17 Tonnen Glas, 14 Tonnen Metall und mehrere Containerladungen Holz: Nachdem Sinn die ehemalige Kaufhof-Filiale in der
Brühler Innenstadt Ende Oktober übernommen hatte, hieß es erst einmal entrümpeln. Dann startete der Umbau der Fläche, bei dem der Ladenbau bis auf die Decke und den Großteil des Bodens komplett neugestaltet wurde. Nach nur drei Wochen harter Arbeit feierte die neue Sinn-Filiale nun ihre Eröffnung. "Eine Rekordleistung", sagt Sinn-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel, dessen Team den Ladenbau in Eigenregie umgesetzt hat. "Wir haben die Fläche zu 95% neu gestaltet."
Sinn hat die 3.300m² Verkaufsfläche neu eingerichtet und über einen modernen Ladenbau aufgewertet. Die Fenster wurden geöffnet, die Beleuchtung komplett auf LED umgestellt, die aktuelle Technik inklusive WLan und Access-Points installiert. Zusätzlich sind 50 neue Shops von Partnern eingerichtet worden. Teilweise stammen die Möbel aus anderen Kaufhof-Filialen, die ebenfalls geschlossen worden sind. Laut Göbel, eine gute Möglichkeit in der Kürze der Zeit fast neue Möbel von Partner-Brands zu ergattern für die Shops. Das anhängige Parkhaus wird zurzeit noch renoviert und modernisiert.
Store des Tages Herbst 2020: Brühl: Das macht Sinn auf ehemaliger Kaufhoffläche
Am neuen Standort Brühl positioniert sich Sinn klar als Nahversorgerhaus. "Wir passen unsere Filialen dem jeweiligen Standort an", sagt Göbel. In Brühl hat das Haus wegen fehlender Wettbewerber in der Nähe auch mit 900m² eine sehr große Wäscheabteilung, für die die Hagener das ehemalige Kaufhof-Personal übernommen haben, denn das "kennt seine Kunden". Insgesamt arbeiten 35 Mitarbeiter auf der Fläche.
Konzeptionell liegt der Fokus klar auf Sortiment und Beratung. "Unser Auftrag liegt nicht darin, Erlebniswelten zu schaffen", so Glöbel. "Wir sehen unseren Auftrag vielmehr in folgenden Punkten: ein stimmiges Sortiment, persönliche Beratung und modernes Einkaufserlebnis."
Entsprechend sind auch die Einkäufer gebrieft, die bei Sinn Sortimentsarchitekten heißen. Auf die Fläche kommen die Waren, die den global definierten Trend spiegeln. Budgets für Experimente sieht Göbel nicht vor.
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Insgesamt 120 Marken finden sich auf der Fläche. Partner-Shops sind eine wichtige Säule im Modell Sinn. "Wir leben nicht von einem Teil auf der Stange. Im konsumigen Bereich müssen wir die Standardgrößen vorrätig haben. Seit 2015 haben wir kontinuierlich die Warenmenge in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten reduziert bei fast identischen Umsätzen", so Göbel, der betont, dass der Eigenmarkenanteil in den Standorten unter 1% liegen. "Wir haben die Regel: Es gibt nicht mehr als acht Teile auf dem Stapel."
Auch wenn Sinn schon Erfahrungen mit Geschäftseröffnungen zu Corona- bzw. Lockdownzeiten hat - bereits in der ersten Jahreshälfte eröffnete die Hagener Gruppe Häuser in Unna und Essen - bietet die Gruppe bislang keinen Online-Shop an. Wer darüber mit Herrn Göbel spricht, dem wird schnell klar: Mit einer einfachen eins-zu-eins-Abbildung im Netz ist es für ihn nicht getan. Aber: In den nächsten 12 Monaten ist definitiv etwas geplant. Näheres will Göbel dazu aber nicht sagen.
Es ist aktuell nicht das digitale Geschäft, das er im Sinn hat, sondern das stationäre. Und das nächste Projekt ist schon im Bau: Sinn ist neuer Großmieter im Bad Homburger Louisen-Center. Aktuell wird das Einkaufszentrum bereits umgebaut, im März 2021 soll es eröffnen. Es soll eine Fläche geschaffen werden, die neben Sinn auch andere bereits existierende Geschäfte wie ein Café, die Post, Dänisches Bettenlager und Saturn unter einem Dach vereint.
Und Göbel hält weitere Expansionen für sehr wahrscheinlich: "Ich habe das Gefühl, dass wir schon bald weitere Standorte übernehmen." Nähere Informationen ließ er sich aber auch hier nicht entlocken. Allerdings
gibt es gerade einige Insolvenzen am Markt, die sicherlich von ihren Standorten für andere Händler sehr interessant sind. Aber das bleibt aktuell noch Spekulation, wie die TW bereits früher andeutete.