Pelz ist so beliebt wie schon lange nicht mehr. Ob als Bommel an der Mütze oder als Verbrämung an der Kapuze. Als Echt- genauso wie als Webpelz. Aber wie wichtig ist es den Kunden überhaupt, woraus die Bommel ist? Bevorzugen Sie echtes Fell oder Fake Fur? Was passiert, wenn sich der Webpelz als echtes Fell entpuppt? Und wie stehen sie zum Thema Nachhaltigkeit und Produktionsbedingungen? Der Reality-Check.
Anh Nguyen (26), Student. „Ich bin durch die vielen schlimmen Videos, die im Netz über die Misshandlung der Tiere für die Pelzindustrie kursieren, abgeschreckt und dem Thema Pelz gegenüber eher abgeneigt. Sollte aber nach meinem Kauf eines Fake Fur Produktes tatsächlich einmal herauskommen, dass auch Echtpelz enthalten war, würde ich es trotzdem weiterhin tragen. Ansonsten ist mir beim Kauf von Bekleidung nur wichtig, dass Baumwolle und keine synthetischen Fasern enthalten sind, da diese einen geringeren Tragekomfort mit sich bringen. Auch auf die soziale Verträglichkeit der Produkte achte ich, allerdings ist das von der Art des Produktes abhängig. Bis zu 20% würde ich mehr bezahlen, wenn damit bessere Produktionsbedingungen gewährleistet wären.“
Marion Wahl (47), Hausfrau. „Grundsätzlich wäre ich schon bereit einen höheren Preis für ökologisch produzierte Kleidung zu bezahlen, bin aber durch die Medien sehr verunsichert worden. Wer kann mir noch garantieren, dass auch Bio-Baumwolle drin ist, wenn Bio-Baumwolle draufsteht. Ist ein T-Shirt von H&M wirklich so viel schlechter als beispielsweise eines von Adidas? Zu dem Pelzskandal habe ich keine wirkliche Meinung, weil ich mich nicht darüber informiert habe und auch keinen Kunstpelz kaufe.“
Alida Weber (19), Studentin: „Echtpelz in einem Kunstpelzprodukt? Darüber wäre ich sehr verärgert, ich würde auf jeden Fall versuchen, das betroffene Modell zurückzubringen und den Laden nie wieder betreten. Ich meide sonst keine bestimmten Materialien, wenn es um meine Bekleidung geht, aber wenn ich die Wahl zwischen Pelz und Fake Fur habe würde ich immer zum zweiten greifen. Das Thema Nachhaltigkeit ist mir generell wichtig, ich würde sogar bis zu 10% mehr für einen fair produzierten Artikel ausgeben. Allerdings bin ich mir nie sicher, ob die Arbeitsbedingungen dann wirklich fair und sozial sind. Das einzige Zertifikat, dem ich vertraue ist der Oeko-Tex Standard 100.“
Peter Katze (28), Barkeeper: „Ich bin ein Gegner der Pelzindustrie und finde es deshalb besonders schlimm, wenn ich durch Halbwahrheiten hintergangen werde. Das Fleisch der Tiere wird in keiner Weise verwertet und somit einfach weggeworfen. Ich würde nie wieder Produkte eines Labels kaufen, von dem ich getäuscht wurde. Denn wer einmal das Vertrauen seiner Kunden missbraucht, der tut es auch wieder.“
Felix Müller (22) , Student. „Ich verstehe die ganze Aufregung überhaupt nicht. Ich finde, dass dieses ganze Kunstpelzthema total gehypt wird. Echter Pelz in meiner Bekleidung würde mich nicht stören, im Gegenteil ich würde es begrüßen. Die Menschen tragen doch schon immer tierische Produkte an ihrem Körper, warum muss es denn jetzt auf einmal anders sein? Bei Leder macht sich auch keiner Gedanken. Wenn ich Shoppen gehe, ist der einzige Anspruch, den ich an meine Bekleidung habe, dass sie nicht von Kindern gefertigt wurde. Infolgedessen würde ich auch niemals zu H&M oder Kik gehen, denn die Arbeitsbedingungen dort sind einfach unmenschlich. Lieber gehe ich zu einem Herrenausstatter und kaufe mir qualitativ hochwertige Kleidung.“
