Die nächsten Challenges wird Peloton einem Bericht des Wall Street Journals zufolge unter neuer Führung angehen.
Bereits im Januar hatte Peloton-Investor Blackwells Capital in einem offenen Brief den Rücktritt John Foleys gefordert und das Unternehmen als Übernahmekandidat ins Gespräch gebracht. Denn die Serie schlechter Nachrichten riss nicht ab: Zu schaffen machten dem Unternehmen Schlagzeilen über tödliche Haushaltsunfälle, verfehlte Umsatzprognosen, Berichte über ein Pausieren der Produktion – und nicht zuletzt gleich zwei Serien, in denen das Training auf dem Peloton-Bike zu einem Herzinfarkt eines männlichen Protagonisten führte.
All das schickte den Kurs der Peloton-Aktie in den Keller, die Marktkapitalisierung schrumpfte von zeitweise 50 auf 8 Mrd. US-Dollar (von 44 Mrd. auf 7 Mrd. Euro).
Blackwells Capital benannte auch gleich eine Reihe möglicher Kauf-Interessenten. "Zweifellos wären Peloton und sein Kundenstamm für eine Reihe von Technologie-, Streaming-, Metaverse- und Sportbekleidungsunternehmen (z.B. Apple, Disney, Sony,
Nike) äußerst attraktiv, die ihre Präsenz im Haushalt, im Gesundheits- und Wellnessbereich und auf dem Bildschirm durch Peloton erweitern könnten", hieß es da. Vor allem um Apple als möglichen Interessenten gab es schon seit längerer Zeit Gerüchte.
Amazon und Nike: Kein Kommentar
Seit dem Wochenende gibt es auch Spekulationen um
Amazon und Nike. Zu einem möglichen Interesse an Peloton äußern sich beide Unternehmen nicht. Doch Medienberichte über eben dieses Interesse haben den Aktienkurs des Smart Fitness-Anbieters am Wochenende um zeitweise mehr als ein Drittel in die Höhe schnellen lassen.
Allen aktuellen Herausforderungen zum Trotz: Peloton hat digitale Mitgliedschaft auf ein neues Niveau gehoben. Wie keinem anderen Unternehmen ist es den New Yorkern gelungen, eine Online-Fitness-Community aufzubauen – und damit Milliarden-Umsätze zu erzielen.
Im Geschäftsjahr 2020/21 (30. Juni) hat Peloton den Umsatz auf 4 Mrd. Dollar mehr als verdoppelt (plus 120%). Die vorläufigen Zahlen, die das Unternehmen für das zweite Quartal (31. Dezember) vorgelegt hat, waren besser als erwartet. Finale Zahlen werden am Dienstagabend nach US-Börsenschluss bekannt gegeben – inklusive weiterer Maßnahmen, um die Kosten in den Griff zu bekommen.
Milliarden-Geschäft Fitness-Abo
Für potenzielle Übernehmer sind allerdings Abonnenten-Zahlen und Kennziffern zum Engagement mindestens genauso wichtig: Mehr als 450 Millionen Workouts haben die 2,4 Millionen Abonnenten im vergangenen Jahr insgesamt absolviert – und dabei gemeinsam mit den Trainern, oder auch Instructors, und im Wettkampf gegen Gleichgesinnte gestrampelt. Und wenn auch die Prognose der Abonnentenzahl mittlerweile gesenkt wurde: Peloton rechnet zum Ende des laufenden Geschäftsjahres mit mehr als 3 Mio. Abonnenten. Abonnenten, die willens sind, 39 Dollar bzw. 39 Euro im Monat für digitale Fitness-Kurse zu zahlen. Zwar macht Peloton den Löwenanteil des Umsatzes mit dem Verkauf neuer Großgeräte, aber die Milliarden-Dollar-Umsatz-Grenze könnte das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr allein mit dem Abo-Geschäft knacken – kein Rückgang der Abonnentenzahlen vorausgesetzt.
Hart umkämpftes Terrain
Diese Abonnenten in das eigene Ökosystem zu integrieren, wäre das naheliegende Ziel einer Peloton-Übernahme durch Amazon oder Nike. Amazon macht mit Prime seit Jahren vor, wie man seine Kunden mit neuen Services immer enger an sich bindet.
Und mit dem Tracker Halo hat sich der Konzern schon selbst in das Fittech-Terrain gewagt.
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Der größte Sportartikelkonzern der Welt hat im zweiten Quartal trotz der Lieferengpässe den Umsatz stabil gehalten und das Ergebnis verbessert. Der Schlüssel ist die konsequente Ausführung der One Nike-Strategie.
Auch Nike pusht das Thema Membership massiv. Welchen Impact allein eine neue Fitness-Trainerin in der Workout-App für das Engagement der Member haben kann, hat Nike mit US-Rapperin Megan Thee Stallion gezeigt. Ihre Inhalte sorgten laut Firmenchef John Donahoe dafür, dass sich die Zahl der täglich aktiven Nutzer verdoppelte. Und nicht nur das: Ihre kuratierten Looks wurden mehr als doppelt so häufig nachgefragt wie alle anderen Produktinhalte, die im selben Zeitraum angesehen wurden.
Bei Vorlage der letzten Quartalszahlen kündigte Donahoe an: "In Zukunft wird es noch mehr Möglichkeiten geben, Verbraucher über digitale Plattformen, die Sport, Innovation, Kultur und Handel integrieren, mit Nike zu verbinden."
An der Integration von Nutzern smarter Home Gym-Geräte stört sich die größte Sportbrand der Welt nur bei der Konkurrenz.
Dem kanadischen Mitbewerber Lululemon wirft Nike aktuell vor, mit dem interaktiven Fitness-Spiegel Mirror seine Patente zu verletzen. Bei den aufgeführten Patenten handelt es sich unter anderem um einen Prozessor, der Trainingsanweisungen zur Herzfrequenzüberwachung liefert. Vor allem aber bezieht sich Nike auf die Tools, die Nutzer dazu motivieren sollen, sich kontinuierlich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu messen. Peloton lässt grüßen.
Im Moment arbeitet allerdings Nikes ärgster Konkurrent mit Peloton zusammen. Aktuell wird die dritte Peloton-Kollektion von Adidas verkauft – exklusiv bei Adidas und Peloton.