Leihen ist das neue Besitzen - was bei Musik, Filmen und Autos schon länger gut funktioniert, wird nun auch mit Bekleidung immer öfter ausprobiert. Neuestes Beispiel: Pool in Berlin. Der 200m² große Laden in Berlin-Kreuzberg hat vor kurzem seine Türen geöffnet und bietet nichts zum Kauf, aber jede Menge Bekleidung zum Leihen an.
Gegründet wurde das Konzept "Pool" im Jahr 2020 von Rune Orloff und Kristian Rix in Berlin. Bei dem neuen Konzept geht es auch darum, den Konsum von Bekleidung nachhaltiger zu gestalten: "Wir kaufen Dinge, um sie zu besitzen, auch wenn wir sie eigentlich nur benutzen müssen. Wenn wir jetzt zu einem Post-Ownership-System übergehen, können wir die Verschwendung für Einzelpersonen und somit auch für die Branche insgesamt verringern", so Rune Orloff.
Store des Tages Herbst 2021: Pool in Berlin
In einer ersten Testphase haben die beiden Gründer das Konzept sowohl digital wie auch physisch erprobt und dann festgestellt: "dass unsere Mitglieder gerne in unseren Space kommen, um Kleidungsstücke anzuprobieren, sich über Styles auszutauschen und grundsätzlich unser Angebot physisch und nicht nur digital zu durchstöbern. Also haben wir beschlossen, einen größeren Raum auszubauen, der unseren täglichen Betrieb erleichtert, die Beziehung zu unseren Mitgliedern stärkt und ihnen tatsächlich Zugang zu einem riesigen begehbaren Kleiderschrank gibt", erklärt Kristian Rix. Die Idee für den Pool Store war geboren.
Angeboten werden insgesamt drei Modelle – für jeweils 9, 29 und 49 Euro im Monat, abhängig vom Wert der zu leihenden Stücke. Mit 9€ erhalten Mitglieder Zugang zu allen Produkten unter 100 € Originalpreis, für 29€ zu allen Produkten unter 500€ Originalpreis. Wer 49 € zahlt, kann alles ausleihen, auch über 500€ Originalpreis. Das Abo ist jederzeit kündbar und hat keine Mindestlaufzeit. Das Sortiment setzt sich derzeit aus rund 1500 Teilen zusammen, u.a. der Labels Aeance, Arys, Carcel, Comme des Garçons, Daily Paper, Hien Le, Highsnobiety, John Elliott, Mykita, Nanushka, Nike, Nudie Jeans, PB 0110, Permanent, Rhude, Soulland, Superconscious und Ufu.
Alles was im Laden angeboten wird, stammt aus den Lägern der Partner und wird erst bezahlt, sobald es zum ersten Mal ausgeliehen wird. Es wird also nichts extra für den Store produziert. Vielmehr setzt sich das Sortiment größtenteils zusammen aus Stücken wie Pressemustern, Überproduktionen, Deadstock und Upcycling in limitierter Auflage. Das Angebot ist vorerst auf den Raum Berlin beschränkt, denn neben dem physischen Store gibt es einen Onlineshop, in dem man sich die gewünschten Teile aussuchen kann. Diese werden dann umweltfreundlich per E-Bike geliefert.
Für alle, die auf das Shoppingerlebnis im Geschäft nicht verzichten möchten, ist der neue Laden die richtige Anlaufstelle. Eine "Swap-Box" im Eingangsbereich macht sogleich deutlich, dass es sich hier nicht um ein gewöhnliches Geschäft handelt. Hier können zuvor online zusammengestellte Bestellungen abgeholt und nicht mehr gewünschte Teile wieder abgegeben werden. Diese werden nach der Benutzung professionell gereinigt. Außerdem sind alle Teile gegen Verschleiß versichert. Jedes Teil, das man sich aussucht, kann man so lange behalten wie gewünscht, es gibt keine zeitliche Begrenzung. Nur eine Begrenzung auf die Anzahl der Teile, die man ausleihen kann.
Der Ladenbau wurde ebenfalls unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit entworfen. Statt Holz kommt Honext zum Einsatz – ein neuartiges holzähnliches Material aus recyceltem Karton. Wiederverwertete Kleiderbügel sowie upgecycelte Metallregale werden dem nachhaltigen Anspruch ebenfalls gerecht.