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Lowa-Geschäftsführer Alexander Nicolai vor der OutDoor by Ispo

"Jeder Schuh, der 2022 aus der Produktion kommt, ist schon verkauft"


Lowa
"Für den Markt wäre es besser, wenn insgesamt mehr Ware verfügbar wäre, das würde auch bei uns den Druck ein wenig herausnehmen", sagt Lowa-Geschäftsführer Alexander Nicolai. "Wann das der Fall sein wird, kann ich allerdings nicht beurteilen."
"Für den Markt wäre es besser, wenn insgesamt mehr Ware verfügbar wäre, das würde auch bei uns den Druck ein wenig herausnehmen", sagt Lowa-Geschäftsführer Alexander Nicolai. "Wann das der Fall sein wird, kann ich allerdings nicht beurteilen."

Lowa-Geschäftsführer Alexander Nicolai über den Aufbau von Produktionskapazitäten, Vorlaufzeiten von Nähmaschinen und einen Aufnahmestopp von Neukunden.

TextilWirtschaft: Wann können Ihre Kunden wieder so viele Schuhe bei Ihnen ordern wie sie möchten?
Alexander Nicolai: Wir tun, was wir können. Aber unsere Wachstumsmöglichkeiten sind leider nach wie vor beschränkt. Jeder Schuh, der 2022 aus der Produktion kommt, ist schon verkauft und zugeteilt.

Für Sie als Unternehmer doch eigentlich eine komfortable Situation.
Ja und nein. Ich habe zwar ein gesichertes Ergebnis, aber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das schon eine Belastung. Für die in der Produktion, weil sie unter Volllast arbeiten und für die im Customer Service, weil sie die Erwartungen der Kunden nicht immer erfüllen können.

Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern fertigen Sie nicht in Asien, sondern in Europa. Warum dann diese Engpässe?
Wir haben 2019 unseren langjährigen Produktionspartner in der Slowakei übernommen. Dann kam Corona und die Orders wurden erst einmal runtergeschraubt. Darauf mussten wir reagieren, haben die Kapazitäten heruntergefahren, um die Kosten im Griff zu halten. Dann kam 2021 die Nachfrage massiv zurück, wir haben die Produktion wieder hochgefahren und zusätzlich in Maschinen und Personal investiert. Dadurch haben wir 2021 ein Rekordjahr verzeichnet, mehr als 3 Mio. Paar Schuhe verkauft und als Lowa-Gruppe einen Umsatz von knapp 230 Mio. Euro erzielt. Noch immer ist die Nachfrage so hoch, dass wir sie nicht vollständig erfüllen können. Der Aufbau von Kapazitäten für unsere hochwertigen und durchaus komplexen Produkte geht nicht über Nacht. Deshalb können wir auch nicht einfach auf andere Produktionspartner ausweichen.

Wie lang warten Sie auf Maschinen?
Da muss man mittlerweile einen Vorlauf von bis zu zwölf Monaten einplanen. Wir bekommen jetzt im Juli eine neue Sohlen-Direktanspritz-Maschine, die wir 2021 bestellt haben, die nächste kommt im Januar. Selbst Nähmaschinen, auf die man eigentlich drei Monate wartet, kommen erst nach sechs bis neun Monaten. Die größte Herausforderung ist allerdings, qualifiziertes Personal für die Produktion zu finden.

Um wie viel Prozent erhöhen Sie mit der Erweiterung Ihre Produktionskapazitäten?
Etwa 5 bis 10%. Viel mehr schaffen wir nicht.

Wie lange wird diese extrem hohe Nachfrage anhalten?
Die extreme Nachfrage, die wir momentan verzeichnen, ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Lieferkette bei Mitbewerbern zum Teil stark gestört war und noch immer ist. Für den Markt wäre es aber besser, wenn insgesamt mehr Ware verfügbar wäre, das würde auch bei uns den Druck ein wenig herausnehmen. Wann das der Fall sein wird, kann ich allerdings nicht beurteilen. Der langfristige Trend in unserer Branche ist auf jeden Fall gesund. In der Natur zu sein ist für viele Menschen als Ausgleich wichtig geworden und das wird auch so bleiben. Was sich nur schwer einschätzen lässt, ist, wann die Nachholeffekte abebben und wie sich das Konsumklima mir Blick auf Inflation und Krieg in der Ukraine entwickelt.

Die Menge der Schuhe, die der Händler bei Ihnen ordern darf, bemisst sich an früheren Ordervolumina. Wie viel mehr darf der Händler zum Sommer ordern?
Wir versuchen das so fair wie möglich zu regeln und hoffen auf das Verständnis der Händler. Wir würden gerne mehr produzieren und verkaufen.

Mit welchen Preiserhöhungen müssen Ihre Kunden rechnen?
Unsere Kosten haben sich – je nach Betrachtungszeitraum – um etwa 8 bis 15% erhöht. Die Preise haben wir im Schnitt um ein bis zwei Preispunkte angehoben, punktuell schon zum Herbst. Wir versuchen, eine vernünftige Preisstruktur zu wahren.

Lowa ist mittlerweile stark im Multifunktionsbereich. Welche Bedeutung hat das Segment?
Da sind ja nicht nur wir gewachsen, das spiegelt die Veränderungen der ganzen Industrie wider. Die Kunden suchen leichtere, sportlichere Produkte. Bei uns steht Multifunktion heute für 20% vom Gesamtumsatz, der Anteil wird sicherlich weiter steigen.

Sind das Produkte, die auch verstärkt über andere Kanäle, etwa den Schuhfachhandel, verkauft werden könnten?
Diese Frage stellt sich im Moment gar nicht. Wir können ja schon so die Nachfrage unserer Outdoor-Fachhandelspartner nicht voll bedienen. Zwischenzeitlich hatten wir einen kompletten Neukunden-Aufnahmestopp. 

Welche Rolle spielt der Verkauf über Ihre eigenen Kanäle?
Eine im Vertriebsmix eher untergeordnete. Für uns sind die 35 Schöffel-Lowa-Shops ein zusätzlicher Kanal, bei dem wir lernen, was funktioniert und was nicht. Und: Wir können unsere Marke genauso präsentieren, wie wir uns das vorstellen.




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