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Mode im Museum

Mode zieht Massen an. Das zeigt sich auch dann, wenn sie unter eher künstlerischen Aspekten betrachtet wird. Die Alexander McQueen-Ausstellung im Victoria & Albert Museum in London dürfte zu den Highlights schlechthin in diesem Kunstjahr gehören. Nachdem bereits im Vorfeld der am 14. März startenden Ausstellung 30.000 Tickets verkauft wurden, hat das Museum jetzt noch einmal 50.000 nachgelegt. Aber das Werk McQueens ist bei weitem nicht die einzige vielversprechende Sammlung in diesem Jahr. So zeigt das Musée de la Mode Palais Galliera in Paris eine Werkschau des Schaffens von Jeanne Lanvin. Und im New Yorker Metropolitan Museum of Art läuft im Mai eine große Ausstellung an, die sich mit dem Einfluss Chinas auf die (aktuelle) Mode beschäftigt.

Interessante Einblicke gewährt auch die am 8. Mai startende Ausstellung in der Wiener Albertina mit Werken der US-amerikanischen Fotokünstlerin Lee Miller, einer engen Vertrauten und Kollegin von Man Ray. Ganz unglamourös und dennoch auch für Modeprofis von Bedeutung, dürfte „Fast Fashion – die Schattenseite der Mode“ sein. Die Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe setzt sich mit den sozioökonomischen und ökologischen Folgen von Mode und Konsum auseinander. Eine Auswahl der relevanten Ausstellungen rund um die Mode im ersten Halbjahr 2015:

ALEXANDER MCQUEENS HEIMKEHR NACH LONDON

Alexander McQueen Spray Painted Dress (1999)
Alexander McQueen Spray Painted Dress (1999)
Noch bevor die Ausstellung am 14. März ihre Tore öffnet, ist klar, dass „Alexander McQueen: Savage Beauty“ im Victoria & Albert Museum in London zu einem Publikumsmagneten werden wird.  Die Ausstellung wurde bereits jetzt um zwei Wochen verlängert und die Öffnungszeiten in den Morgen- und Abendstunden ausgedehnt. Das Interesse an der bisher umfangreichsten Werkschau des 2010 verstorbenen Designers ist enorm. Zwar wurde die Ausstellung bereits im Metropolitan Museum of Art in New York gezeigt, doch in London gibt es noch mehr Exponate zu sehen. Auch viele private Sammler steuerten Exponate bei. Insgesamt sind es über 200 Modelle und Accessoires, die gezeigt werden. Für den Direktor des V&A Martin Roth ist die Ausstellung auch eine Art Heimkehr des Künstlers: „Noch zu seinen Lebzeiten zeigte Lee Alexander McQueen schon hier, außerdem nutzte er die umfangreichen Sammlungen des Museums an Schneider-, Mal- und Fotokunst als Inspirationsquelle für seine visionären Designs.“

Alexander McQueen – Savage Beauty: 14. März bis 2. August 2015, V&A Museum, London

JEANNE LANVINS WERK IN PARIS

Jeanne Lanvin, Paris
Jeanne Lanvin, Paris
126 Jahre alt und immer noch einer der Top-Namen in der Riege der französischen Design-Häuser − das ist Lanvin. Gegründet wurde das Unternehmen 1889 von der Hutmacherin Jeanne Lanvin, zunächst als reines Hutgeschäft. 1908 erweiterte sie ihr Sortiment zunächst um Mädchenkleider, um sich dann Haute Couture, Pelz, Wäsche und Parfüm zuzuwenden. Ihre Entwürfe standen – auch in einer Zeit als minimalistische Eleganz an Bedeutung gewann – immer für einen verspielt-romantischen Stil. Das Palais Galliera widmet der Firmengründerin jetzt erstmals eine umfangreiche Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit Alber Elbaz entand, der seit 2001 Chefdesigner des Hauses ist. Über 100 Exponate, Kleider und Accessoires, aus der Zeit zwischen 1909 und 1946 werden zu sehen sein. Sie zeigen die charakteristische Handschrift der Designerin, ihre Vorliebe für Perlen und Kristallbesätze – und die Farbe Blau, in die sie sich beim Betrachten eines Gemäldes von Fra Angelico in Florenz verliebt hat. Gezeigt wird auch, wo Lanvin ihre Inspirationen fand, auf Reisen, in ihrer umfangreichen Sammlung von Stoffproben und Kunstbüchern.