Lisa Aßmann(28), Verkäuferin: „Ich informiere mich schon darüber, welche Materialien in dem Produkt enthalten sind. Dabei ist es mir wichtig natürliche Rohstoffe wie Baumwolle zu tragen, Synthetics versuche ich zu umgehen. Genauso wie Echtpelz. Demzufolge hätte ich ein Problem mit Echtpelz im Fake Fur Produkt, schließlich sind die Bedingungen für die Tiere erbärmlich. Bei den Artikeln, die Angora enthalten haben, gab es auch einen großen Skandal, und ich finde es gut, dass man bei H&M die Produkte umtauschen konnte und die Produktion eingestellt wurde. Für ökologisch produzierte Artikel wäre ich übrigens bereit, bis zu 30% mehr auszugeben. Ich begrüße es auch, dass die Pflegeetiketten immer mehr Aufschluss über die Herkunft des Produktes geben.“
Sebastian Kaiser(13), Schüler: „Offen gesagt achte ich schon darauf, welche Materialien enthalten sind und wie das Produkt verarbeitet worden ist. Oft gibt der Preis auch schon Aufschluss darüber, ob es beispielsweise Echt- oder Kunstleder ist. Über die Frage Echtpelz oder Kunstpelz mache ich mir nicht so viele Gedanken, ich hätte auch kein Problem damit, wenn echter Pelz in meiner Jacke verarbeitet worden wäre, solange es sich normal anfühlt. Es wäre mir auch egal, dass ein Tier dafür gestorben ist, wäre es allerdings Hunde- oder Katzenpelz, würde ich das Produkt definitiv nicht mehr tragen.“
Andrea Schudok, 20 , Abiturientin:
„Ich schaue schon darauf, welche Materialien verwendet wurden. Im Sommer trage ich natürlich viel lieber Baumwolle als beispielsweise Polyester. Bezüglich eines falsch ausgezeichneten Kunstpelzartikels würde ich mir zunächst einmal mehrere Meinungen anhören und über die Marke recherchieren. Wenn es mehrere ähnliche Vorfälle bei diesem Label gibt, würde ich dort definitiv nichts mehr einkaufen. Wegen des schon gekauften Produktes würde ich mir überlegen, ob ich es weiterhin anziehen soll oder verkaufen würde. Ehrlich gesagt, würde ich gerne mehr für nachhaltig hergestellte Bekleidung ausgeben, letztendlich tue ich es aber nicht. Wo sollte ich auch nach solchen Artikeln suchen? Ich versuche meinen Beitrag zur Nachhaltigkeit durch das Tauschen, Spenden und Kaufen von gebrauchten Bekleidungsartikeln zu leisten.“
Sylvia Schneider (63), Rentnerin: „Hauptsächlich trage ich Baumwolle und zum Sport Bekleidung aus synthetischen Fasern, ich achte aber nicht immer ganz genau auf die verwendeten Rohstoffe. Natürlich würde ich mich über einen nicht vollständig ausgezeichneten Kunstpelzartikel ärgern, könnte es im Nachhinein aber nicht ändern. Ich würde das Produkt auch weiterhin tragen, schließlich habe ich es ja guten Gewissens gekauft. Außerdem achte ich sehr darauf unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt worden sind. Das zieht sich bei mir aber durch alle Lebensbereiche, dementsprechend kaufe ich auch nur Lebensmittel aus der Region. Generell gilt: Lieber weniger und dafür qualitativ hochwertige Produkte.“
Peter Müller (42), Jurist: „Beim Einkaufen achte ich eigentlich nur darauf, dass natürlich Rohstoffe wie Baumwolle oder Leder verwendet wurden. Synthetics hingegen meide ich. An einem falsch ausgezeichneten Fake Fur Artikel würde ich mich nicht stören. Das ist aber davon abhängig, ob das Tier für die Pelzindustrie gezüchtet wurde oder nicht. Wäre das Tier sowieso gestorben, hab ich kein Problem damit, wenn es dann an meinem Kleidungsstück landet. Meiner Meinung nach haben solche Firmen ihre Zulieferer nicht im Griff. Das ist aber kein spezielles Problem der Textilindustrie, sondern fast aller Branchen, die im Ausland produzieren. Ich bin auch eher skeptisch, wenn es um fair gehandelte und unter ökoligischen Bedingungen hergestellte Bekleidung geht. Die Bedingungen müssten schon zu 100% bestätigt sein, damit ich tiefer in meine Tasche greife.“
Umfrage: Barbara Gundling