Über 1500 Premiumkunden – sie geben mehr als 1000 Euro jährlich aus – hat das Haus. Ein beachtlicher Wert für eine Stadt mit rund 140.000 Einwohnern. M. Schneider ist seit 1905 da, setzt eigenen Angaben zufolge einen zweistelligen Millionenumsatz um. Einen anderen, vergleichbaren Multilabel-Retailer gibt es in dem hessischen Oberzentrum nicht. Galeria vis-à-vis, TK Maxx und Woolworth nebenan.
C&A zwei Gehminuten entfernt. Dazwischen Döner, Handy, Wetten.
Store des Tages Herbst 2021: M. Schneider in Offenbach
Offenbachs Einkaufsstraße ist unattraktiv, da lässt sich nichts beschönigen. Und dann kommt Becker: „Offenbach ist die am meisten unterschätzte Stadt im Rhein-Main-Gebiet.“ Zusammen mit H+P hat er Frequenz und Kaufkraft analysiert. „Das Potenzial ist da.“ Er glaubt an sein Quartier, sieht M. Schneider als Brücke zum beliebten Wilhelmsplatz, 100 Meter Luftlinie, mit seinem Wochenmarkt, der zum schönsten und vielfältigsten im Rhein-Main-Gebiet gewählt wurde.
Die Gentrifizierung schreitet voran. Neubauwohnungen im Hafen, im Goethequartier oder den Kappus-Höfen im Nordend entstehen, locken junge Familien. Mit der Neugestaltung des gesamten Marktplatz-Areals, des Innovationscampus und des Neubaugebiets am ehemaligen Güterbahnhof im Osten will Offenbach sich herausputzen. Becker selbst ist in verschiedenen Gremien wie dem Zukunftsclub Innenstadt und dem Gewerbeverein Treffpunkt engagiert. „Für eine vitale Innenstadt braucht es Kultur, Begegnungsstätten.“ Gerade hat Offenbach für das Projekt „Station Mitte“ und den Plan, die Stadtbibliothek in die Innenstadt zu verlagern, den Kommunalpreis und eine Million Euro aus dem hessischen Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ erhalten. „Veränderungen kommen. Aber sie brauchen Geduld“, sagt Becker. Auch der Rest des Zukunftskonzepts Offenbach Mitte liest sich gut. Einiges wird bereits umgesetzt, beispielsweise die Idee, Showrooms von etablierten Offenbacher Institutionen in der Innenstadt anzusiedeln. So hat im Juni der traditionsreiche Deutsche Wetterdienst eine interaktive Wetter- und Klimawerkstatt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aufgemacht. Ein Frequenzbringer.
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Bründl Sports eröffnet neues Flaggschiff
An diesem Freitag eröffnet in Kaprun das neue, erweiterte Flaggschiff von Bründl Sports. Mit verdoppelter Verkaufsfläche, gläsernem Panoramasteg und dem ersten Gastronomie-Projekt.
Ebenso glauben die Gesellschafter von M. Schneider an den Standort – zwei Millionen haben sie in den Komplettumbau des Modehauses investiert. „Das Investment stand bereits vor Corona fest. Wir haben dennoch keine Minute gezweifelt, nicht einmal als es zum Lockdown kam, und trotzdem mit den Renovierungen losgelegt“, so Becker. Alle fünf Geschosse, insgesamt 2.400m² Verkaufsfläche, wurden umgebaut. Jedes hat nun ein eigenes Farbkonzept (Umdasch). Dazu gehört ein Kassenbereich, der markant monochrom von Boden bis Decke in einer Pop Colour erstrahlt. Dazu gehören passende Einkaufstaschen aus Craft-Papier sowie individuell gestaltete Umkleiden. Jede Etage hat nun einen neuen Mittelpunkt, eine Highlight-Fläche, die mit massiven, schwarzen Deckengittern hervorgehoben wird, sowie Lounge-Möbel.
Im Zuge des Umbaues wurden die Sortimente neu sortiert. Nicht angetastet wurde allerdings die Stammabteilung Hosen im ersten Obergeschoss. „Wir sind schon immer sehr stark bei Hosen“, so Becker. „Die Stammabteilung aufzugeben, wäre zu krass für unsere Kunden gewesen.“ So wurde sie lediglich leicht aufgebrochen mit kleinen Dekoinseln. Shops von Cambio und Raffaello Rossi dazugestellt. Das zweite Obergeschoss „atmet“ jetzt. Im Herbst nehmen Jacken den Großteil der Damen Classic-Fläche ein, im Frühjahr Kleider. Die größte Veränderung: Menswear wanderte ins 3. OG. Neuer Magnet: Hugo Boss. „Wir sind stolz, dass wir für unseren Neustart so einen Leuchtturm gewinnen konnten.“ Auf gleicher Etage, ebenfalls neu: eine Espressobar. Kaffee für Kunden „nach Gefühl“, Kaltgetränke für Stammkunden, auch mal ein Spritz für Premiumkunden.
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Die neue Görtz-Generation in Düsseldorf
Im Gebäude-Ensemble Kö-Bogen II in Düsseldorf hat Görtz ein 1200m² großes Flagship eröffnet. Das "Store-Konzept der Zukunft" wurde in der Corona-Krise geplant, um sich für kommende Zeiten neu aufzustellen.
Die frei gewordene Fläche im Entree bespielt jetzt Womenswear Trend mit Brands wie Opus, Someday, Marc O’Polo und Selected. Veromoda bildet die Einstiegspreislage. „Viel jünger, viel attraktiver“, so Becker. Kunden ab 35 sollen davon angesprochen werden.
Um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen, investiert M. Schneider in eine Kunden-App. Seit nun vier Wochen gibt es sie im App-Store. Bei der Flut an digitalen Kundenkarten, die es mittlerweile im Handel gibt, stellt sich die Frage, was – neben obligatorischen Rabatten und Einladungen zu Events – für Kunden ausschlaggebend ist. Becker: „Sicherlich unser Auswahlservice.“ Kunden können fünf Teile für vier Tage mit nach Hause nehmen und dort entspannt anprobieren, kombinieren und überlegen. Gezahlt wird erst, wenn die finale Auswahl steht. Aktuelle Downloads: 2100.
Etwa genauso viele Follower hat das Modehaus auf Instagram. Becker weiß, dass es heute zu seinem Job gehört, der Community Einblicke in seinen und den Arbeitsalltag seiner 80 Mitarbeiter zu geben. „Man darf nicht kamerascheu sein“, sagt er. „Ich musste mich allerdings auch erst einmal daran gewöhnen."