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Was verspricht Joe Nimble, Herr Bär?

"Nichts ist sexier als wieder laufen zu können"

Bär
Sebastian Bär ist Geschäftsführer beim Familienunternehmen Bär mit Sitz in Bietigheim-Bissingen. Auf seiner Passion für den Laufsport gründet die Marke Joe Nimble. Wie viel Joe Nimble mittlerweile zum Umsatz des Unternehmens beiträgt, verrät er nicht. Nur so viel: "Mit Joe Nimble verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten."
Sebastian Bär ist Geschäftsführer beim Familienunternehmen Bär mit Sitz in Bietigheim-Bissingen. Auf seiner Passion für den Laufsport gründet die Marke Joe Nimble. Wie viel Joe Nimble mittlerweile zum Umsatz des Unternehmens beiträgt, verrät er nicht. Nur so viel: "Mit Joe Nimble verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten."

Sebastian Bär ist der Kopf hinter der Laufschuh-Marke Joe Nimble, die ein neues Laufgefühl durch Zehenfreiheit verspricht. Wir sprachen mit ihm über den Barfuß-Trend, ästhetisches Empfinden und die Produktion von Laufschuhen in Deutschland.

TextilWirtschaft: Ihre Mission lautet: Läufer sollen ihren Sport dauerhaft schmerzfrei ausüben können. Ist das als Markenversprechen sexy genug?
Sebastian Bär: Wenn du leidenschaftlicher Läufer bist und wegen einer Verletzung zum Nichtlaufen verdammt bis, gibt es nichts, was sexier ist, als wieder laufen zu können. Ich spreche aus eigener Erfahrung.

Diese Erfahrung hat aber noch nicht jeder gemacht. Was sollte den Läufer, den keine Schmerzen plagen, von Joe Nimble überzeugen?
Es lohnt sich für jeden. Denn wir sorgen dafür, dass natürliche Abläufe wieder hergestellt werden. Unser Konzept der Zehenfreiheit sorgt für einen stabilen Vorderfuß. Wer mit herkömmlichen Schuhen läuft, muss eine instabile Basis ausgleichen. Das klappt auch meistens ganz gut, aber ab etwa 40 Jahren können viele das nicht mehr so gut kompensieren.

Mit dem neuen Modell Ultreya will Sebastian Bär jetzt richtig durchstarten. Er soll die Philosophie der "Zehenfreiheit" mit einer Energy-Return Zwischensohle und einem Sohlendesign kombinieren, das vor allem bei langen Straßenläufen auf Asphalt für sehr guten Halt und wenig Abrieb sorgen soll. Er ist ab Mitte Mai erhältlich und kostet 219 Euro im VK.
Bär
Mit dem neuen Modell Ultreya will Sebastian Bär jetzt richtig durchstarten. Er soll die Philosophie der "Zehenfreiheit" mit einer Energy-Return Zwischensohle und einem Sohlendesign kombinieren, das vor allem bei langen Straßenläufen auf Asphalt für sehr guten Halt und wenig Abrieb sorgen soll. Er ist ab Mitte Mai erhältlich und kostet 219 Euro im VK.

Kritiker der so genannten Barfußschuhe bemängeln, dass wir ohne die gewohnte Unterstützung durch unsere Schuhe eigentlich gar nicht mehr laufen können. Wie lange braucht man, um sich an Laufschuhe von Joe Nimble zu gewöhnen?
Wir machen keine Barfußschuhe. Die haben sehr dünne Sohlen, und das widerspricht unserem Konzept. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Unterstützung durch Mittelsohlen sehr wohl brauchen, vor allem wenn mit dem Alter die Fettschicht unter den Fußsohlen verschwindet. Speziell bei unserem neuesten Modell, dem Ultreya, muss man sich kaum umstellen, der hat eine Zwischensohle aus innovativem PU-Schaum. Also alles andere als ein Barfußschuh, aber durch die breite Zehenbox sehr bequem, da die Zehen so aufspreizen können, wie von der Natur vorgesehen.

Das klingt alles plausibel. Warum machen es alle anderen falsch?
Das frage ich mich seit 30 Jahren (lacht). Ich denke, das hat vor allem mit unserem ästhetischen Empfinden zu tun und unserer Gewöhnung an den nach vorne symmetrisch geformten Leisten. Der Träger von Schuhen mit breiteren Zehenboxen denkt erst einmal "sieht komisch aus". Aber wir stellen eben den Nutzen voran.

