Hype-Designer Virgil Abloh setzt nicht nur mit seinen eigenen Entwürfen ein Statement.
Virgil Abloh macht es vor: Fashion und Funktion sind längst kein Widerspruch mehr. Das zeigte sich auch einmal mehr auf der Ispo Munich. Und zwar nachhaltig.
Die TW-Redaktion hat lebhaft diskutiert über dieses Bild: Welches Signal senden wir, wenn wir die Berichterstattung nach der Ispo Munich mit einem Motiv vom Laufsteg in Paris aufmachen? Wir kamen zu dem Schluss: auf jeden Fall ein klares.
Virgil Abloh tritt nach der
Louis Vuitton-Schau in einer
Arc’teryx-Jacke vor die Kameras. Was für ein Statement. Die Grenzen zwischen Sport und Mode, zwischen Performance und Lifestyle sind durchlässig wie nie zuvor.
Ein Feld, dem die Ispo-Macher mit der Ispovision seit jeher eine ganze Halle widmen. So auch während der am 30. Januar zu Ende gegangenen Ausgabe der Ispo Munich, die das Jubiläumsjahr der weltweit größten Sportmesse einleitete. Rund 80.000 Besucher zählten die Veranstalter vom 26. bis 30. Januar auf dem Münchner Messegelände.
Trendspotting auf der Ispo: Tech-Attack
Erstmals in diesem Jahr als Aussteller auf der Ispovision dabei war der Mailänder Jacken-Spezialist
Save the Duck, unter anderem mit seiner jungen funktionalen Protech-Linie, die in München einem – für Save the Duck – neuen Publikum vorgestellt wurde. „Vor allem international hat uns die Messe unheimlich viel gebracht“, resümmiert Export-Leiterin Daniela Holnsteiner. Sie sieht Beispiele für Händler, die die Brücke zwischen Fashion und Outdoor schlagen, derzeit vor allem noch international, wie etwa NK Sport in Stockholm.
Doch auch die hiesige Handelslandschaft ist in Bewegung. Führungsteams von Häusern wie
Zinser in Tübingen und
Hirmer sind in München unterwegs, diskutieren darüber, wie sie eine vom Sport inspirierte Welt auf ihren Flächen abbilden können, wie ihr Outerwear-Angebot auffrischen. Kein Zufall, dass am Stand von
Jack Wolfskin mit Wolfskin Tech Lab genau die Linie den größten Buzz erzeugt, die für diese Verschmelzung von Style und Funktionalität steht.
Trendspotting auf der Ispo: Silhouetten-Spiel
Descente Allterrain, Anbieter hochfunktionaler High End-Outerwear und langjähriger Ispo-Aussteller, kommt in Europa langsam voran. Mit Keller x haben die Macher einen Online-Kunden gewinnen können, der in diesem Feld großes Potenzial sieht. Auch ein Händler wie Kevin in the woods aus Zürich steht mittlerweile auf der Kundenliste der Japaner. Und die US-Brand Holden, die sich vor allem international als urbaner Outdoor-Anbieter positioniert, habe vielversprechende Termine mit Neukunden fixieren können, heißt es.
Trendspotting auf der Ispo: Farb-Flausch
Doch auch über die Ispovision hinaus zeigt sich in diesem Jahr so deutlich wie selten zuvor, in welche Richtung Designer und Produktmanager gehen. „Unser Anspruch ist eine ganzheitliche, einheitliche und zeitgemäße Designsprache“, so Peter Sontheimer, Produkt-Verantwortlicher bei dem Traditionsunternehmen
Schöffel. Der Schritt in Richtung Verjüngung und Modernisierung der Kollektion ist zum Herbst deutlich erkennbar. Der Outdoor-Anbieter
Columbia hat zunehmend den „Urban active“-Konsumenten im Blick. Dem die richtigen Produkte anzubieten, mit denen er beim Tagesausflug in die Berge genauso gut ausgestattet ist wie in der Stadt, das ist für Country Manager Stefan Gmeiner eine entscheidende Aufgabe. „Die Kunden wollen sich auch zum Wandern nicht verkleiden.“
Trendspotting auf der Ispo: Achtung Achtziger
Gleichzeitig betonen gerade jene Brands, die im Zuge des Urban Outdoor-Trends besonders angesagt sind, ihre Ursprünge, ihre Sport- oder Outdoor-Heritage. Aus Markensicht sicher zu Recht. „Der Urban Outdoor-Trend ist da, den müssen wir nicht befeuern. Und das wollen wir auch gar nicht“, heißt es etwa bei Patagonia. Auch bei der VF-Tochter
The North Face, neben Columbia und Patagonia dem dritten großen, global relevanten Outdoor-Player, freut man sich über den Erfolg bei diesen Kunden. Doch sprechen möchte EMEA-Chef Jan Van Leeuwen lieber über das Potenzial, das er in den Outdoor-Communities noch sieht. „Auch wenn die Umsätze der Outdoor-Branche eher stagnieren, wachsen diese Communities. Der Bedarf an Produkten ist also da. Es gibt immer noch viele, die mit Baumwoll-Shirt und Alltagsschuhen wandern gehen. Denen müssen wir zum Beispiel nahebringen, was Bekleidung und Ausrüstung alles leisten können.“
Wie man den Kunden das Thema Nachhaltigkeit am besten nahebringt, war eines der bestimmenden Themen der Messetage. „Wir müssen es emotional verankern“, ist
Mammut-Chef Oliver Pabst überzeugt. „Der Kunde muss verstehen, was Klimawandel für ihn persönlich bedeutet, wir müssen Betroffenheit bei ihm auslösen.“
Vaude-Chefin Antje von Dewitz kämpft an vielen Fronten für das Thema Nachhaltigkeit. Gerade erst wurde sie zur Vize-Präsidentin der European Outdoor Group EOG gewählt. Sie glaubt, dass ein staatliches Siegel wie der Grüne Knopf den Kunden die dringend geforderte Orientierung bieten kann. „Ich bin davon überzeugt, dass viele der Marken, die jetzt noch in der Klärung sind, mitmachen werden und dass dieses Siegel eine hohe Relevanz bekommen wird. Dafür machen wir uns stark.“
Auch die Messe München macht einen weiteren Schritt in diese Richtung und hat ein neues Format ins Leben gerufen, den Ispo SDG Summit. Er wird im Sommer erstmals parallel zur OutDoor by Ispo stattfinden. Das Ziel: das Erarbeiten von Lösungen und Projekten, um gemeinsam die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen zu erreichen.