Jeanne Lanvin: 8. März bis 23. August 2015, Musée de la Mode Palais Galliera, Paris

LEE MILLERS BILDER IN WIEN

Lee Miller, Foto: Man Ray
Lee Miller, Foto: Man Ray
Model, Fotokünstlerin, Kriegsreporterin – die Amerikanerin Elizabeth („Lee“) Miller (1907 bis 1977) arbeitete sowohl vor als auch hinter der Kamera. Und bewegte sich dabei in ganz unterschiedlichen Genres. Von surrealistischen Bildern über Mode-, Reise- und Porträt- bis hin zur Kriegsreportage reicht ihr Werk. Die Albertina in Wien widmet der 1907 in den USA geborenen Miller eine umfassende Ausstellung. Insgesamt 80 Werke sind dort ab dem 8. Mai zusehen. Ihre künstlerische Karriere begann Miller Ende der 1920er Jahre in Paris. Dort arbeitete sie eng mit Man Ray zusammen. Durch enge Bildausschnitte und experimentelle Techniken entstanden surrealistische Bilder. Später widmet sie sich vor allem der Reportagefotografie – unter anderem dokumentierte sie als eine der ersten die Verbrechen in den befreiten Konzentrationslagern in Dachau und Buchenwald, was sie Zeit ihres Lebens verfolgte.

Lee Miller: 8. Mai bis 16. August 2015, Albertina, Wien

CHINAS EINFLUSS AUF DIE MODE IN NEW YORK

Aus "In the Mood for Love"
Aus "In the Mood for Love"
China mal nicht unter Beschaffungsaspekten, sondern als modische Inspirationsquelle. Im Anna Wintour Costume Center des Metropolitan Museum of Art wird der Einfluss des Reichs der Mitte auf die Mode unterschiedlichster Epochen zu sehen sein. 130 Kleidungsstücke werden Exponaten aus der chinesischen Kunst- und Kulturgeschichte gegenübergestellt. Dazu gehören Filme genauso wie Gemälde und Porzellanfiguren. Zu erwarten ist eine opulente, kontrastreiche Schau. Einige Details dazu wurden schon im Rahmen der Presse-Preview Mitte Februar verraten. So schreibt Women's Wear Daily, dass ein Yves Saint Laurent-Abendkleid einer tradtionellen chinesischen Festrobe aus dem 18. Jahrhundert gegenüber gestellt werde, ein mit Drachen verziertes Gefäß aus dem 15. Jahrhundert treffe auf ein ähnlich gemustertes Abendkleid von Roberto Cavalli. Künstlerischer Leiter der Ausstellung ist der aus Hongkong stammende Kult-Regisseur Wong Kar-Wai (Happy together, In the Mood for Love, Chungking Express).

China – Through the looking Glass: 7. Mai bis 16. August 2015, Metropolitan Museum of Art, New York

FAST FASHION – DIE SCHATTENSEITEN DER MODE, HAMBURG

Tim Mitchell, Clothing Recycled
Tim Mitchell, Clothing Recycled
Eine kritische Auseinandersetzung mit der glamourösen Welt der Mode bietet die Ausstellung zum Thema Fast Fashion im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Konsum, Ökonomie und Ökologie werden unter folgenden Aspekten beleuchtet: Fashion & Victims, Mangel & Überfluss, Global & Lokal, Lohn & Gewinn, Kleidung & Chemie sowie Bekleidung & ökologischer Rucksack. Im so genannten Labor werden neue Fasern und Technologien vorgestellt sowie neue Designansätze des Recyclings, Upcyclings und Zero Waste, die zu einem ethisch vertretbaren Kleiderschrank führen könnten. Ein Parcours führt die Besucher durch den gesamten Konsumprozess vom Laufsteg über das Fotostudio bis zum Schaufenster und zur Umkleidekabine.

Fast Fashion – die Schattenseiten der Mode: 20. März bis 20. September 2015, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

KNOPFSCHAU IN PARIS

Déboutonner la Mode, Les Arts Décoratifs
Déboutonner la Mode, Les Arts Décoratifs
Aufgeknöpft. Das Musée des Arts Décoratifs widmet eine komplette Ausstellung dem Thema Knöpfe. Mehr als 3000 einzigartige Knöpfe aus aller Welt und unterschiedlichen Epochen wurden dafür zusammengetragen. So wird nicht nur die Geschichte des Knopfes vom 18. bis ins 21. Jahrhundert nachgezeichnet, sondern auch sein Einfluss auf die Mode. Die Kreationen von Silberschmieden, Juwelieren und Keramikkünstlern und ihre enge Zusammenarbeit mit Couturiers wie Elsa Schiaparelli werden besonders herausgestellt. Ein Teil der Ausstellung widmet sich darüber hinaus dem Umgang einflussreicher Modedesigner mit dem Knopf – von Balenciaga über Dior bis Yves Saint Laurent.

Déboutonner la Mode: 10. Februar bis 19 Juli 2015, Musée des Arts Décoratifs, Paris 




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