Vom Hype um angesagte Designer-Brands à la Gucci, Balenciaga und Co. hält Mick Möller wenig. Und das obwohl sich sein Anfang des Monats in Hannover eröffnetes Luxus-Konzept Micks gerade an junge, kaufkräftige Männer zwischen 20 und 30 Jahren richtet, bei denen besagte Marken meist im Fokus stehen. Doch diese sucht man in dem 160m² großen Store in der Luisenstraße vergeblich. „Die Leute sollen sich an meinen Laden nicht wegen der Marken erinnern”, sagt Möller. „Sie sollen fühlen, um was es mir geht.”
Store des Tages Herbst 2019: Micks in Hannover
Mit seiner Philosophie knüpft der erst 24-Jährige an das Konzept seiner Eltern an, die mit ihrem Geschäft Möller&Möller im Joachimszentrum zu den renommiertesten und luxuriösesten Adressen für Damen- und Herrenmode in der niedersächsichen Landeshaupt zählen. Ähnlich wie im „Stammhaus”, so nennt Mick Möller den Laden seiner Eltern, stehen Handwerks- und Schneiderkunst im Mittelpunkt seines Sortiments.
„New Tradition” lautet das Credo des Jung-Unternehmers, der neben seiner Tätigkeit im elterlichen Geschäft bereits auf ein abgeschlossenes Studium an der LDT Nagold sowie Praktika in Handel und Industrie – unter anderem bei Lodenfrey in München und Ludwig Reiter in Wien – zurückblicken kann. „Mein Anspruch ist es, die nächste Generation der Kunden aus unserem Stammgeschäft abzuholen. Sie sind mit dem Anspruch an Qualität bestens vertraut und verfügen bereits über eine gewisse Kaufkraft”, sagt er.
Dem Luxus-Genre will er deshalb treu bleiben, sich aber auf Einstiegspreislagen konzentrieren. So setzt er in der Konfektion beispielsweise auf Sartorio Napoli, eine Tochter des Luxus-Schneiders Kiton, der im elterlichen Laden eine wichtige Sortimentssäule verkörpert. Preislich liegen die Anzüge, die mit etwas weniger Handarbeit als die Kiton-Exemplare auskommen, zwischen 1200 und 2500 Euro. Begeistert ist er ebenfalls von der Luxus-Outerwear der Neapolitaner, die unter dem Label Kired vertrieben wird. „Exzellente Verarbeitung trifft hier auf smarte, junge Schnittformen”, schwärmt Möller. Eine Wendejacke des Labels für 1500 Euro gehört bereits zu seinen Topsellern.
Für den informellen Part des Sortiments stehen unter anderem Strick von Roberto Collina, kernige Chinos von Nine in the Morning, Flanellhosen mit Tunnelzug von Incotex und Jeans von AG - Adriano Goldschmied. Nach Streetwear sucht man bei Micks vergebens: „Ich schlage ganz bewusst die Gegenrichtung ein. Sneaker habe ich auch nicht, bei mir gibt es richtige Schuhe”, sagt er. In seinem Laden gibt es stattdessen Schuhe aus einer Manufaktur in Florenz mit dem Namen Ducal. „Manche Modelle gibt es nur acht Mal weltweit. Außerdem können wir auf Bestellung für unsere Kunden individuelle Exemplare anfertigen lassen.”
Die Brücke zwischen Tradition und Moderne zeigt sich auch im Ladenbau. Dieser wurde von der Münchner Architektin Inna Dobiasch verantwortet, die bereits in die Gestaltung von Möller&Möller involviert war. So wurden stilistische Elemente aus dem Ladendesign des Vormieters, der Luxus-Marke Hermès, bewusst wieder aufgegriffen.
Das Interieur ist im Art déco-Stil gehalten. Eines der architektonischen Highlights ist eine integrierte Bar, die für eine entspannte Clubatmosphäre sorgen und so zum Verweilen einladen soll. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts sind zudem sog. Trunk Shows, also Events, bei denen die Markenhersteller ihre Ware persönlich im Laden präsentieren und den Kunden das dazugehörige Storytelling liefern. Den Anfang macht Sartorio Napoli Mitte Oktober.