Vor die Ästhetik?
Da hat sich in den vergangenen Jahrzehnten schon sehr viel getan. Wir bei Joe Nimble setzen uns selbstverständlich auch mit modischen Trends auseinander. Unsere Schuhe sind daher auch optisch ansprechend, da wir Bequemlichkeit mit einer hohen Ästhetik verbinden.

Der Barfuß-, Minimalismus- oder auch Free-Trend ist laut Zahlen der Marktforscher der NPD Group nach einem regelrechten Boom vor einigen Jahren stark eingebrochen. Beunruhigt Sie das nicht? Oder ist Ihnen das egal?
Wie gesagt, die dünnen Sohlen haben mich von Anfang an irritiert. Und so überrascht mich dieser Einbruch auch nicht. Barfußschuhe sind nicht für jederman gut. Und meine Vision für Joe Nimble war es immer, Ansprüche von Läufern zu erfüllen.
Joe Nimble und das Tal des Todes
Die Laufschuh-Marke aus Bietigheim-Bissingen ist in diesem Jahr offizieller Ausstatter des 217 Kilometer langen "Badwater 135" durch das Tal des Todes. Vom 11. bis 13 Juli stellen sich zum 100 internationale Ultra-Top-Athleten
der Herausforderung, die 217 Kilometer (135 Meilen) lange Strecke vom Badwater Basin im Tal des Todes bis zum 2.530 Meter hohen Mount Whitney zu bewältigen -  bei Temperaturen von rund 50 Grad Celsius in der Luft und 80 Grad Celsius am Boden. Joe Nimble  stellt den Läufern den "Ultreya" zur Verfügung, insgesamt 88 der 100 Läufer haben den Schuh zur Vorbereitung auf das Rennen angefordert.
Das Tal des Todes ist für Sebastian Bär kein unbekanntes Terrain. Zwei Mal hat er das Rennen als Crew-Captain begleitet. Und beobachtete, wie die Teilnehmer während des Rennens im Schnitt zwischen acht und 12 Paar Laufschuhe verschlissen und die Zehenkappen ihrer herkömmlichen Schuhe aufschnitten, um den Zehen mehr Platz zu bieten und Verletzungen vorzubeugen. Läufer, die mit seinen Schuhen unterwegs waren, hätten hingegen nur ein einziges Paar vom Start bis ins Ziel gebraucht.

Wie groß ist denn Joe Nimble mittlerweile? Und welche Rolle spielt es für das Unternehmen Bär?
Als Familienunternehmen halten wir uns mit Zahlen natürlich etwas bedeckt (lacht). Als Gruppe haben wir in den vergangenen drei Jahren im Schnitt einen Umsatz von 25 Mio. Euro gemacht, und mit Joe Nimble verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten. Das wollen wir auf jeden Fall ausbauen und orientieren uns jetzt auch stärker Richtung Handel, haben uns da auch personell verstärkt. Im vergangenen Jahr sind wir mit Sport Scheck gestartet, erst online, jetzt sind auch immer mehr Filialen dazugekommen. Es ist für beide Seiten eine fruchtbare Kooperation, da unsere Schuhe immer stärker auch im stationären Handel nachgefragt werden und das Feedback, das wir daher bekommen, extrem wertvoll für uns ist.

Ihr neuestes Modell, den Ultreya, fertigen sie heute bei Partnern in Portugal, wollen aber perspektivisch in Deutschland produzieren. Wie das?
Wir haben während Corona unsere Fühler nach Pirmasens ausgestreckt und haben da mit einem Partner ein erstes kleines Projekt – unsere recoverToes-Sandale – realisiert. Während der Ultreya-Entwicklungsphase haben wir dann angefragt, ob es theoretisch möglich wäre, diesen Schuh hier in Deutschland zu produzieren. Aus Gründen der Nachhaltigkeit, aber auch aufgrund der Nähe und der Flexibilität. Die Rohstoffe kommen schon heute aus Europa, auch die Zwischensohle. Die Antwort war: ja – bei einem ausreichend hohen Automatisierungsgrad. Und so wird die Fertigung in Pirmasens jetzt ausgebaut.

Über welche Stückzahlen sprechen Sie?
Anfangs wird das eine Größenordnung im Hunderterbereich sein, aber wir streben eine vierstellige Tagesproduktion an. So etwas passiert natürlich nicht über Nacht. Aber wir haben gemeinsam diese Vision, und jeder einzelne ist dabei. Voller Leidenschaft. Wir wollen den Status quo, den wir mit unseren Vorgängermodellen wie dem Addict erzielt haben, challengen.



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