hat sich grundlegend geändert.
Heift: In NY und LA sieht man zwischen 8 und 16 Uhr 80% der Frauen in Yoga-Leggings. Das wünsche ich mir für Deutschland allerdings nicht (lacht). Wir sind aber davon überzeugt, dass Sport und Bewegung keine Trends sind. Dafür wollen wir den Kunden auf jeden Fall eine neue Anlaufstelle bieten. Denn im Moment ist es so, dass man zwar überall Sportbekleidung finden kann, aber nirgends in einer Auswahl, wie wir sie treffen. Man muss sich ein bisschen überlegen, wo man seine Sachen kauft, zum Teil online, zum Teil auf Reisen. Das geht uns beiden zumindest privat so. Und wir hoffen, dass wir das für unsere Kund*innen künftig in unseren Häusern fließender gestalten können.

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