Ross MacLaine, Sustainable Leader der Gore-Tex Fabrics Division: "Wir forschen an einer ganzen Reihe neuer und aufregender Technologien, aber die Realität, Produkte nachhaltiger zu gestalten, ist normalerweise weniger spektakulär."
Die Vorstellung einer PFC-freien Membran im vergangenen September ist für den Funktions-Spezialisten Gore-Tex ein Meilenstein. Leicht, atmungsaktiv, wasser- und winddicht waren die Membranen schon immer. Jetzt kommt der Nachhaltigkeits-Baustein hinzu. Dabei ist Ross MacLaine als Sustainability Leader der Gore-Tex Fabrics Division einer der dieses Projekt maßgeblich vorantreibt. Er sieht die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks als das Ergebnis einer nicht enden wollenden Reise, die in kleinen Schritten erfolgt.
Bereits vor einem Jahr hatte MacLaine im Gespräch mit der TW neue Produkte angekündigt, die die über den gesamten Lebenszyklus komplett frei von ökologisch bedenklichen PFCs (PFCECs) sind. Zum Herbst 22 sollen die ersten Produkte mit der neuen ePE-Membran von Gore-Tex auf den Markt kommen, u.a. von Adidas, Arc'teryx, Dakine, Patagonia, Reusch, Salomon und Ziener. Genutzt wird dafür ePE, ein mikroporöses Polymer mit unzähligen winzigen Löchern, durch die Wasserdampf entweichen kann.
Zur Herstellung der Membran wird Polyethylen ausgedehnt, daher die Bezeichnung ePE: expandiertes Polyethylen. In Kombination mit einem anderen Polymer entsteht so eine Membran, die sehr leicht, dünn und dabei dauerhaft wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv sein soll. Sie kann mit unterschiedlichsten Außenstoffen und Futtermaterialien zu Textillaminaten für Outdoor- und Lifestyle-Bekleidung, Schuhe und Accessoires verbunden werden. Und noch ein Feature: Da die ePE-Membran nur halb so dick ist wie andere Gore-Tex-Membranen, weist sie auch einen geringeren CO2-Fußabdruck auf. Mit ihren Eigenschaften trägt sie zu den Zielen bei, die im 2020 eingeführten Sustainability Framework der Gore Fabrics Division festgelegt sind.
Hier hat Gore-Tex mit Ross MacLaine jemanden, der den Ton angibt, einen, den der ehrgeizige Nachhaltigkeits-Fahrplan für die Fabrics-Division tagtäglich umtreibt. Erklärtes Ziel: Die absoluten CO
2-Emissionen bis 2030 signifikant zu reduzieren und auf Klimaneutralität bis 2050 hinzuarbeiten. Sustainable Framework definiere für Gore den Begriff Performance neu. Der Fokus dabei liege auf Innovationen, die vom Prinzip der Nachhaltigkeit inspiriert sind und einen gesellschaftlichen Nutzen schaffen, sagt Ross MacLaine.
TW: Welche nachhaltigen Technologien hat Gore für die Zukunft in der Pipeline?Ross MacLaine: Die Einführung unserer ergänzenden und innovativen ePE-Platform für Gore-Tex-Produkte ist ein wichtiger Meilenstein für uns, denn es kommt nicht oft vor, dass wir ein vollkommen neues Material vorstellen. Wir forschen weiterhin an einer ganzen Reihe neuer und aufregender Technologien, aber die Realität, Produkte nachhaltiger zu gestalten, ist normalerweise weniger spektakulär. Die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks ist in der Regel das Ergebnis einer nicht enden wollenden Reise, die in kleinen Schritten erfolgt. So verwenden wir in unserem Sortiment immer mehr Textilien mit einem geringeren CO
2-Fußabdruck (solution dyed und recycled) und arbeiten in unserer Lieferkette intensiv daran, die Kohlenstoffemissionen all unserer Textilien kontinuierlich zu reduzieren. Was neue Technologien betrifft, haben wir mit der Erforschung biobasierter Materialien begonnen, was mit komplexen neuen Fragestellungen verbunden ist. Auch studieren wir das Potenzial chemischer Recyclingverfahren. In diesem Bereich kooperieren wir mit unterschiedlichen Partnern bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen.
Welche ökologischen Standards setzen Sie im Unternehmen selbst und für die Mitarbeiter?Wir orientieren uns bei unserer Arbeit an einer Reihe von weltweit anerkannten Standards. So ist zum Beispiel jede unserer Produktionsstätten nach ISO14001 zertifiziert. Diese Zertifizierung leitet unsere Arbeit in und um das ganzheitliche Umweltmanagement unserer Prozesse. Wir nutzen auch den Standard 100 by Oeko-Tex und unsere Bluesign-Systempartnerschaft, um den chemischen Fußabdruck unserer Laminate komplett zu verstehen und kontinuierlich zu verbessern.
Wie integrieren Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Leben? Was ist Ihr ganz persönliches Konzept in Sachen Sustainability?
Ich persönlich versuche, mir des ökologischen Fußabdrucks meiner Familie und der Dinge, die wir konsumieren, so bewusst wie möglich zu sein und mich zusammen mit der nächsten Generation – meinen Kindern – über diese Dinge zu informieren. Wir entscheiden uns sehr bewusst für die Art und Weise, wie wir reisen und was wir essen. Heute ernähren wir uns zu fast 100% pflanzlich – obwohl ich zugeben muss, dass ich eine besondere Schwäche für Käse habe. Wir suchen beim täglichen Einkauf aktiv nach regionalen Lebensmitteln und lehnen es ab, Produkte außerhalb der Saison zu kaufen, die dafür um die Welt geflogen werden mussten. Ich hoffe, dass wir auf diese Weise ein wenig dazu beitragen, dass die Nachfrage nach solchen Dingen nicht mehr so hoch ist. Wir haben das Glück, dass wir in einem gut isolierten, effizienten Haus leben. Die gesamte Energie, die wir zu Hause und für unser E-Auto verbrauchen, stammt aus erneuerbaren Quellen. Auch hier sehe ich die steigende Nachfrage nach solchen Dingen als eine Möglichkeit, eine breitere Wirkung zu erzielen und Veränderungen zu bewirken. Durch meine Arbeit bei Gore habe ich so viel über den Wert hochwertiger, langlebiger Produkte gelernt und darüber, dass diese optimal genutzt werden können. Das schlägt sich auch in der Kleidung und den Schuhen nieder, die wir kaufen, vor allem mit zwei heranwachsenden Jungen. Wir suchen oft nach qualitativ hochwertigen Second Hand-Artikeln und geben Dinge weiter, aus denen sie oft nach kurzer Zeit herausgewachsen sind. Ich möchte jeden dazu ermutigen, bewusster zu leben und Entscheidungen zu treffen, die mit den eigenen Werten übereinstimmen.
Ab sofort den kostenfreien Newsletter ins Mail-Postfach?