Die Krise zur Chance gewendet, das hat Susanne Emma Ebling. Ihren Laden Emma·s Womenswear hat sie zu Emma·s Conceptstore gemacht. Auf deutlich vergrößerter Fläche und mit erweitertem Sortiment. Ein Statement für individuellen Modehandel, Beratung und Vernetzung – und auch für die Innenstadt von Nordhorn.
"Schön, dass Du da bist." Der 3D-Schriftzug aus Holz, den es bei Emma·s in Nordhorn zu kaufen gibt, könnte auch so etwas sein, wie das Motto des Ladens in der niedersächsischen Kreisstadt, nahe der niederländischen Grenze. Im vergangenen Jahr stand Inhaberin Susanne Emma Ebling kurz vor der Entscheidung, ihren vor 20 Jahren eröffneten Store für Womenswear zu schließen. Die Verkaufsfläche von 78m² war mit der Zeit zu klein geworden für das, was sich Ebling vorstellte und die coronabedingten Schließungen taten ihr übriges, zumal sich der Vermieter als wenig entgegenkommend erwiesen habe. Aber ihre Kundinnen, da ist sich die 47-Jährige sicher, sind "einfach toll", und sie selbst sei immer noch voller Ideen und längst nicht bereit aufzuhören.
Während der gesamten Pandemiezeit hätten die Kundinnen ihr die Treue gehalten und sie in ihrem Tun unterstützt. Im Gegenzug habe sie Outfits über Facebook, Whatsapp und Instagram gepostet und persönlich geliefert. Auch mit einem kleinen Online-Shop hat sie es versucht, aber der sei nicht gelaufen. "Ich kaufe sehr speziell ein, meine Kundinnen schätzen das Persönliche, meine Beratung", erzählt Ebling. Und letzten Endes war es dann auch der Tipp einer Kundin, über den sie zu ihrem neuen Laden, nur wenige Hausnummern vom alten Geschäft entfernt, aber mit mehr als dreimal soviel Verkaufsfläche, gekommen ist.
Store des Tages Frühjahr 2022: Emma*s in Nordhorn
"Eine Superchance" sei das gewesen, mit einem entgegenkommenden Vermieter, dem daran gelegen ist, dass in den rund 350m² großen Räumlichkeiten der ehemaligen Kreissparkasse etwas Attraktives mit Zukunft entsteht. Ganz ohne klassischen Ladenbauer oder Architekten, aber mit einer klaren Vorstellung davon, was wo stehen wird, und vielen Kontakten zu örtlichen Handwerkern, hat Ebling innerhalb von zweieinhalb Monaten alles so umgebaut, wie sie es immer haben wollte: "Ein Wohnzimmer zum Wohlfühlen, wo man alles bekommt, was das Leben schöner macht."
Außer dem Verkaufsraum gibt es jetzt ein Lager und eine Private Shopping Suite mit Umkleide, die gebucht werden kann. Dank der Flächenvergrößerung konnte Ebling jetzt Menswear von Labels wie FTC Cashmere, Allude, Kiefermann, Dondup, Circolo, Santoni, Trusted Handwork und van Laack zur Womenswear ins Sortiment aufnehmen. Es gibt eine gemütliche Kinderecke mit Fatboys und einem stets aufgeladenen iPad zum Herumlümmeln und Spielen sowie eine Hundebar.
Das Ambiente: hell, freundlich. Am Boden wurden graue Fliesen in Beton-Optik verlegt, ansonsten herrschen die Farben Schwarz und Weiß vor. Für den gewissen Glamour sorgen die goldenen Tom Dixon-Lampen, die Ebling aus ihrem alten Store mitgenommen hat. Besonders wichtig ist ihr, dass bis auf zwei Regale fast alles variabel ist und bewegt werden kann. Mittelpunkt der Fläche ist die neue Bar, an der frischer Kaffee aus der Siebträgermaschine serviert wird und auch das eine oder andere Gläschen Champagner.
Susanne Emma Ebling: "Man muss das Verkaufserlebnis inzenieren."
Fast alles, was man im Laden sieht, kann man auch kaufen. "Wo hast Du denn die Vase oder das Kissen her?", wäre sie früher immer wieder gefragt worden, erzählt Ebling, deren zweite Leidenschaft neben der Mode die Dekoration ist. Jetzt gibt es bei ihr neben allerlei Dekoartikeln Bücher, z.B. Kochbücher von Donna Hay, speziell bedruckte Servietten, Karten mit witzigen Sprüchen von Von Rike aus München, Körperpflegeprodukte von Molton Brown, Kerzen von Onno und Baobab, Waschmittel von The Laundress, Düfte von Bon Parfumeur, aber auch kulinarische Genüsse vom Olivenöl bis zum Gewürz von Nicolas Vahé. Die Kunden seien nach den zurückliegenden zwei düsteren Jahre extrem sensibilisiert für alles Schöne und Besondere. Dazu gehört auch der Blumenwagen der örtlichen Floristin Marina Konjer, der am Wochenende vor dem Emma·s steht. Ihr eigenes Geschäft betreibt Konjer in einer Nebenlage. "Wir helfen uns hier gegenseitig, schicken uns auch Kunden rüber, das ist einer der Vorteile der ländlichen Lage", sagt Ebling.
Ein Wohnzimmer zum Wohlfühlen soll der neue Store sein.
Säule des Geschäfts ist und bleibt aber die Womenswear. "Wir wollen inspirieren, aber auch ehrlich beraten", sagt Susanne Emma Ebling, die dabei von vier Teilzeitkräften, einer Vollzeitkraft und zwei Aushilfen unterstützt wird. Zum Sortiment gehören Premium-Marken wie Allude, Hemisphere, Herno, van Laack, Windsor, Santoni, Kudibal, Closed, Tagliatore, Dondup und Woolrich. Aber zum Preiseinstieg findet man auch das ein oder andere Teil von Marc O'Polo. Während des ersten Corona-Lockdowns hat Ebling zudem damit begonnen, Auswahlpakete zusammenzustellen. Das sei ein schönes Zusatzgeschäft für sie, da sie ihre Kundinnen, ihre Vorlieben und Konfektionsgrößen gut kenne und die Outfits entsprechend individuell zusammenstelle und liebevoll verpacke. "Manchmal komme ich da kaum hinterher."
Die Beratungskompetenz der studierten Bekleidungsingenieurin hat sich längst über die Grenzen Nordhorns hinaus herumgesprochen. Es kämen auch schon mal Kunden aus dem rund eine Stunde entfernten Münster, um bei Emma·s einzukaufen. "Die kündigen sich dann vorher an, und wir machen ein kleines Event daraus. Man muss das Verkaufserlebnis inszenieren", sagt Ebling. Und das kann sie jetzt auf ihrer neuen Fläche. Das komme ihr jeden Tag erneut "wie ein Traum" vor.